Maßarbeit im Kirchturm Christuskirche in Königswinter erhält neue Glocken

Königswinter · Spezialisten hieven die fünf neuen Glocken der Christuskirche in der Königswinterer Altstadt an ihren Platz. Erstmals sollen sie zum Gottesdienst am 30. Juni läuten.

„Das ist schon ein ziemlich komfortabler Glockenturm.“ Mathias Gründner steht mit Sicherheitshelm und Arbeitshandschuhen im Eingang der evangelischen Christuskirche in der Altstadt, legt den Kopf in den Nacken und beobachtet mit prüfendem Blick, wie eine Glocke per elektrischem Seilzug durch eine etwa 1,20 Meter breite Öffnung in rund 30 Meter Höhe hinaufbefördert wird. „Es gibt auch Kirchen, da müssen sämtliche Materialien über Treppen transportiert werden“, sagt er. „Insofern haben wir hier quasi luxuriöse Bedingungen.“

Gründner gehört zu dem dreiköpfigen Team einer bayerischen Spezialfirma, das seit vergangener Woche im Turm der Kirche arbeitet. Den alten Glockenstuhl aus Metall haben sie bereits abgebaut, am Dienstag zogen sie die fünf neuen Glocken in den Turm der 1864 fertiggestellten Kirche hinauf. Neben Pfarrerin Christina Gelhaar verfolgten viele Gemeindemitglieder die Arbeiten, darunter auch Michael Müller vom Presbyterium.

„Bei einem Wartungstermin Ende 2017 hatte sich herausgestellt, dass die drei alten Glocken Rostschäden aufwiesen“, sagt er. Sie waren 1951 als Ersatz für die im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzenen Glocken angeschafft worden – und aus Stahl. „Damit von minderer Qualität“, so Müller. Auf Dauer hätte die Korrosion zu Sicherheitsproblemen und gar zur Sperrung des Turms führen können. Über einen Zufall habe sich die Gelegenheit ergeben, gleich fünf Glocken aus Bronze einer profanierten Kirche in Düsseldorf-Rath zu übernehmen.

Neuer Glockenstuhl aus Eichenholz

„Die Glocken haben einen wunderbaren Klang und sollten eigentlich eingeschmolzen werden“, so Müller. Unter Vermittlung der Kirchenleitung gelang es der Gemeinde, die Glocken zu erwerben. Die Kosten lagen laut Müller bei rund 10.000 Euro. Doch dabei sollte es nicht bleiben. Auch ihre Aufhängung musste erneuert werden, hinzu kamen ein neuer Glockenstuhl aus Eichenholz, Arbeiten an Kirchturmuhr und Elektrik.

„Die Devise lautete: Wenn wir das Projekt in Angriff nehmen, machen wir alles aus einem Guss“, erklärt der Presbyter. Insgesamt liege das Kostenvolumen bei rund 100.000 Euro. Ein großer Teil sei durch Spenden der Gemeindemitglieder finanziert worden. „Bis heute sind rund 20.000 Euro zusammengekommen. Und natürlich freuen wir uns über weitere Unterstützung.“

Nach knapp einer Stunde haben Gründner und seine Kollegen die fünf Glocken in die Höhe gehievt. „Das ging ja jetzt ziemlich ruckizucki“, kommentiert Gemeindemitglied Karin Jäger. Sie hatte die alten Glocken zum ökumenischen Gottesdienst am Pfingstmontag letztmals geläutet. „Voller Inbrunst“, wie sie sagt. „Jetzt freue ich mich, dass ich bei der Ankunft der neuen Glocken in der Kirche dabei bin.“

Bis diese das erste Mal erklingen, wird es allerdings noch einige Tage dauern. In dieser und der kommenden Woche wird der Glockenstuhl aus Eiche montiert – aus insgesamt rund 100 Einzelteilen, wie Gründner schätzt. Es folgen die Arbeiten an der Elektrik und der Abstimmung bis voraussichtlich Ende der kommenden Woche die Glocken erstmals in der Altstadt erklingen. Probehalber. „Geplant ist, dass am Sonntag, 30. Juni, die neuen Glocken erstmals beim Gottesdienst läuten“, sagt Pfarrerin Gelhaar.

Was mit den alten Glocken geschieht, ist im Übrigen noch nicht entschieden. „Schön wäre es, wenn wir vielleicht eine vor der Kirche aufstellen könnten“, so Müller. „Schließlich verbinden viele in der Gemeinde mit ihrem Klang emotionale Momente im Leben – von der Taufe bis zur Beerdigung.“

Die fünf neuen Glocken

Die fünf Glocken, die aus einer profanierten Kirche in Düsseldorf stammen, wurden zwischen 1964 und 1968 in der hessischen Gießerei Rincker aus Glockenbronze (78 Prozent Kupfer, 22 Prozent Zinn) gegossen. Sie sind 78 bis 113 Zentimeter hoch und wiegen 290 bis 940 Kilogramm. Die evangelische Kirchengemeinde Königswinter erwarb sie zum Preis von 10.000 Euro.

Jede Glocke trägt eine eigene Inschrift: „Er ist unser Friede“, „Selig sind die Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden“, „Gott ist Liebe“, „Jesus spricht: Kommt her zu mir alle“ und „O Land Land Land höre des Herrn Worte“.

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