Naturschutzgroßprojekt Chance 7 Blühende Heidelandschaft als Ziel

EUDENBACH · Wenn alles gut läuft, können Wanderer sich in einigen Jahren an einer blühenden Heidelandschaft auf der Komper Heide erfreuen. Mitte August rücken dort, wo heute noch überwiegend Fichtenwald steht, Harvester - große Holzerntemaschinen - an, um die erste Maßnahme des Naturschutzgroßprojekts "Chance 7" einzuleiten.

Zwei Hektar misst heute noch die Komper Heide bei Eudenbach.

Zwei Hektar misst heute noch die Komper Heide bei Eudenbach.

Foto: Frank Homann

Am Donnerstag stellten Projektleiter Georg Persch und Forstdirektor Stephan Schütte das Leuchtturmprojekt Komper Heide, eins von insgesamt elf, vor. Um den Ort des Geschehens zu erreichen, geht es vom Flecken Komp bei Eudenbach rund eineinhalb Kilometer in den Wald hinein. Wanderer werden sich dort in den kommenden Wochen fragen, was der Kahlschlag soll. "Wir wollen die Bevölkerung mitnehmen. Das ist uns ganz wichtig", sagt Persch.

Zwei rund einen Hektar große Flächen mit Fichtenwald sollen dort freigeschlagen werden, damit sich das wieder entwickeln kann, was einst den Charakter dieser Landschaft ausmachte. Zwischen der verbliebenen Komper Heide, die heute gerade noch zwei Hektar misst und zum Teil verbuscht ist, und der Buchholzer Heide soll ein Biotopverbund hergestellt werden. Auf rheinland-pfälzischer Seite wird die Renaturierung des Buchholzer Moors bereits seit 15 Jahren betrieben, wie der Beigeordnete der Ortsgemeinde, Heinz-Georg Stockhausen, berichtete. Am 30. August findet dann zum wiederholten Mal ein Tag der Heide mit Wanderungen durch die schöne Landschaft statt.

In früheren Zeiten befanden sich zwischen Eudenbach, Stockhausen und Sauerwiese große zusammenhängende Heiden und lichte Hutewälder, die als Weide genutzt wurden. Im vergangenen Jahrhundert und vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg wurden große Flächen durch Gräben und Drainagen entwässert und mit Nadelbäumen aufgeforstet. Für den Naturschutz gingen wichtige Lebensräume wie Heiden, Borstgrasrasen und Bruchwälder verloren. Mit ihnen zusammen verschwanden seltene Pflanzenarten wie der Lungenenzian, die Glockenheide und die Moorlilie oder Tierarten wie das Braunkehlchen, die Bekassine und der Kiebitz. Nur im Buchholzer Moor, auf dem Segelflugplatz und in der kleinen Komper Heide sind diese Landschaften mit ihrer Artenvielfalt zum Teil noch anzutreffen.

Kooperationspartner des Projekts "Chance 7", für das Bund, Land, Kreis und Kommunen gerade erst mehr als sieben Millionen Euro für die kommenden fünf Jahre zur Verfügung gestellt haben, ist der Landesbetrieb Wald und Holz.

Nach den Harvestern werden im September die 500 PS starken Forstmulcher kommen, die den Waldboden so vorbereiten werden, dass hier wieder Heide entstehen kann. Später einmal ist eine Beweidung durch Schafe geplant. Eine weitere, rund ein Hektar große Waldfläche soll durch Fällen der Fichten und Kiefern so gelichtet werden, dass dort wieder so genannte Bruchwälder mit krüppeligen Birken und Eichen entstehen, die ebenfalls einmal beweidet werden können.

Über eines müsse man sich jedoch im Klaren sein: "Offenlandbiotope sind Dauerpflegefälle", sagt Schütte. Das heißt: Die Heide muss regelmäßig kurz gehalten werden - am besten durch Schafe. "Um die Artenvielfalt zu erhalten, muss man aber aktiv etwas tun", betont der Forstdirektor. Schließlich würde eine Masse Geld in die Kultur gesteckt, während die Natur oft zu kurz käme. "Man darf aber beides nicht gegeneinander aufrechnen."

Kurz gefragt

Durch Ratsbeschluss in Eitorf wird in dieser Kommune zurzeit nur eine kleine Fläche durch das Projekt gefördert. Mit Projektleiter Georg Persch sprach Hansjürgen Melzer.

Gibt es beim Thema Eitorf einen neuen Sachstand?
Georg Persch: Die Situation ist unverändert. Es gibt den Ratsbeschluss, dem Projekt nicht beizutreten. Dennoch planen wir im Bereich des Staatswaldes im Naturschutzgebiet "Wälder auf dem Leuscheid" eine Maßnahme. Dort ist das Land der Kooperationspartner. Sonst haben wir leider keine Möglichkeit, eine Förderung auszuspielen, was wir bedauern. Wir haben die Pläne in der Schublade liegen.

Glauben Sie, dass es in Eitorf noch ein Umdenken geben wird?
Persch: Ich hatte noch in der vergangenen Woche ein Gespräch mit einem Bürger, der gerne seine Flächen in das Projekt einbringen würde. Wir hoffen, dass sich der Rat noch anders entscheidet. Das Projekt läuft ja noch zehn Jahre und wir haben einen langen Atem. Wir warten jetzt einmal die Bürgermeisterwahl im Herbst ab und sehen, ob es dann eine veränderte Sachlage gibt.

Wie weit ist das Projekt Eichholz/ Lückert in Hennef, bei dem es um den Erhalt von Streuobstwiesen geht?
Persch: Es hat vor einigen Wochen seitens der Biostation eine Bürgerinformation zum Thema Obstwiesen gegeben. Da ging es darum, wer bereit ist mitzumachen. Es gab eine sehr gute Resonanz. Ich denke, dass wir auch dort im Herbst die erste Maßnahme einspielen können. Da gibt es auch einen sehr rührigen Bürgerverein.

Wie sieht es im unteren Pleistal aus?
Persch: Wir wollen dort die weitere Beweidung auf einer schönen zusammenhängenden Grünlandfläche sicherstellen. Wir haben dort gute Kontakte zu Eigentümern und Bewirtschaftern. Ziel ist es, die Aue zwischen Dambroich und Niederpleis zu entwickeln.

Und am Dachsberg in Honnef?
Persch: Wir sind mit der Stadt Bad Honnef in intensiven Gesprächen, um auf der vertraglichen Seite Lösungen herbeizuführen, um sich sukzessive vom Nadelholz im Stadtwald zu verabschieden. Wir haben da bereits in erheblichem Umfang Flächen identifiziert.

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