Kunstprojekt In Gelb Wie „Bananensprayer“ Thomas Baumgärtel ein Haus in Königswinter gestaltet

Königswinter · Als Teil des Kulturprojektes „Hotspot KW“ werden drei leerstehende Häuser in Königswinter gestaltet. Der Kölner Künstler Thomas Baumgärtel verwandelt die Fassade in der Hauptstraße 360.

Künstler Thomas Baumgärtl (v. l.) wird bei der Gestaltung der Fassade der Hauptstraße 360 In Königswinter von Jean Charles Breyer und Linn Saurer unterstützt.

Foto: Frank Homann

Die gelbe Klinkerfassade und die Fenster des Hauses in der Hauptstraße 360 in Königswinter verschwinden nach und nach unter einer Schicht weißer Grundierfarbe. Am Montag hat der als „Bananensprayer“ bekannte Kölner Künstler Thomas Baumgärtel im Rahmen des Kulturprojekts „Hot Spot KW“ mit der Gestaltung des leerstehenden Gebäudes begonnen. Wie die Fassade letztlich aussehen soll, das hat sich der Künstler zu dem Zeitpunkt noch nicht konkret überlegt. Sicher ist aber, dass es kein „Bananenhaus“, also eine Fassade voller Bananen, wie in Duisburg werden soll, denn das gebe es ja nun schon.

Bananensprayer Thomas Baumgärtel – mit einer Banane am Kreuz fing alles an

Fast fertig und, zu Bananensprayer Thomas Baumgärtel passend, komplett in Gelb gehalten, ist das Haus an der Königswinterer Hauptstraße.

Foto: Frank Homann

„Ich möchte es gerne reduziert halten“, sagt Thomas Baumgärtel, dessen Bananenkunst ihren Anfang während seines Zivildienstes in einem katholischen Krankenhaus in seinem Geburtsort Rheinberg nahm. Weil er die vielen hölzernen Kruzifixe, die dort hingen, schrecklich fand, hing er kurzerhand eine Banane ans Kreuz.

Das habe ihm viel Ärger mit den Ordensschwestern eingebracht und sei gleichzeitig der Moment gewesen, indem er erkannt habe, dass er, statt das von der Familie gewünschte Medizinstudium zu absolvieren, lieber Kunst machen will. Es folgten weitere künstlerische Experimente mit auf dem Ofen getrockneten Bananenschalen, bevor er schließlich 1986 eine Schablone nahm und die erste Banane an eine Hauswand sprühte. Inspiriert habe Baumgart dazu der französische Künstler Blek le Rat, der als Urvater der Stencil-Kunst, also Graffitis mithilfe von Schablonen, im öffentlichen Raum gilt.

Bekommt das Haus in Königswinter die markante Banane?

Danach gefragt, ob auch das Haus in Königswinter eine seiner markanten Bananen erhalten wird, sagt Baumgärtel zu Beginn der Arbeiten, dass das eigentlich nicht geplant sei. „Aber stimmt, eine Banane muss eigentlich schon sein.“ Die Königswinterer dürfen also gespannt sein, ob es das Obst doch noch auf die Hausfassade schafft. Ansonsten solle die Fassade komplett gelb werden und dann werde er womöglich einfach das Wort Freiheit darauf schreiben. Auch das Wort Demokratie könnte dort noch einen Platz finden. Damit wolle er darauf hinweisen, „dass Freiheit und Demokratie das Wichtigste sind“.

Es könne aber auch sein, dass am Ende etwas ganz anderes an der Hauswand prangt. Denn Künstler machten ja oft nicht das, was man erwarte, so Baumgärtel.

In diesem Fall zeigt sich zwei Tage später aber, dass der Künstler doch dem treu bleibt, was er sich vorgenommen hat. In sattem Gelb leuchtet die Hausfront an der Hauptstraße, Freiheit prangt in Schreibschrift geschrieben darauf. Eine Banane sucht der Betrachter allerdings noch vergebens. Doch es besteht noch Hoffnung: Die zweite Wand des Eckhauses wartet noch auf den letzten Schliff und wird voraussichtlich Montag oder Dienstag fertig. „Aber vielleicht wird es auch eines der wenigen Werke ohne Banane“, orakelt der Königswinterer Künstler Helmut Reinelt, der gemeinsam mit Franca Perschen vom „Kulturbüro Nr. 5“ Investor Verianos, dem die Häuser gehören, das Projekt „Hot Spot KW“ auf den Weg gebracht hat.

Drittes leerstehendes Haus wird im Juni gestaltet

Das Haus in der Hauptstraße 360 ist das zweite leerstehende Haus, das in Königswinter eine besondere Fassadengestaltung bekommt. Anfang Mai hatte der Berliner Künstler Gris, der für seine großflächigen Graffiti bekannt ist, bereits die Fassade der ehemaligen Wäscherei Schuchert an der Hauptstraße 373 neu gestaltet.