Ausstellung von Ilse Wegmann Baustellen, Züge und ein verwaister Kiosk

KÖNIGSWINTER · Baustellen, Züge und ein verwaister Kiosk: Mit diesen Phänomenen beschäftigt sich die Bad Honnefer Künstlerin Ilse Wegmann nun schon seit zwei Jahren.

 Ilse Wegmann mit ihrer Installation zum Thema Chaos an Baustellen.

Ilse Wegmann mit ihrer Installation zum Thema Chaos an Baustellen.

Foto: Frank Homann

Nachdem sie als "Artist in Residence" ihre Fotodokumentation über den Weltkiosk auf der Königswinterer Hauptstraße 395 vorgestellt hatte, ist das Projekt nun auf der gegenüberliegenden Straße in der "galerie 1" zu sehen. Schon bei den Fotografien zu dem Kiosk war zu erkennen, dass ein besonderes Augenmerk der Künstlerin auf den Güterzügen liegt, die hinter dem Kiosk vorbeirasen.

Die Thematik "Gleise" begleitet viele der ausgestellten Kunstobjekte: ein Zug aus Druckerpatronen, die einzelne Waggons darstellen, parallel zueinander verlaufende Holzbalken, die Zugschienen symbolisieren. Schienen, auf denen im Alltag Menschen und Güter transportiert werden, dienen bei Wegmann dem Transport von Fotografien und Kollagen. In den Waggons der Züge sitzen nicht nur gestaltlose Personen, sondern Menschen mit Geschichten und Zielen.

Diese Geschichten hat Wegmann in Fotografien festgehalten. An einer Wand hängt eine Fotografie mit der Überschrift "Wanted", das einer Vermisstenanzeige gleicht. Das Schwarz-Weiß-Bild zeigt zwei Hunde, die mit ihrem Herrchen, der nicht zu sehen ist, an der Bahnschranke warten. Wegmann hat einen Finderlohn ausgesetzt, wenn der Halter der Hunde sich denn bei der Künstlerin meldet. Am 21. Dezember gegen 12.15 Uhr befindet sich der Mann an dieser Stelle und wartet auf die Öffnung der Bahnschranke.

Die Baustelle und das sie umgebende Chaos sind neben dem Weltkiosk die Leitmotive der Ausstellung. Eine Installation aus Holzbalken symbolisiert dieses Chaos, das beizeiten auf Baustellen herrscht und aus dem - früher oder später - einmal Ordnung entstehen soll.

Wegmann geht es nicht nur um die Bilderwelt dieses Themengebietes. Sie widmet sich auch der ihm eigenen Sprache. So hängen an den Wänden weiße Plakate, auf denen in schwarzer Druckschrift die gängigen Vorsichtshinweise prangen. "Achtung Gleisarbeiten", "Betreten verboten" oder "Ausstieg in Fahrtrichtung rechts" heißt es darauf. "Überall in Königswinter trifft man auf Baustellen und abgesperrte Gebiete", sagt Wegmann. Diese Formen des Baus, Umbaus und Neubaus sind im Stadtleben nahezu unumgänglich. Dass sich die Künstlerin dieser Dinge nun annimmt scheint nur natürlich. Sie will diese Aspekte rund um öffentlichen Verkehr und Infrastruktur nicht detailgetreu abbilden, sondern "das Thema anreißen".

Der Gruppe "antiForm" ist es wichtig, dass sich Ilse Wegmann mit der unmittelbaren Umgebung in Königswinter auseinandersetzt. "Davon profitieren die Stadt und ihre Bevölkerung", sagt Helmut Reinelt. "Die Menschen hier sind warmherzig und hilfsbereit. Ich bin sehr gern hier", sagt Wegmann über ihre Erfahrungen in Königswinter.

Die international bekannte Künstlerin ist in Eisleben geboren und stellt seit Mitte der 80er Jahre in Frankreich, Ungarn, Kanada und im Rheinland aus, zuletzt im Kunstraum in Bad Honnef. 2002 erhielt sie die August-Macke-Medaille. Wegmann wird bis zum 11. Mai im Atelier an der Hauptstraße 395 arbeiten und in der "galerie 1" ausstellen.

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