Autor aus Königswinter stellt neues Buch vor Die Beschäftigung mit dem Sterben nicht als Tabu begreifen

Niederdollendorf · Rüdiger Standhardt stellte sein neues Buch vor. Das Thema ist ein mutiger Umgang mit dem Thema „Tod und Sterben“ und welche Vorteile diese Form von „Achtsamkeit“ haben kann.

Rüdiger Standhardt vermittelt in seinem neuen Buch einen selbstverständlicheren Umgang mit dem Tod.

Rüdiger Standhardt vermittelt in seinem neuen Buch einen selbstverständlicheren Umgang mit dem Tod.

Foto: Iris Zumbusch

„Man kann das Leben nicht verlängern, auch nicht verbreitern, aber man kann es vertiefen“, so sagte einst Johann Wilhelm Kinau (1880-1916), auch bekannt als Schriftsteller mit dem Pseudonym Gorch Fock.

Rüdiger Standhardt sieht es mit dem Gedanken an den sicheren Tod eines jeden Menschen ebenso. Wer sich mit dem eigenen Sterben schon zu Lebzeiten bewusst auseinandersetze, würde die Fülle des eigenen Lebens tiefer erfahren und schätzen können. Standhardt, geboren 1962 in Bonn, ist Diplom-Pädagoge und studierte evangelische Theologe. Seit vielen Jahren ist er in der Erwachsenenbildung tätig, arbeitet als Persönlichkeits- und Achtsamkeitstrainer, ist Autor zahlreicher Bücher, die sich insbesondere mit dem Thema Vorbereitung auf den Tod auseinander setzen. Standhardt lebt in Königswinter und ist als ehrenamtlicher Hospizbegleiter beim ambulanten Hospizdienst „Ölberg“ aktiv.

Persönliche Erfahrungen mit dem Tod prägten die Sichtweise des Autors

„Mein persönliches Motto lautet: Mutig, lebendig und humorvoll leben und zugleich stets abflugbereit sein!“, sagte Standhardt vor einer Lesung in der Kapelle des Niederdollendorfer Friedhofs. In seinem jüngsten Buch „Die Kunst, den Tod ins Leben einzuladen“ gibt er Denkanstöße für einen achtsamen Umgang mit Sterben, Tod und Abschied.

Seine erste Erfahrung mit dem Ausblick auf den Tod habe er mit 13 Jahren gemacht. Da habe seine Urgroßmutter im Altersheim angekündigt: „Der Herrgott kann mich holen kommen, ich bin bereit“. Die Bereitschaft zu gehen, habe ihn tief beeindruckt. Auch während des Zivildienstes habe er Erfahrungen mit Sterbenden gemacht und Zivildienstleistende begleitet, die erstmals mit Sterbenden zusammenkamen. „Es sind heilige Momente, sich bei Sterbenden ans Bett zu setzen, da zu sein, zu schweigen, zu halten, ein Freund auf Zeit sein, dem Sterbenden das Gefühl zu geben: Der bleibt an meiner Seite“.

Dennoch: Trauer sei durchgängig im Leben und der Tod sei zweifellos eine Katastrophe, insbesondere für die Menschen die dem Verstorbenen nahe standen. Und doch seien es die Katastrophen, die im Leben zu Chancen werden könnten.

Die positive Seite von negativen Erfahrungen

„Das Wort Katastrophe bedeutet Vernichtung und Zerstörung. Ob aus einer Katastrophe eine Wende erfolgt oder ein Steckenbleiben in der Tragödie, hängt von unserer Sichtweise ab und unserer Fähigkeit, auch in einer schwierigen Lebenssituation eine Chance zu sehen und kreativ zu handeln“, las Standhardt in der Kapelle Niederdollendorf aus seinem Buch. Gebannt folgte das Auditorium seinen Ausführungen, bei denen Standhardt sehr persönliche Einblicke in die eigene Erlebniswelt offenbarte.

Trennung, Krankheit und Enttäuschung im menschlichen Miteinander habe auch er erfahren. Aber nach einer längeren Zeit des Innehaltens habe er aus Katastrophen Kraft schöpfen können. „Die größte Befreiung am Ende meiner Katastrophenerfahrung war, sowohl mir selber als auch den an der Katastrophe beteiligen Menschen zu verzeihen und sich darüber zu freuen, dass sich durch diese Erfahrungen in meinem Leben etwas Grundlegendes verändert hat und noch weiter verändern wird“. Neugierig und selbst bestimmt und damit offen für das Leben zu bleiben sei wichtig, gab Standhardt am Ende der Lesung den Zuhörern mit auf den Weg.

Weitere Informationen unter www.forumachtsamkeit.de.

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