Aktion mit orangen Sitzbänken Bad Honnef und Königswinter setzen Zeichen gegen Gewalt an Frauen

Bad Honnef/Königswinter · Bad Honnef und Königswinter beteiligen sich an der Aktion „Orange Bänke gegen Gewalt an Frauen“. Mehrere solcher Sitzbänke, die für das Thema sensibilisieren, wurden jetzt aufgestellt.

 Die Königswinterer Gleichstellungsbeauftragte Frauke Fischer koordiniert in der Stadt die Aktion „Orange Bänke gegen Gewalt an Frauen“.

Die Königswinterer Gleichstellungsbeauftragte Frauke Fischer koordiniert in der Stadt die Aktion „Orange Bänke gegen Gewalt an Frauen“.

Foto: Frank Homann

Die Farbe Orange steht nicht nur für Licht und Wärme, der auffällige Farbton ist zugleich Symbol für Gewaltfreiheit. Die leuchtend-orangen Bänke, die am Donnerstag – am 40. Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen – in Bad Honnef und Königswinter aufgestellt wurden, sollen demnach ein Zeichen setzen und darauf aufmerksam machen, dass auch vor der eigenen Haustür tagtäglich Frauen und Mädchen Unterdrückung oder Gewalt erleben.

„Es gibt keinen Tag, an dem wir zwischen Beuel und Bad Honnef keinen Einsatz wegen häuslicher Gewalt haben“, berichtete Hauptkommissar Gerd Peter, Leiter der Polizeiwache Ramersdorf, bei der Vorstellung der kreisweiten Aktion „Orange Bänke gegen Gewalt an Frauen“ vor dem Rathaus in der Königswinterer Altstadt. Der Bonner Polizeipräsident Frank Hoever konnte diese erschreckende Bilanz noch mit aktuellen Zahlen untermauern: „Allein in Königswinter hat es in diesem Jahr schon 50 Fälle häuslicher Gewalt gegeben. Und das sind nur die, die zur Anzeige gebracht werden. Es wird ein nicht unerhebliches Dunkelfeld in diesem Bereich geben.“ 2019 wurden 40 Fälle registriert, im vergangenen Jahr 30 – Tendenz also steigend.

Oft rufen Nachbarn die Polizei

„Diese Einsätze haben für uns ein ganz schönes Gewicht: Wir fahren dort nicht nur mit einem, sondern mindestens zwei Streifenwagen hin – auch, um die betroffenen Parteien getrennt befragen zu können“, erläutert Peter. Das Bedrückende: „Wenn wir gerufen werden, ist die Gewaltspirale oft schon sehr weit fortgeschritten.“ Alarmiert werden die Beamten zumeist nicht von den Frauen selbst, sondern von Außenstehenden, „zum Beispiel von Nachbarn, weil es denen zu laut wird – die Betroffenen rufen nicht selber an, weil sie einfach Angst haben“. Angst vor weiterer Gewalt, vor Rache oder auch einfach Existenzangst.

Gewalt gegen Frauen spielt sich entgegen der weitläufigen Meinung nicht nur in besonderen gesellschaftlichen Schichten ab, sie kommt Peter zufolge überall vor. Die Gründe seien vielschichtig, „häufig ist es nicht der Hang zur Aggressivität, der den Täter zur Tat treibt“. Es gebe immer eine Geschichte dahinter, darum werde jeder einzelne Fall, zu dem die Polizei gerufen werde, immer ausführlich geprüft.

Auch Kinder betroffen

Besonders schwerwiegend ist es, wenn auch Kinder betroffen sind – die Folgen für deren Zukunft sind absehbar, wenn nicht gehandelt wird: „Die Traumatisierung der Kinder wird uns irgendwann wieder einholen“, so Peter. Wichtige Maßnahme der Polizei im Falle häuslicher Gewalt ist, neben der Strafanzeige, die Gefahrenabwehr, sprich: den Täter der Wohnung zu verweisen – zunächst einmal für zehn Tage. „Der Grundsatz bei uns heißt: Wer schlägt, der geht“, betont Hoever. „Gewalt gegenüber Frauen ist absolut inakzeptabel.“ Die Einhaltung dieses Betretungsverbots werde auch regelmäßig kontrolliert.

Ebenso wichtig sind die fachkundige Beratung und Begleitung betroffener Frauen – erste Kontakte stellt auch die Polizei her. Hier kommen unter anderem die Mitarbeiterinnen des Frauenzentrums Bad Honnef „Frauen für Frauen“ zum Einsatz, für die das Thema „Gewalt gegen Frauen“ zu einem Kerngebiet geworden worden: „74 Prozent der Frauen, die 2020 zu uns gekommen sind, haben körperliche oder seelische Gewalt erlebt, 48 Prozent sexualisierte Gewalt“, wie Christine Hütten und Anouk Sterr berichten. Seit 2017 ist das Frauenzentrum auch Präventionsstelle, bietet Vorträge, Schulungen, Workshops und Supervision an. „Prävention ist ganz wichtig. Wir wollen nicht nur die Scherben zusammenkehren müssen“, betont Hütten. Die Präventionsarbeit findet auch in Schulen statt. „Viele Mädchen lernen in ihrer Erziehung leider nicht, Nein zu sagen, und viele Jungen lernen nicht, ein Nein zu akzeptieren“, so Sterr.

Hilfsangebote des Kreises

In Königswinter werden die insgesamt vier orange Bänke aufgestellt – zunächst an der Rheinallee, der Gesamtschule Oberpleis, am Busbahnhof Oberpleis sowie in der Oberen Straße in Thomasberg. Im kommenden Jahr sollen sie dann alle drei Monate ihren Standort wechseln. „Eine Bank wurde von Schülern des Carl-Reuter Berufskolleg des Rhein-Sieg-Kreises gebaut und erhält die Inschrift: No love withoutrespect“, berichtet die Königswinterer Gleichstellungsbeauftragte Frauke Fischer, die die Aktion in der Stadt koordiniert. Diese Bank werde durch die Schulen und die Häuser der Jugend in Königswinter wandern und dort mit Begleitworkshops für das Thema sensibilisieren. Alle Bänke tragen zudem eine Plakette, auf der die Hilfsangebote des Kreises aufgelistet sind. Die wiederum können mittels eines QR-Codes leicht abgerufen werden.

In Bad Honnef stehen die orangen Bänke vor dem Eingang des Hauses der Jugend, vor dem Begegnungszentrum Aegidienberg und auf dem Schulhof des Schlosses Hagerhof. Die Bänke wurden in den letzten Wochen durch Jugendliche in der Schule und in der offenen Jugendarbeit gestaltet.

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