Neue Ausstellung im Siebengebirgsmuseum in Königswinter Mit seinen modernen Reiseführern schuf Karl Baedeker eine Institution

Königswinter · Das passt in den Sommer: Das Siebengebirgmuseum Königswinter zeigt die Sonderausstellung „Mit Baedeker um die Welt“. Und Karl Baedeker, Vater des handlichen Reiseführers, der seinen Namen trägt, hatte auch zum Siebengebirge einiges zu sagen.

 Ausstellungs-Kuratorin Sandra Laute hat unterschiedlichste Fundstücke zum Leben und Wirken von Karl Baedeker in Königswinter zusammengetragen.

Ausstellungs-Kuratorin Sandra Laute hat unterschiedlichste Fundstücke zum Leben und Wirken von Karl Baedeker in Königswinter zusammengetragen.

Foto: Frank Homann

Der Name hat bis heute Klang: Karl Baedeker (1801 bis 1859) lebte und wirkte im 19. Jahrhundert. Wie kaum jemand vor ihm revolutionierte er die Reiseliteratur. Im wahrsten Sinne des Wortes bewegte er die Massen, die - ausgestattet mit seinem handlichen Reiseführer - auf neue Art und eigene Faust die Welt erkunden konnten. Das Reisen wurde als Vergnügungsform entdeckt. Der Reiseführer „Baedeker“ wurde zur Institution, zum verlässlichen Wegbegleiter für die Freiheit, sich eigenständig fremde Räume zu erschließen.

Die aktuelle Sonderausstellung im Siebengebirgsmuseum „Mit Baedeker um die Welt“ rückt das Wirken und Schaffen Karl Baedekers in den Blickpunkt. Mit Leidenschaft und durchaus mit Geschäftssinn dokumentierte er zahlreiche Reisen und Ausflüge. In der Ausstellung werden zudem Arbeiten von Künstlern gezeigt, die selbst auf Reisen gingen und ihre Eindrücke in Bildern festhielten. Die Kuratorin der Ausstellung, Kunsthistorikerin Sandra Laute, hat sich mit Unterstützung von Kooperationspartnern auf eine spannende Spurensuche begeben.

Besonderer Bezug zum Siebengebirge

„Karl Baedeker hatte einen besonderen Bezug zum Siebengebirge“, verknüpfte Laute bei der Ausstellungseröffnung Baedeker mit dem Siebengebirge und dem Siebengebirgsmuseum. Nach eigener Beschreibung über das Erwandern des Siebengebirges muss Baedeker jedenfalls gut zu Fuß gewesen sein. Ein Tag zum Erkunden der „merkwürdigsten und schönsten Puncte“ des Siebengebirges hielt er nämlich völlig für ausreichend.

„Die Wanderung würde zu Königswinter beginnen nach (1 St.) Heisterbach, (1 1/4 St.) Großer Oelberg, (1 St. ) Löwenburg, (1 St.) Rhöndorf, (1 St.) über den Drachenfels nach Königswinter, also zusammen 5 St. Ein Führer ist angenehm, aber bei der nachfolgenden genauen Beschreibung des Wegs und der guten Karte nicht gerade nöthig“, fasste er seine Empfehlungen mit abgekürzten Zeitangaben zusammen.

Die eindrucksvolle Farblithografie eines unbekannten Künstlers „Hotel Berliner Hof“ oder die „Überfahrt am Drachenfels“ (um 1879) von August von Wille (1828 bis 1887) als Ölbild unterstreichen die Reiseempfehlungen. Baedeker legte großen Wert darauf, seine Touren alle selbst zu erwandern. Dabei hielt er seine Eindrücke überaus genau fest.

Mit eigenem Verlag gestartet

So stößt der Besucher beim Rundgang durch die Ausstellung, die durch Länder wie Griechenland, Holland und Belgien, Skandinavien und sogar Indien führt, auf die Anekdote, die Baedeker als „Erbsenzähler“ ausweist. Einst beobachtete der westfälische Freiherr Karl Gisbert Friedrich von Vincke beim Besteigen des Mailänder Doms 1847, wie Karl Baedeker alle 20 Stufen stehen blieb und eine trockene Erbse von der Westen- in die Hosentasche steckte. Mit 20 multipliziert, ergab die Zahl der Erbsen plus Reststufen die präzise Stufenangabe für den späteren Reiseführer. Beim Abstieg machte er die Gegenprobe.

Baedeker konnte sich 1827 als junger Verleger in Koblenz mit seinem Verlag früh einen Namen machen. Fünf Jahre später übernahm er den Verlag von Franz Röhling, der bereits einen Reiseführer für Schnellreisende herausgebracht hatte. Baedeker legte die „Rheinreise von Mainz bis Cöln“ neu auf. Der Erfolg war überwältigend.

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