Tag des offenen Denkmals Besucher erleben die Geschichte von Schloss Drachenburg

Königswinter · Beim bundesweiten Tag des offenen Denkmals erfuhren die Interessenten auf Schloss Drachenburg einiges zur Historie des Bauwerks und über den Erbauer Stephan von Sarter.

Wieso lässt sich jemand ein märchenhaftes Schloss bauen, prunkvoll ausgestattet vom Salon bis hin zum Schlafzimmer, und wohnt dann nicht darin? Das ist wohl die Frage, die sich viele Besucher von Schloss Drachenburg stellen. Eine genaue Antwort gab es zwar auch bei der Sonderführung am Sonntag nicht, dafür aber Gelegenheit, den Erbauer Stephan von Sarter ein wenig besser kennen – und vielleicht verstehen zu lernen.

Die Führung durch das Schloss fand anlässlich des bundesweiten Tages des offenen Denkmals statt, der in diesem Jahr unter dem Motto „Pracht und Macht“ stand. Pracht und Macht – zwei Schlagworte, die zu von Sarter passen wie wohl sonst nur zu wenigen seiner Zeitgenossen.

Sein Werdegang vom Gastwirtssohn zum Schlossherrn mutet ebenso märchenhaft an wie das Bauwerk, das er unterhalb des Drachenfels errichten ließ. „Es gibt keine persönlichen Aussagen von ihm, was er genau mit dem Schloss vorhatte“, erklärte Besucherführerin Walburga Schulte-Wien den rund 20 Teilnehmern. Ausstattung und Einrichtung würden allerdings darauf schließen lassen, „dass er sicherlich ursprünglich geplant hatte, mehr Zeit hier zu verbringen.“ Gereicht hat es dann allerdings nur zu gelegentlichen Kurzbesuchen.

Die Börse war sein Leben

Der erfolgreiche Finanzpublizist war viel in der Welt unterwegs, um seine Börsengeschäfte zu tätigen. 1833 als Sohn eines Gastwirtes in Bonn geboren, besuchte von Sarter nach dem Umzug der Familie nach Köln zunächst die Volksschule und dann das Gymnasium. Nach einer Banklehre führte ihn sein beruflicher Werdegang nach Paris und London, wo er die große Finanzwelt kennenlernte.

1862 machte er sich selbstständig und gelangte als Börsenexperte in Paris zu Geld und Ruhm. In Broschüren und seinem eigenen „Newsletter“ warb er unter anderem für die Finanzierung des Suezkanals. „Die Börse war sein Leben“, betonte Schulte-Wien. Mit Hilfe des deutschen Botschafters in Paris und einer Spende von 40 000 Mark wurde er 1881 von Herzog Georg von Sachsen-Meiningen-Hildburghausen in den Freiherrenstand erhoben.

Prunkbau statt Familienheim

Ein Jahr später ließ er dann Schloss Drachenburg für sich erbauen, „vermutlich vor allem zu Repräsentationszwecken“. Als „Familienheim“ jedenfalls war der Prunkbau nicht geplant: dafür sprechen die zahlreichen Salon- und Herrenräumen, in denen Damen unerwünscht waren.

Das Gästeschlafzimmer, das sich mit seinen weißen Möbeln und der „blumigen“ Tapete stark von den anderen Räumen unterscheidet, lässt allerdings die Vermutung zu, dass die holde Weiblichkeit dem Schlossherrn doch nicht ganz egal war. „Es hat da wohl mal eine Jugendliebe namens Cilly gegeben, und es wurde spekuliert, ob er dieses Schloss für sie erbaut hat“, verriet Schulte-Wien.

Etwas Festes sei aus der Romanze nicht geworden, auch nicht aus der Affäre, die er mit einer französischen Dame gehabt haben soll. Vielleicht hat er seinem Schloss aus Enttäuschung darüber den Rücken gekehrt. Wahrscheinlicher ist allerdings die Vermutung, dass Klatsch und Tratsch es dem Börsenbaron verleidet haben, nach Königswinter zu ziehen.

Tatsache ist nämlich, dass sich von Sarter Mitte der 1880er Jahre verspekulierte und einen Teil seines Vermögens verlor. Nicht nur hinter vorgehaltener Hand wurde gemunkelt, dass er total verschuldet sei; in der Presse wurde sogar spekuliert, dass er Schloss Drachenburg nicht mehr lange würde halten können. Allen zum Trotz, blieb das Schloss bis zu seinem Tod 1902 in seinem Besitz.

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