Friedhofskonzept in Königswinter Bestattungen sind vielen zu teuer

KÖNIGSWINTER · Gestorben wird immer. Aber nicht immer werden die Verstorbenen auch an ihrem letzten Wohnort bestattet. Und immer seltener werden traditionelle Bestattungsformen gewählt, weil sie vielen Hinterbliebenen zu teuer sind, der Pflegeaufwand zu hoch ist, oder die Verstorbenen zu Lebzeiten einen anderen Wunsch geäußert haben.

 Prächtige Denkmäler geben auf dem Friedhof am Palastweiher Zeugnis von der Kunstfertigkeit der Steinmetze, die in Königswinter gearbeitet haben.

Prächtige Denkmäler geben auf dem Friedhof am Palastweiher Zeugnis von der Kunstfertigkeit der Steinmetze, die in Königswinter gearbeitet haben.

Foto: Frank Homann

Bei gleichbleibenden Kosten für die Unterhaltung der Friedhöfe bringt das Kommunen wie Königswinter in immer größere finanzielle Schwierigkeiten. Die Verwaltung hat daher jetzt ein Konzept für eine Reorganisation des Friedhofswesens vorgelegt.

Auf 130.000 Euro belief sich der Fehlbetrag im vergangenen Jahr. Erträgen in Höhe von 641.000 Euro standen Aufwendungen in Höhe von 771.000 Euro gegenüber. Von den 10.996 Gräbern auf den elf Friedhöfen in der Stadt sind 2200 zurzeit nicht belegt.

"Nicht zuletzt um Kosten und aufwendige Pflege zu sparen, geht der Trend weg von der Sargbestattung hin zu neuen Bestattungsformen", heißt es in der Vorlage der Verwaltung für den Bau- und Verkehrsausschuss. So werde zum Teil die Möglichkeit der Baumbestattung in Nachbarkommunen wahrgenommen.

Auch werde die früher selbstverständliche Aussegnung in der Trauerhalle wegen der hohen Gebühren immer häufiger durch eine Verabschiedung bei den Bestattern ersetzt. Die Benutzung der Trauerhallen kostet je nach Friedhof zwischen 100 und 375 Euro. Nur bei 55 von 344 Bestattungen machten die Hinterbliebenen im vergangenen Jahr von diesem Angebot Gebrauch.

Die Verwaltung hält es daher für unerlässlich, das Angebot an Bestattungsarten zu erweitern und der derzeitigen Nachfrage anzupassen. Um sich über die Möglichkeiten zu informieren, wurden Gespräche mit Vertretern von Bestattungsunternehmen, Kirchen, dem Hospizdienst und Verbänden geführt. Außerdem wurde das Angebot in anderen Kommunen des Rhein-Sieg-Kreises gesichtet.

Als Maßnahmen zur Kostensenkung kommen aus Sicht der Verwaltung zwei Möglichkeiten in Betracht. Zum einen könnte die Bestattung in Königswinter auch auswärtigen Personen ermöglicht werden. Außerdem sollten unbedingt neue Bestattungsformen zugelassen werden, um der Nachfrage gerecht zu werden. In diesem Zusammenhang nennt die Verwaltung folgende Beispiele:

Aschestreuung: Die Asche des Verstorbenen wird der Urne entnommen und auf einem mit Rasen eingesäten Urnengrabfeld unterhalb der Grasnarbe verstreut.

Urnenrasengräber: Die Grabplatten auf einer durchgehenden Rasenfläche kommen ohne Einfassung aus und sind dadurch deutlich preiswerter.

Gemeinschaftsgräber: Auf dem Friedhof Palastweiher könnten aufgegebene Familiengräber als pflegefreie Gräber mit Bepflanzung zur Bestattung von Särgen oder Urnen angeboten werden. Der vorhandene Grabstein und die Einfassung bleiben bestehen.

Baumbestattungen: Dabei handelt es sich um Urnenbestattungen unterhalb einer Baumkrone im Wurzelbereich ohne Kenntlichmachung der genauen Lage. Die Namen der Verstorbenen werden auf einer zentralen Stele oder einem Gedenkstein verewigt.

Bestattungen im Friedhofshain: Siehe Baumbestattung. Die Möglichkeit besteht auf dem Waldfriedhof in Oberdollendorf.

Exklusive Grabstätten: Urnen-, Reihen- und Wahlgräber mit jahreszeitlich wechselnder Bepflanzung in einem anspruchsvoll gestalteten Grabfeld, dessen Pflege eine Gärtnerei oder der Baubetriebshof übernehmen.

Kolumbarium: Urnen werden in einem Gebäude oder Gewölbe auf dem Friedhof an einer Wand in kleinen Kammern beigesetzt.

Urnenwand: Siehe Kolumbarium. Die Beisetzung der Urnen erfolgt in oberirdischen Grabkammern, die mit Grabplatten verschlossen werden.

Allen neuen Bestattungsformen gemeinsam ist, dass sie meist geringere Kosten für die Stadt und die Angehörigen und einen geringeren Pflegeaufwand mit sich bringen. Die Prognosen der Verwaltung für die erwartete Nutzung reichen von 30 Fällen pro Jahr bei Urnenrasengräbern, jeweils 20 bei exklusiven Grabstätten und Baumbestattungen bis zu nur einer Bestattung bei einem Kolumbarium oder Urnenwänden.

Der Bau- und Verkehrsausschuss tagt am Dienstag, 26. August, um 17 Uhr, im Rathaus Oberpleis.

Die bisherigen Bestattungsformen in Königswinter

Von 344 Bestattungen im Jahr 2013 in Königswinter entfielen 113 auf Erd- und 231 auf Urnenbestattungen. In 176 Fällen entschieden sich die Hinterbliebenen für Bestattungen in Urnen-Wahlgrabstätten. Eine solche Grabstelle kostet 1130 Euro. In 90 Fällen wurden die Verstorbenen in einer Wahlgrabstätte im Sarg bestattet. Das Einfachgrab kostet hier 2825 Euro, das Tiefengrab 4041 Euro. Dazu kamen 14 Sargbestattungen (1310 Euro) und 16 Urnenbestattungen (620 Euro) in Reihengrabstätten, sieben Bestattungen in Grabkammern (1080 Euro) und 39 Bestattungen in anonymen Urnen-Reihengrabstätten (660 Euro).

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