Siebengebirgsmuseum zeigt nächtliche Landschaften Burgen und Felsen im Zauber der Nacht
Königswinter · Mystisch, geheimnisvoll und faszinierend: In einer neuen Sonderausstellung stellt das Siebengebirgsmuseum in Königswinter nächtliche Landschaften aus Sicht verschiedener Künstler vor.
Die Nacht rückt das bei Tag Sichtbare in eine völlig andere Wahrnehmung. Seit jeher hat die Nacht die Menschen fasziniert, galt sie doch als geheimnisvoll, schaurig schön und Tummelplatz für mystische Wesen, die nebulös gen Himmel schweben. Die Dunkelheit entzieht das vertraute Umfeld und überlässt die Vorstellungskraft des Beobachters einer anderen Dimension.
Im Siebengebirgsmuseum bietet sich nunmehr den Besuchern eine ganz besondere Gelegenheit, den unterschiedlichen Stimmungen und Facetten der Nächte nachzuspüren. Die Sonderausstellung „Landschaft bei Nacht“ widmet sich den faszinierenden Motiven der Nacht aus der Sicht verschiedener Künstler.
„Nachtmalerei“ bereits im 17. Jahrhundert
Bereits in der Schöpfungsgeschichte war die Trennung von Tag und Nacht etwas Grundsätzliches. Beide wurden in ihrer Natur als unvereinbar empfunden. Dem Tag gehörte die Sonne mit dem aktiven Leben, zu dem die Nacht im Gegensatz stand. Die Motive, die bereits im 17. Jahrhundert zur „Nachtmalerei“ inspirierten, wurden im 19. Jahrhundert gerne von Künstlern aufgegriffen. Die Nacht erreichte geradezu Kultstatus, denn sie stand symbolisch für das Irrationale und Unbekannte und setzte sich damit in die gegensätzliche Betrachtung der Aufklärung.
Die Gemälde der Sonderausstellung laden allesamt zur beschaulichen Betrachtung ein. Immer wieder spielt das Mondlicht, eingebettet in unterschiedliche Szenarien, eine Rolle. Auch andere Lichtquellen wie flackernde Lagerfeuer, um die Menschen kauern, schüren Stimmungen und nehmen der Nacht einen Teil der allmächtigen Dunkelheit.
Reale Landschaften und fantasievolle Interpretationen
„Mondbeglänzte Zaubernacht, die den Sinn gefangen hält, wundervolle Märchenwelt, steig auf in der alten Pracht“, so beschreibt der deutsche Dichter Ludwig Tieck (1773-1853) ein nächtliches Erleben. Der kurze Reim wird auch dem Besucher der Ausstellung mit auf den Rundgang gegeben und spiegelt die Eindrücke, die sich auf den Bildern offenbaren. Gezeigt werden sowohl reale Landschaften wie auch fantasievolle Interpretationen und sagenhafte Wunderwelten.
Die gestochen scharfen Mondscheinszenen des Mainzer Malers Georg Schneider (1759-1843) beeindrucken durch die feinen Details auf dem Bild „Burg Ehrenfels und Burg Rheinstein bei Mondschein“, gemalt um 1800. Moritz von Schwind (1804-1871) malte den „Abend“ über einer nebligen Flusslandschaft, über der sich der Mond hinauf bewegt.
Aus aufsteigendem Nebel formt sich eine weißliche Figur. „Das ist der Tag, der sich zum Schlafen legt“, so Irene Haberland, Kuratorin der Ausstellung. Der Lauf der Tageszeiten sei im Verständnis jener Zeit oft mit dem menschlichen Lebenslauf verglichen worden.
Moderne Lichtquellen als Fortschritt
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verliert die Nacht ihren Schrecken, aber wohl auch ihre Geheimnis umwobene Faszination. Moderne Lichtquellen kommen hinzu. Straßenlampen erhellen die einst dunklen Straßen. In August Willes (1828–1887) „Burg Rheinfels bei Mondschein“ ist es nahezu taghell. Im realen Leben wurden die Laternen als Fortschritt empfunden, während viele Künstler noch wehmütig auf die wahre, die natürliche Dunkelheit zurückblickten.
Sogar als „Dieb“ wurde die neue Lichtquelle in der Dichtung bezeichnet, die der Nacht den wundersamen Zauber nimmt. So jedenfalls kann es der Besucher in einem Gedicht von Hermann von Gilm zu Rosenegg (1812-1864) nachlesen.