Erste Ausstellung nach Corona-Pause Ausstellung im Palastweiher in Königswinter
Königswinter · Kurt Volkert und Rita Herttrich zeigen im Palastweiher Bilder und Skulpturen. Es ist die erste Ausstellung nach der Corona-Auszeit.
Die Corona-Auszeit für die Kunst in Königswinter ist vorbei. In einer echten Ausstellung live vor Ort im Kunstforum Palastweiher sind derzeit die farbkräftigen Bilder von Kurt Volkert und die vielfältigen Skulpturen von Rita Herttrich zu sehen.
Es gab wegen der Hygieneregeln keine Vernissage, immer nur acht Besucher durften gleichzeitig die Räume betreten. So bildete sich auch vor dem Kunstforum zeitweise eine Schlange. Dieter Ditscheid, selbst Maler, Schriftsteller und Musiker, der in die Schau einführte, sagte nur vor einem kleinen Kreis: „Wir hoffen, diese Ausstellung ist der Auftakt zur Wiederbelebung der kulturellen Szene.“
Anders als die Bühnen-Künstler konnten die beiden Akteure der Ausstellung auch in den vergangenen Monaten ihrer Passion nachgehen. In der Präsentation finden sich deshalb auch aktuelle Arbeiten.
Allerdings tritt der Besucher bei Volkerts Bildern eine Zeitreise durch fünf Jahrzehnte an und kann auch einige seiner ersten Arbeiten betrachten. Die entstanden noch unter dem Eindruck seiner Tätigkeit als Kameramann und Korrespondent des amerikanischen Nachrichtensenders CBS News, die ihn an Kriegs- und Krisen-Schauplätze in der ganzen Welt brachte.
Eine Vielzahl an Landschaften
Ditscheid beleuchtete aber nicht nur die Werke Volkerts, sondern erinnerte auch an dessen Wirken in Königswinter, wo er mit seiner Frau Gisela das alte Fachwerkhaus „die Meerkatze“ erwarb, restaurierte und als Galerie zu einem künstlerischen Zentrum Königswinters machte oder auch das Wet-Painting als Idee einführte.
Eine Vielzahl von Landschaften von fast überall auf der Welt, auch einige seiner Palettenbilder, viele seiner berühmten Städtebilder von Paris über Prag, Venedig bis Rom, und etliche Porträts sind zu sehen. Ditscheid meinte insbesondere mit Blick auf die Venedig-Bilder: „Seine Darstellungen sind zum Teil farbiger geworden und ebenso ist eine Zunahme der Freude am Detail zu bemerken. Den Himmel malt er jedoch weiterhin gerne und oft im Stile Kokoschkas.“
Die pure Freude am Malen sei ersichtlich. „Kurt Volkert stellt die Farben nebeneinander, dass es eine wahre Freude ist. Er findet zu Formen, die sich nicht beschreiben lassen und nimmt es nicht gar so genau mit der Realität.“ Und wenn der Eiffelturm aus bildkompositorischen Gründen mal da steht, wo er eigentlich nicht hingehört? Auch gleich. Kurt Volkert findet, dann könne er ja auch ein Foto schießen.
Seine Porträts zeigen dagegen die Menschen eins zu eins, etliche von seiner Ehefrau Gisela sind darunter, auch ein ganz frühes Bild, als sie noch Fräulein von Malewitsch und Mondrian war. Ein Bild erinnert an seinen tapferen, vietnamesischen Tontechniker „Boom-Boom“ Ri, den er im Vietnam-Krieg an seiner Seite hatte. Zu den ältesten Bildern zählen das Aquarell „Beirut brennt“ von 1975 und von 1967 das Bild „Toscana – kein blauer Himmel“.
Ganz frisch aber und auf einer Staffel in der Mitte eine Raumes platziert: das Corona-Bild des 83-jährigen Malers, in dem Attribute wie der Tod mit der Sense, der Tanz im bunten Virus, Maske und eine große Spritze, auf die die Welt wartet, zu finden sind.
Rita Herttrichs eindrucksvolle Skulpturen beleben das Kunstforum obendrein. In Corona-Zeiten legte die Bildhauerin aus Oberdollendorf für die Besucher einen Handzettel aus, auf dem sie ihre Arbeitsweise beschreibt. „Seit acht Jahren bearbeite ich Steine, jedes Mal ist es eine neue Herausforderung, ein Abenteuer.“
In einer Bildhauerklasse von Benedikt Birkenbach erlernte sie die Grundlagen und arbeitete vorwiegend mit Sandstein. Aus dieser Zeit rührt der ausgestellte „Mann aus der Südsee“. Bei Dirk Wilhelm machte sie sich mit Alabaster vertraut, dort entstanden die Werke „Der Jüngling“ und „Der Engel“.
Künstler aus Simbabwe vermittelten ihr mit Serpentinstein ihre Arbeitsweise. „Das Besondere an diesem Stein: Man kann ihn sehr fein polieren und dadurch eine besondere Wirkung erzielen“, so Rita Herttrich, die auch die bei diesem Workshop gefertigten Arbeiten „Big Mama“ und „Afrikanerin“ im Palastweiher zeigt.
Ton ist das Material, mit dem die Künstlerin aktuell im Atelier von Marco di Piazza umgeht. „Die Form ist lange Zeit veränderbar, ich kann experimentieren und korrigieren. Ich kann Modelle für meine Steinskulpturen formen und so komplexere Formen aus Stein schaffen“, erzählte die Künstlerin, deren Thema der menschliche Körper ist.
Sie zeigt Menschen in Bewegung oder mit einer aussagekräftigen Körperhaltung wie „Die junge Frau“, „Der Mann in Blau“ oder „Die Frau im blauen Kleid“. Nach einer Skulptur von Ernst Barlach schuf sie ihr Werk „Der singende Mann“ aus Terrakotta, den sie in einer Bronzegießerei auch in diesem Material gießen ließ. Beide Herren sitzen sich in der Ausstellung gegenüber, singend, Lebensfreude ausstrahlend. Die richtige Medizin in diesen Zeiten.
Öffnungszeiten
Wer am vergangenen Wochenende nicht die Gelegenheit zum Besuch der Ausstellung hatte, kann ihn in den nächsten zwei Wochen immer vormittags nachholen. Kurt Volkert öffnet gerne die Tür zum Kunstforum; er ist zur Terminabsprache per Mail erreichbar unter: fam-volkert@t-online.de