Asylbewerberheim in Stieldorf Brita Larenz hilft Flüchtlingsfamilie Hamo im Alltag

SIEBENGEBIRGE · "Guten Tag, ich bin Brita, ich möchte euch helfen." Brita Larenz fackelte nicht lange. Sie klopfte an die Tür der Familie Hamo im Asylbewerberheim in Stieldorf und sprach Shireen Hamo, die ihr erstaunt die Tür öffnete, unverblümt an. Es war Ende Mai, als sich die Allgemeinmedizinerin im Ruhestand aus Heisterbacherrott und die junge Frau aus dem syrischen Kobane auf diese Weise kennenlernten.

 Dank der speziellen Schienen und der Physiotherapie klappt das Laufen schon viel besser: Mahmoud (4) mit seiner Mutter Shireen und Brita Larenz (rechts), die die Familie ehrenamtlich betreut.

Dank der speziellen Schienen und der Physiotherapie klappt das Laufen schon viel besser: Mahmoud (4) mit seiner Mutter Shireen und Brita Larenz (rechts), die die Familie ehrenamtlich betreut.

Foto: Frank Homann

Seither betreut Larenz die junge Familie intensiv. Alle zwei bis drei Tage sind sie miteinander in Verbindung, ein herzlicher Kontakt ist gewachsen.

Shireen und Mustafa Hamo, beide 30, flüchteten im Juni 2014 mit ihren zwei kleinen Söhnen aus dem Ort Sham zu Mustafas Eltern nach Kobane - wo sich die Lage gefährlich zuspitzte, so dass sie die dramatische Flucht fortsetzten.

Brita Larenz sah an jenem Tag im Mai sofort, dass die weder deutsch noch englisch sprechende syrisch-kurdische Familie Unterstützung benötigte - allen voran der schwerbehinderte kleine Mahmoud, der auf sogenannten "Spitzfüßen" kaum laufen konnte und dem alle bis dahin konsultierten Ärzte in Syrien und der Türkei nicht geholfen hatten.

Larenz setzte eine umfassende Behandlung des Kleinen in Gang: Unzählige Telefonate und Terminabsprachen später fuhr sie mit Mahmoud und seinem Vater Mustafa in die Kinderorthopädie der Bonner Uniklinik. Der Junge benötigte Nachtlagerungsorthesen beider Unterschenkel - und Physiotherapie. "Für jede einzelne Sache brauchen wir Kostenübernahmen", sagt Larenz, was heißt: Ohne vorherige Bestätigung der Kostenübernahme durchs Sozialamt der Stadt Königswinter geht nichts.

Die Ärztin hakt für ihre Schützlinge bei den zuständigen Stellen nach. Mahmud braucht spezielle sensomotorische Einlagen. "Die kriegen Sie niemals beim Sozialamt durch", bekommt Larenz zu hören. Als das Sanitätshaus dann aber von ihrem Engagement und dem Handicap des Jungen erfährt, erklärt es sich bereit, die Einlagen zu sponsern. Auf einer gemeinsamen Einkaufstour werden neue Schuhe für Mahmoud geschafft, die dieser nun mit den Einlagen trägt. Und Larenz bringt ihn regelmäßig zur Physiotherapie, wo der Junge gute Fortschritte im Laufen macht.

Betrüblich ist die Kindergartensituation: In keinem der zwei Ittenbacher Kindergärten ist ein Platz frei. "Es gab und gibt viele Probleme, aber es sieht doch langfristig alles gut aus", berichtet Larenz. Seit rund vier Wochen leben die Hamos nun im neuen Zuhause: einer Drei-Zimmer-Wohnung in Ittenbach. Sie haben ein eigenes Klingelschild, genau wie die anderen Mieter.

Mustafa Hamo freut sich über die Arbeitserlaubnis, die man ihm vor einigen Tagen erteilt hat, obwohl sein Asylverfahren noch nicht abgeschlossen ist. In den turbulenten Sommerwochen unterstützte Brita Larenz die Familie bei Ärzten, Anwälten und Behörden - und auch bei den ganz alltäglichen Dingen. Sie beruhigte die Hamos, als sie Hals über Kopf für einen Monat in eine kleine Ferienwohnung in der Königswinterer Altstadt ziehen mussten. Und beschaffte fast die gesamte Einrichtung und den Hausrat, organisierte einen Tag lang den Möbeltransport, als die Familie Anfang August ihre erste richtige Wohnung in Ittenbach bezog. Freunde von Larenz, frühere Mitarbeiterinnen, Nachbarn und Bekannte spendeten den Esstisch, Betten, Schränke, Lampen, eine Couchgarnitur. Sogar ein kleiner Flachbildfernseher wurde gestiftet. Etliche Helfer packten beim Umzug mit an.

Der Weg der Familie Hamo

Mustafa und Shireen Hamo und ihre Söhne Mahmoud (4) und Muhamed (bald 2 Jahre), flohen über die Türkei, Bulgarien, Ungarn, Rumänien und Österreich nach Deutschland. Der Maler und Stuckateur und die gelernte Buchhalterin gelangten in die Erstaufnahmeeinrichtung Dortmund, wo Tochter Melisa im Dezember 2014 zur Welt kam. Im Januar 2015 zogen sie ins Asylbewerberheim in Königswinter-Stieldorf, wo sie bis Juli 2015 eineinhalb Zimmer bewohnten mit WC und Bad zur Gemeinschaftsbenutzung.

Vom 9. Juli bis 3. August bezog die Familie eine Ein-Zimmer-Wohnung im Souterrain in der Königswinterer Altstadt, da ihr Zimmer im Stieldorfer Asylheim kurzfristig für neun männliche Neuankömmlinge gebraucht wurde. Anfang August erfolgte der Umzug in eine Wohnung in einem Mehrfamilienhaus in Ittenbach. Als Mieter tritt dort die Stadt Königswinter auf.

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