Arbeiten oberhalb der Bundesstraße beginnen Aufwendige Felssicherung über der B 42

Siebengebirge · Die Sanierungsarbeiten im Hang oberhalb der Bundesstraße zwischen Rhöndorf und Königswinter kosten 320.000 Euro und dauern zwei Monate. Ein Besuch auf der Baustelle.

Seit Montag bis voraussichtlich Ende November ist eine Fahrspur der B 42 zwischen den Anschlussstellen Rhöndorf und Königswinter in Fahrtrichtung Köln gesperrt. Grund sind nicht etwa Arbeiten an der Bundesstraße, sondern eine Hangsicherung.

Die Sperrung ist erforderlich, weil die Baustelle nur über ein Privatgrundstück zu erreichen ist. Bohrgerät und Material müssen daher von der Bundesstraße aus mit einem Kran auf die Arbeitsplattform transportiert werden. Der Kran soll am Mittwoch aufgestellt werden.

Bereits im Januar 2015 hatte Walter Gstirner die zuständigen Behörden darauf hingewiesen, dass die rund 100 Jahre alte Natursteinmauer unterhalb seines Grundstücks an der Straße „Am Domstein“ bröckelt, wie er am Montag berichtete. Neben der Mauer hatte sich außerdem ein knapp 0,8 Kubikmeter großer und rund zwei Tonnen schwerer Fels gelöst und war auf einer ebenen Fläche zum Liegen gekommen. Weitere Steine drohten sich ebenfalls zu lösen.

Baumaßnahme unter schweren Bedingungen

Unmittelbar nach dem Hinweis machten sich die Verantwortlichen vor Ort ein Bild von der Lage. Bis zum Beginn der Maßnahme dauerte es jedoch noch einmal fast drei Jahre, weil sich das Gelände nach Auskunft des verantwortlichen Bauingenieurs von Straßen NRW, Bodo Westphal, im Naturschutz- und FFH-Gebiet befindet und ein Umweltbegleitplan erstellt werden musste. Auch die Entwurfsplanung und die Ausschreibung hätten viel Zeit beansprucht.

Die Baumaßnahme selber wird ebenfalls unter erschwerten Bedingungen stattfinden. „Uns geht es nicht wesentlich besser als den Arbeitern damals am Siegfriedfelsen“, sagte Westphal. Verantwortlicher geologischer Gutachter ist übrigens wie beim Zaunbau am Siegfriedfelsen Johannes Feuerbach.

Felsen zerbröselt in der Hand

Am Montag noch konnte man die künftige Baustelle nur über das Privatgrundstück erreichen. Über ihr thront das Haus Drachenstein wie ein Adlerhorst. Durch einen Zaun an der rückwärtigen Seite des Grundstücks und über eine steile Treppe geht es auf die Plattform. Hier liegt auch der Felsbrocken, der sich gelöst hat und demnächst abtransportiert werden soll. Wie porös der Stein ist, demonstrierte Westphal, indem er ein Stück in seiner Hand zerbröselte. Wenige Meter unterhalb brausten die Autos über die B 42. Die Rinne, aus der sich der Felsbrocken gelöst hat, wird mit Natursteinen neu aufgebaut und mit 15 drei Meter langen Injektionsankern befestigt.

Die daneben gelegene Natursteinmauer wird mit 24 sieben Meter langen Ankern regelrecht an den Fels gedübelt. Auf einer Länge von neun Metern wird sie zusätzlich noch durch ein Netz gesichert. Drei tiefe Löcher sind an dieser Stelle ausgehoben worden, um die Gründung der Mauer in Augenschein zu nehmen. „Die Mauer ist auf den Fels gebaut. Der Untergrund ist in Ordnung“, sagte Westphal. Auf dem beengten Raum sollen in den kommenden Wochen zwei Bagger zum Einsatz kommen. Zunächst einmal wird die Mauer jedoch freigeschnitten. Das ist seit dem 1. Oktober wieder möglich, da Ende September die Schonzeit für Gehölze abgelaufen ist.

Häuser vom Hangrutsch bedroht

Walter Gstirner freut sich, dass der Steilhang unter seinem Grundstück jetzt befestigt wird. Sein Großvater hatte das Haus Drachenstein in den 1920er Jahren gekauft. Das Baujahr schätzt er auf 1916. Damals sei wohl auch die Natursteinmauer gebaut worden. Als die neue B 42 in der ersten Hälfte der 1980er Jahre gebaut wurde, habe sich das Grundstück noch terrassenförmig bis an die Bahnlinie erstreckt. „Der damalige Königswinterer Bürgermeister Günter Hank hat damals erreicht, dass der Hang in das Eigentum des Bundes überging“, sagte Gstirner. Dafür ist er ihm im Hinblick auf die bevorstehende Sicherungsmaßnahme heute noch dankbar. Denn die Kosten werden laut Westphal bei rund 320 000 Euro liegen. „Ich bin sehr froh, dass das jetzt endlich gemacht wird“, meinte Gstirner. Schließlich hätte sein Haus bei einem größeren Hangrutsch durchaus in Mitleidenschaft gezogen werden können.

Auch auf einen positiven Nebeneffekt der Baumaßnahme freut sich Gstirner. „Während der Bauzeit wird es bei uns sicher deutlich leiser.“ Statt mit den normalerweise erlaubten 100 Stundenkilometern werden die Fahrzeuge auf der B 42 auf der einen Fahrspur mit verringerter Geschwindigkeit fahren müssen. Zur halbseitigen Sperrung der Fahrbahn gab es laut Westphal auch keine Alternative. „Der Materialtransport wäre sonst unmöglich“, sagte er. In den vorgesehenen zwei Monaten Bauzeit seien übrigens bereits alle Unwägbarkeiten, zum Beispiel durch schlechtes Wetter, berücksichtigt.

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