Rauschendorf Boogie-Woogie in der Werkstatt

Rauschendorf · Es roch nach frisch geschnittenem Holz. Aber statt dem Kreischen der Säge erklangen Klaviermusik und das Wummern der Drums. In der Schreinerei Werner Schmitz standen die Maschinen still, dort wurde an diesem Abend auf Tasten gehämmert.

 Musiker statt Maschinen geben den Ton an: Das Publikum lauscht dem Konzert in der Schreinerei.

Musiker statt Maschinen geben den Ton an: Das Publikum lauscht dem Konzert in der Schreinerei.

Foto: Frank Homann

Denn: Seit wenigen Monaten hat Schmitz Untermieter. Die Klavierbauer Martin Lintzen und Jakob Stöckmann zogen mit ihrer Firma ein. Jetzt konnten sich mehr als hundert Besucher überzeugen, dass auch eine Werkstatt als Konzertsaal dienen kann.

Das Erstaunliche: In der Halle, in der normalerweise Möbel, Treppen und Türen entstehen und seit neuestem auch Flügel gestimmt und restauriert werden, entwickelten die Instrumente einen guten Klang. An dem Steinway-Flügel, einem Yamaha-Klavier und an den Drums saßen allerdings auch Könner ihres Faches.

Boogie-Woogie war angesagt beim Auftritt von Stefan Ulbricht, Moritz Schlömer und Chris Conz, ihrem Gast aus der Schweiz. Die Finger flogen über die Tasten oder bearbeiteten das Schlagzeug meisterhaft. Dazu kündigten die Musiker mit herzerfrischender Konversation ihre Stücke an. So verblüffte Schlagzeuger Moritz Schlömer, der in Arnheim Musik studierte, plötzlich mit Schwiizerdütsch.

Und: Er kann neben Schlagzeug auch Klavier. Die Tasten-Instrumente wurden aber meistens von Ulbricht und Conz bedient. Die drei Künstler treten mehrfach im Jahr gemeinsam auf, haben ihre eigene Handschrift und zählen zu denen, die sich seit dem Revival des Boogie-Woogie in den 70er Jahren diesem Genre verschrieben haben. Mit Erfolg und preisgekrönt.

So wurde der Bonner Stefan Ulbricht 2009 mit dem "German Boogie-Woogie-Award" als bester Nachwuchsspieler ausgezeichnet; musikalische Impulse gab ihm der kürzlich verstorbene "Altmeister des Boogie", Leopold von Knobelsdorff. Ulbrichts Markenzeichen sind die stampfenden und rollenden Bassfiguren und die swingenden Melodien. Das Publikum spendete heftig Beifall und kaufte CDs der Künstler. In der Schreinerei kreischen nun wieder die Sägen, sind Fräse und Hobelmaschine im Einsatz.

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