„Wir bewegen Schule“ in Heisterbacherrott Beim Tanzprojekt in der Stenzelbergschule bekommt jede und jeder ein Erfolgserlebnis
Heisterbacherrott · Hefte und Stifte durften in dieser Woche ruhig im Ranzen bleiben: Die Kinder der Stenzelbergschule in Heisterbacherrott übten sich stattdessen in Breakdance, Hip Hop & Co. Beim Tanzprojekt ging es aber um weit mehr als Bewegung, die während Corona vielfach zu kurz gekommen war.
Viele bunte Trinkflaschen stehen am Rand der kleinen Bühne in der Aula der Stenzelbergschule in Heisterbacherrott. Tanzen ist Sport und Sport macht durstig – da ist es gut, wenn man zwischendurch immer mal schnell einen Schluck trinken kann. Zumal es bei den verschiedenen Choreografien, die die Grundschüler „aufs Parkett legten“, ganz schön flott zur Sache ging. Dass dabei selbst kleine Bewegungsmuffel ganz groß rauskamen, ist den Tanztrainern der Agentur „Wir bewegen Schule“ zu verdanken. Eine ganze Woche lang übten sie mit den insgesamt 270 Kindern die coolsten „Moves“, Hip-Hop- und Breakdance-Schritte und studierten sogar Solodarbietungen ein.
Finanziert wurde das Tanzprojekt, das erstmals an der Schule stattfand, vom Förderverein. Der wollte den Jungen und Mädchen nach der Pandemiezeit mit vielen Entbehrungen ein besonderes Gemeinschaftserlebnis ermöglichen – viel Bewegung inklusive, denn auch die ist während Corona bei vielen Kindern zu kurz gekommen.
Förderverein ermöglichte das Projekt
„Heute wird es richtig ernst, meine Lieben, denn heute ist Generalprobe.“ Trainerin Anna muss sich bei den Schülern der Schmetterlingsklasse nicht groß Gehör verschaffen: Die 24 Jungen und Mädchen der altersgemischten ersten und zweiten Klasse stehen in den Startlöchern. 90 Minuten haben sie jeden Tag lang geprobt, zum Abschluss dann der große Auftritt vor den Eltern. Und da muss natürlich alles sitzen wie aus dem „Effeff“.
Vor allem so manche Solo-Einlagen haben es in sich: Lenni zum Beispiel tanzt Breakdance und dreht sich sogar auf dem Kopf. Lina-Mae, Laura und Hannah beherrschen Spagat nicht nur auf dem Boden, sondern auch im Stand. Jan-Philipp läuft flott wie ein Käfer rückwärts auf Händen und Füßen und Thomas kann richtig gut Radschlagen. Jeder darf einmal im Mittelpunkt stehen und zeigen, was er kann. Konrektorin Patricia Schultheiß, zugleich Klassenlehrerin der Schmetterlinge, ist begeistert: „Das ist einfach toll.“ Genau wie ihre Kollegen freut sie sich, die Schüler mal ganz anders wahrnehmen zu können, als im normalen Unterricht. „Selbst die Jungen bewegen sich richtig frei, wenn man ihnen den Raum dazu gibt.“
Die wiederum sind, wie auch die Mädchen, gerade dabei, richtig coole Posen zu präsentieren, während Trainer Julius auf die Trommel haut. Evans, der wie Lena ebenfalls zum Team zählt, ist für die Akrobatik zuständig. Gemeinsam baut er mit den Kindern menschliche Pyramiden. Für seine eigene Showeinlage, das Balancieren eines Regenschirms auf der Spitze eines Stiftes, den er im Mund hält, gibt es Sonderapplaus. „Die Stimmung ist so super“, freut sich Schulheiß. Sie ist überzeugt: „Das trägt uns noch durchs ganze zweite Halbjahr.“
Lernschwierigkeiten und Konflikte sind vergessen
Nicht nur Gemeinschaft und Zusammenhalt würden durch das Tanzprojekt gestärkt, sondern auch die Selbstwahrnehmung und das Selbstvertrauen. Für die 13 ukrainischen Kinder, die die Schule besuchen, sei es obendrein besonders schön, „auch mal etwas ohne Sprache zu machen“. Patrick Decavele, Chef von „Wir bewegen Schule“, ist es besonders wichtig, dass die Kinder ihr maximales Können einbringen können und dass Lernschwierigkeiten und Konflikte untereinander vergessen sind. So konnten in der Tanzwoche alle Schüler erleben, wie positiv sich ein respektvoller und wertschätzender Umgang auf die Klassengemeinschaft, die eigene Motivation und die gemeinsame Begeisterung auswirkt. Und am Ende darf sich jeder fühlen wie ein richtiger „Dancing Star“.