Ab Freitag leuchtet Schloss Drachenburg wieder Aufbau des Schlossleuchtens ist in vollem Gange

Königswinter · Ab Freitag bringen Wolfgang Flammersfeld und sein Team das Schloss Drachenburg wieder zum Leuchten. Bereits zum vierten Mal findet der Aufbau unter seiner Führung statt. Über das Leuchten will er noch nicht zu viel verraten.

Die Leiter ist zu kurz. Lucas Nocker steht auf der vorletzten Stufe, reckt den Arm zur Spitze der dicken Eisenstange, die mitten in der Halle steht, und noch immer fehlt fast ein Meter. „Vergiss es“, sagt Wolfgang Flammersfeld, zuckt kurz mit den Achseln. „Wir brauchen aus der Wagenhalle eine größere.“ Sagt's, dreht sich um, ist schon wieder weg.

Zeit ist kostbar in diesen Tagen, denn schließlich soll ab kommenden Freitag, Punkt 17 Uhr, Schloss Drachenburg wieder leuchten. Flammersfeld ist der Mann hinter den spektakulären Lichtkulissen und in diesen Tagen mit seinem Team im Dauereinsatz. Irgendwo im Park wird gehämmert. Weiße Holzstühle stehen in Plastik verpackt am Wegesrand. Im Foyer gleich hinter dem Eingang liegen Leuchtstoffröhren in Rot, Orange, Blau und Grün, daneben Kisten mit Klebeband, Strahlern und Gerätekabeln, die laut Beschriftung nur für das „Magische Quadrat“ genutzt werden dürfen. Klingt wie bei Harry Potter.„Der erste Teil der Ausstattung ist bereits am Samstag mit dem Lkw aus Frankfurt gebracht worden“, sagt Flammersfeld. Da haben er und sein Team gerade die „Winterlichter“ im Palmengarten wieder abgebaut.

Weitere Ausrüstung traf aus Dortmund und Erfurt ein, wo gleichfalls Veranstaltungen zu Ende gingen. Welches Teil an welcher Stelle des Schlosses schließlich seinen Platz findet, weiß in diesem Moment nur der Lichtkünstler selbst. Weiß er das wirklich? „Natürlich“, sagt der 65-Jährige und lächelt nachsichtig. Bereits zum vierten Mal kreiert Flammersfeld das Schlossleuchten und man merkt, dass es ihm Spaß macht. „Es gibt wohl kaum eine schönere Kulisse“, sagt er, zeigt auf das Schloss und das Rheintal zu dessen Füßen. „Die Kunst ist ja, dieses besondere Gebäude und das Licht perfekt aufeinander abzustimmen. Und das jedes Mal auf neue Art und Weise.“

Vor einigen Jahren habe ihn jemand vom Schloss nach seiner Lichtinstallation im Brückenkopf-Park Jülich angesprochen. Flammersfeld kam nach Königswinter, schaute sich das prächtige Gemäuer an und ließ sich zum Schlossleuchten inspirieren. „Beim ersten Mal war es anstrengend. Mittlerweile aber kenne ich hier jeden Winkel“, sagt er. „Nachts, wenn ich im Bett liege, kann ich gedanklich durch jeden Gang, jedes Zimmer gehen. Das macht die Planung natürlich deutlich einfacher.“Entsprechend hat er das Konzept für die vierte Auflage seiner Lichtinstallationen auch im Kopf. „Und auch mal irgendwo aufgezeichnet“, glaubt er. „Aber, mal ehrlich: Irgendwo steht's geschrieben, aber ob es dann auch wirklich so kommt?“

Orange, Rot, Lila und Gelb als dominierende Farben

Der Moment der ersten Lichtprobe, wenn tatsächlich der Schalter umgelegt wird, sei spannend, gibt er zu. „Man denkt sich etwas aus, aber ob es dann tatsächlich auch so wirkt, zeigt sich erst in diesem Moment.“„Drachen“, „Farben und Formen“ lauteten zuletzt die Überschriften zu seinen Lichtkunstwerken. Und in diesem Jahr? „Kurioses“, sagt er. „Das Unmögliche möglich machen.“ Flammersfeld will nicht zu viel verraten. Nur das: Orange, Rot, Lila und Gelb sind die dominierenden Farben. Im Park gibt es einen roten Wasserkran und fliegende Stühle. Flammen spielen eine gewichtige Rolle und ein Fisch, der eigentlich nur ein halber ist. Videobeamer und dynamisches Licht sind dabei seine Hilfsmittel. Es gibt eine Projektionsfläche in der Eingangshalle, „die etwas für Kluge ist“, wie er mit einem Grinsen sagt. Und Fußabdrücke an der Wand. Warum, dazu möge sich jeder seinen Teil denken, so der Künstler.Mittagspause für das Flammersfeld-Team, nachmittags gegen 15 Uhr. Es gibt Thunfischpizza, Wasser, Cola. Jeden Morgen reist die fünfköpfige Truppe aus Unna an, abends wieder zurück.

Alle wissen, wovon sie reden, haben das Schlossleuchten bereits mehrere Male aufgebaut. „Noch ist es entspannt“, sagt Achim Dietel. Die beiden letzten Arbeitstage vor dem Start hingegen endeten auch schon mal erst weit nach Mitternacht. Gibt es besondere Herausforderungen? „Die Treppen“, sagt Ingo Brune ohne Zögern. Alle lachen. Dann geht es weiter. „Wir packen 20 Stück von den Spiegelkugeln in die große Halle “, sagt Flammersfeld. Am Eisengestell im Foyer befestigen Dietel und Brune Leuchtstoffröhren mit Kabelbinder. „Nur rote und orange“, dirigiert der Chef. „Und eine grüne.“ In der Halle wurde inzwischen die zu kurze Leiter gegen eine größere getauscht. Ohne Höhenangst befestigt Nocker acht Halbbögen am oberen Ende der Stange, sodass eine überdimensionale Kugel entsteht. LEDs bringen das Objekt zum Leuchten – ab Freitag.Flammersfeld und sein Team werden dann schon wieder auf dem Weg nach Essen sein, um das Parkleuchten zu inszenieren. An einem Wochenende jedoch will der Lichtkünstler nach Königswinter kommen und sich „sein“ leuchtendes Schloss anschauen. Das hat er sich fest vorgenommen.

Schlossleuchten am 26. Januar bis 25. Februar, freitags, samstags und sonntags jeweils von 17 bis 22 Uhr. Erwachsene zahlen neun Euro, Kinder ab sechs Jahren vier Euro. Kombitickets inklusive Fahrt mit der Drachenfelsbahn: 15/neun Euro. Weitere Infos: www.schloss-drachenburg.de

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