Ausstellung nicht mehr zeitgemäß Bund investiert 1,6 Millionen Euro in Haus Schlesien in Königswinter

Heisterbacherrott · Der Bund investiert 1,6 Millionen Euro in die Neukonzeption der Dauerausstellung im Haus Schlesien. Eine Überprüfung ergab, dass sie nicht mehr zeitgemäß ist. Im Herbst sollen die Arbeiten beginnen, dann wird die Ausstellung für mehrere Monate geschlossen.

 Das Haus Schlesien beherbergt seit mehr als 50 Jahren eine umfangreiche Sammlung schlesischen Kulturguts.

Das Haus Schlesien beherbergt seit mehr als 50 Jahren eine umfangreiche Sammlung schlesischen Kulturguts.

Foto: Haus Schlesien

Das Haus Schlesien zieht nicht nur als Veranstaltungsort für Feiern und Tagungen, sondern auch mit seiner Gastronomie und seinem Bildungs- und Kulturprogramm zahlreiche Besucher aus Nah und Fern an. Doch ausgerechnet das einstige Herzstück, die Dauerausstellung mit ihrer umfangreichen Sammlung schlesischen Kulturguts, vermag heutzutage kaum noch jemanden hinter dem Ofen hervorzulocken – sofern das kleine Museum auf der ersten Etage von Besuchern überhaupt wahrgenommen wird.

Das soll sich ändern: 1,6 Millionen Euro investiert der Bund jetzt in die Neukonzeption der Dauerausstellung. Voraussichtlich im Herbst beginnen die Umbauarbeiten, dann wird die Ausstellung für mehrere Monate geschlossen sein. 2021 soll das neue Museum dann seine Pforten für die Besucher öffnen.

„Das wird sportlich“, sagt Museumsleiterin Nicola Remig. Im November hatte der Bundestag die Fördergelder im Nachtragshaushalt bewilligt, sie müssen nun bis spätestens 2021 abgerufen werden. „Wir hatten ehrlich gesagt gar nicht damit gerechnet“, so Remig. Auch nicht damit, dass die Fördersumme sogar höher ausfiel als kalkuliert.

Förderung nach Bundesvertriebenengesetz

Die Überlegungen, die Ausstellung neu zu konzipieren, hatten bereits vor mehreren Jahren begonnen. 2013 wurde das Haus Schlesien vom Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa im Auftrag des Bundesbeauftragten für Kultur und Medien überprüft. Der Hintergrund: Das Haus Schlesien als Dokumentations- und Informationszentrum ist eine Einrichtung, die auf Grundlage des Bundesvertriebenengesetzes vom Bund gefördert wird. „Im Zusammenhang mit der Evaluierung wurde uns signalisiert, dass die Dauerausstellung so veraltet ist, dass sie nicht mehr zu der Arbeit des Haus Schlesien als international agierendem Lern- und Bildungszentrum passt.“

Dies auch im Hinblick auf die vielen polnischen Studentengruppen, die regelmäßig hier zu Gast sind. Die vielen Vitrinen mit unzähligen Erinnerungsstücken seien zwar schön anzuschauen, würden aber nicht genug Informationen vermitteln. Das sei beim Aufbau des Museums vor mehr als 40 Jahren allerdings auch gar nicht Ziel gewesen, so Remig: „Die Botschaft an die hiesige Bevölkerung lautete damals: Schaut, was diese Region alles Schönes hervorgebracht hat. Aber die Zeit ist ja nun mal nicht stehengeblieben.“ Den heutigen Besuchern müsse man erstmal deutlich machen, wo Schlesien überhaupt liegt, und weshalb es ein Haus Schlesien im Rheinland gebe.

Sonderausstellungen in Kooperation mit polnischen Museen

In den vergangenen Jahren hat das Haus Schlesien bereits verstärkt auf Sonderausstellungen gesetzt, oftmals in Kooperation mit polnischen Museen, um verschiedene Themen aufzugreifen und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu beleuchten: der erste Weltkrieg zum Beispiel, die Vertreibung oder auch die Nachkriegsjahrzehnte.

Ein wissenschaftlicher Beirat soll nun an der Ausarbeitung eines neuen Konzeptes für die Dauerausstellung mitwirken. Ihm gehören sechs Experten unterschiedlicher Fachrichtungen an. Neben dem Direktor des schlesischen Museums Görlitz und einem polnischen Historiker ist unter anderem auch der langjährige Leiter des Siebengebirgsmuseums, Elmar Scheuren, mit dabei. „Die Einbindung in die regionale Kulturlandschaft ist uns sehr wichtig“, betont Remig.

Mit polnischen Partnern zusammen wurde die Ausstellung über Flucht und Vertreibung 2016 realisiert.

Mit polnischen Partnern zusammen wurde die Ausstellung über Flucht und Vertreibung 2016 realisiert.

Foto: Frank Homann

In der neuen Dauerausstellung soll die Kulturlandschaft Schlesien und ihre Historie anhand verschiedener Themenmodule vorgestellt werden. „Wir wollen kein Medienmuseum werden“, so Remig. Auch künftig werden daher Objekte aus der großen und vielfältigen Sammlung im Mittelpunkt stehen. Allerdings soll es dann eher Klasse statt Masse zu sehen geben, sprich ausgesuchte Objekte, die eine besondere Geschichte erzählen. Um Themen weiter zu vertiefen, soll dann aber natürlich auch mit Hörstationen, Bildschirmen und anderen modernen Medien gearbeitet werden. Ziel ist ein abwechslungsreiches Besuchserlebnis.

Durchbruch in den Park geplant

Auch baulich möchten die Verantwortlichen das ein oder andere ändern. So soll der Eingang zum Museum, der oft gar nicht wahrgenommen wird, in die Mitte des Gebäudeflügels verlegt werden. Auf gleicher Höhe ist dann auch ein Durchbruch nach hinten in den Park geplant, „da wir gerne das gesamte Gelände besser erfassbar und erfahrbar machen möchten“, erläutert Remig.

Die Außeneinbindung wird allerdings ein eigenes Projekt und ist nicht Bestandteil der Bundesförderung: „Wir hoffen hier auf einen Zuschuss durch das Land.“ Innovative Gestaltungselemente sollen zudem bei den vielen Gäste, die im Haus Schlesien Familienfeiern abhalten oder Veranstaltungen besuchen, Neugier auf die Ausstellung wecken: „Eine Idee ist zum Beispiel ein kleiner Glasaufzug, in dem besonders interessante Exponate hinauf- und hinunterfahren.“

Auch wenn das Museum ab Herbst 2020 für die Umbaumaßnahmen geschlossen wird, bleibt das Haus Schlesien selbst weiter geöffnet. Auch das Kulturprogramm mit seinen vielen Vorträgen und Veranstaltungen wird weiterhin stattfinden. „Und wir möchten auch im Erdgeschoss vorübergehend zumindest einen kleinen Inforaum mit einer Miniausstellung einrichten“, fügt Remig hinzu.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort