Der bewegte Mann Büste des Schriftstellers Wolfgang Müller wandert durch Königswinter

KÖNIGSWINTER · Dass der Schriftsteller Wolfgang Müller von Königswinter heutzutage die Regale der Buchhandlungen füllt, kann man nicht gerade sagen. Aber ganz in der Versenkung verschwunden ist der Name nicht. Daran haben die Königswinterer Bürger zumindest einen Anteil, wenn auch keinen durchweg rühmlichen.

 1896 wurde das Denkmal des Schriftstellers Wolfgang Müller von Königswinter eingeweiht. Seitdem stand es an mehreren Orten in der Stadt. Heute hat es seinen Platz an der Rheinallee.

1896 wurde das Denkmal des Schriftstellers Wolfgang Müller von Königswinter eingeweiht. Seitdem stand es an mehreren Orten in der Stadt. Heute hat es seinen Platz an der Rheinallee.

Foto: Philipp Königs

1896 weihten sie nach langem Hin und Her ein Denkmal am Augusta-Platz in der südlichen Altstadt zu Ehren des berühmten Sohnes der Stadt ein, der 23 Jahre zuvor gestorben war.

Was sich in den Jahren davor in der Planungsphase abspielte, geriet stellenweise zu einer deutschlandweiten Farce in der damaligen Presse. Daran beteiligte sich auch die Zeitung "Echo des Siebengebirges". Es brach ein veritabler Streit um die Frage aus, ob ein solches Denkmal nun im Norden oder im Süden zu stehen habe. Zwischenzeitlich, so berichtete im "Echo" ein Mitglied des für die Errichtung zuständigen Lokal-Comitees, Otto Rings, hätten Kölner Gleichgesinnte angedeutet, sie würden sich aus der geplanten Mitfinanzierung zurückziehen und das Denkmal einfach in Köln errichten. Soweit kam es letztlich nicht.

Die Büste des Arztes, Heimatdichters, Politikers, talentierten Netzwerkers und Mäzens Wolfgang Müller wurde in den vergangenen knapp 120 Jahren allerdings mehrfach hin und her geschafft. Manchmal drehte man den bärtigen Herrn Doktor einfach in eine andere Richtung. Die Königswinterer sorgten also gewissermaßen dafür, dass Wolfgang Müller in Bewegung blieb. Das passte zu ihm. 1816 in Königswinter geboren, schrieb Wolfgang Müller, der gebürtig Peter Wilhelm Carl mit Vornamen hieß, schon während seiner Jahre in einem Düsseldorfer Gymnasium seine ersten Gedichte.

Tuchfühlung mit dem Kulturbetrieb nahm er in seinem Elternhaus auf, schreibt Wolfgang Hütt in der von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften herausgegebenen Neuen Deutschen Biografie (Band 18). Dort gingen Maler wie Andreas Achenbach, Alfred Rethel und Robert Reinick aus und ein. Müller studierte ab 1835 Medizin an der Bonner Universität, umgab sich aber weiterhin mit Universalgelehrten wie dem Oberkasseler Schriftsteller Gottfried Kinkel und dem Juristen und Dichter Karl Simrock, später mit dem zeitweise in Unkel sesshaften Ferdinand Freiligrath.

Sein poetisches Werk blieb der Heimat verbunden

Die Märzrevolution von 1848 nahm er freudig auf, sein poetisches Werk blieb aber der Heimat verbunden wie im Gedicht Fastnacht, wo es heißt: "Lust'ge, lust'ge Fastnachtszeit! Heute jubeln alle Leut', Heute sind wir alle toll, Alle bunter Scherze voll." Bedeutung erlangte er vor allem durch die Vielfalt an Interessen: journalistische Berichte über Künstler, rege Beziehung zum Kulturbetrieb, die Arbeit als Arzt, die ihn nach Paris verschlug. Und sein Einsatz - unter Bismarcks Kanzlerschaft zum preußischen Patrioten geworden - für die Verwundeten während des deutsch-französischen Krieges 1870/71. Robert Schumann setzte einige von Müllers Versen in Lieder um. Sie erinnern heute ebenso an den 1873 in Bad Neuenahr verstorbenen Wolfgang Müller wie die Königswinterer Büste an der Rheinallee, Haltestelle "Königswinter Denkmal".

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