Nach 145 Jahren ist der Ofen aus Bäckerei Blesgen in Ittenbach schließt am Samstag

Ittenbach · In dieser Woche endet eine sehr lange Tradition: Nach 145 Jahren gehen am Samstag, 30. Juni, in der Bäckerei Blesgen das Licht und der Ofen aus. „Wir schließen unsere drei Filialen“, teilte Bäckermeister Frank Blesgen am Mittwoch mit.

In der Spitze hatte das 1873 gegründete Unternehmen sogar neun Filialen. Bereits vor Jahren wurden die zwei in Bonn und jeweils eine in der Königswinterer Altstadt, in Dollendorf und in Eudenbach geschlossen. Ende Mai war dann auch in Heisterbacherrott Schluss.

Bis Samstag kann man Blesgen-Brötchen noch in der Hauptstelle und beim Rewe-Markt in Ittenbach sowie in Hennef-Geistingen kaufen. Für die verbliebenen 20 Mitarbeiter, in der Spitze hatte das Unternehmen bis zu 60 Angestellte, ist das betrüblich, gefährdet aber nicht ihre berufliche Existenz. „Meine Mitarbeiter haben alle einen neuen Job“, sagt Blesgen. Was aus den Filialen wird, sei noch offen. „Da bin ich in Gesprächen.“

Frank Blesgen hatte die Bäckerei 1995 von seinem Vater übernommen. Das Unternehmen war in den folgenden Jahren weiter gewachsen, eine Entwicklung, die jedoch nicht nachhaltig war. „Seit Jahren hatte ein Schrumpfungsprozess eingesetzt, der jetzt ein Ende findet“, so der Bäcker. Da zudem definitiv feststehe, dass er keinen Nachfolger findet, habe er nun die Entscheidung getroffen.

Abschiedsparty am Samstag

„Da muss man das zu einem ordentlichen Ende bringen“, sagt er. Zum Abschied soll es am Samstag in der Hauptstelle in Ittenbach noch einmal eine große Party geben. „Ist dies doch für uns wie ein Leichenschmaus“, so Frank Blesgen. Ganz möchte er aber nicht ausschließen, dass er noch einmal in die Backstube geht. „Ob wir irgendwann weiter machen, wissen wir noch nicht.“

In nächster Zeit möchte der Bäcker erst mal ein wenig ausspannen. Das heißt aber nicht, dass er untätig sein wird. Blesgen hat sich in den vergangenen Jahren ein weiteres Berufsfeld erschlossen, indem er eine Essenz aus Rotwein geschaffen hat.

Sie trägt den Namen „1966 Lamota“. Die Kreation war ursprünglich als Grundlage für eine rote Herrentorte gedacht und ist als Sauce, Brotdipp oder Ergänzung zum Käse einsetzbar. Die Bezeichnung „Lamota“ hat dabei einen Hintergrund: Den Spitznamen erhielt Blesgen in seinen Wanderjahren, als er längere Zeit im Tessin lebte und in einer Pasticceria arbeitete. Im Tessiner Dialekt beschreibt „Lamota“ jemanden, der viel mischt und ausprobiert.

Dass Blesgen sein Handwerk gut versteht, brachte ihm vor drei Jahren eine Einladung zum ZDF-Fernsehduell „Deutschlands bester Bäcker ein“. Patisserie-Weltmeisterin Eveline Wild als Jurorin schmolz beim Genuss der Blesgenschen Franzbrötchen geradezu dahin. Auch Brotpapst Peter Kopp konnte er überzeugen. Ebenso wie TV-Koch Johann Lafer, was ihm den Tagessieg bescherte. Die Aufgabe war ein Poschweck, ein Wecken, der eine Mischung aus Stollen und Panettone ist. Und da ist Blesgen ohnehin nicht zu schlagen. Schließlich war Panettone-Weltmeister Arno Marnin Antognini im Tessin sein Lehrmeister.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort