Siebengebirgsmuseum in Königswinter Da sind Briten am Werk

KÖNIGSWINTER · Das Siebengebirgsmuseum in Königswinter ist noch ein Geheimtipp: Dabei hat es jede Menge zu bieten.

Siebengebirgsmuseum in Königswinter: Da sind Briten am Werk
Foto: Frank Homann

Wenn Briten am Werk sind, kann schon mal ein ganzes Sinnfeld entstehen: wie die Rheinromantik. Die Maler von der Insel gelten als Entdecker der ästhetischen Schönheit des Mittelrheintals für Leinwand und Papier. Sie malten, zeichneten, schrieben in Gedicht- und Prosaform ab dem 17. Jahrhundert über diesen Fluss und die ihn umgebenden Landschaften. Das Siebengebirgsmuseum in Königswinter widmet gerade eine Sonderausstellung unter der Überschrift "Sind Briten hier?" (läuft noch bis zum 26. April) diesem besonderen Blick.

Das Bild eines unbekannten Malers zeigt den Drachenfels von Rolandseck aus. Boote sind zu sehen, Reiter, Fußgänger, im Zentrum die Stadt Bad Honnef. Eine Aufteilung, durchaus bewusst gewählt, aber nicht sofort zu erfassen für den ungeübten Museumsbesucher.

Da setzt die unterstützende Pädagogik an. Das Regionalmuseum wurde bis 2011 für insgesamt 3,45 Millionen Euro aufwendig umgebaut und mit modernen Medien ausgestattet. "Wir wollen, dass der Besucher lernt, die Bilder der Landschaft zu verstehen", sagt Elmar Scheuren, der Leiter des Siebengebirgsmuseums. Er tippt auf einen Touchscreen, der ein Motiv von Johann Jakob Diezler detailliert analysiert: Protagonisten verschiedener Berufe, alle möglichen Schiffs- und Bootstypen sind abgebildet. Diese Informationen offenbaren sich dem Besucher, auch wenn er ohne Führer durch die Ausstellung geht.

Die Rheinromantik mit regelmäßig wechselnden Sonderausstellungen aus einem privaten Fundus zu unterschiedlichen Themen ist das eine Standbein des Siebengebirgsmuseums. Die Geschichte der Landschaften und die sie umschwirrenden mannigfaltigen Sagen, Geschichten und historisch verbrieften Wahrheiten sind das zweite. Die Erzählung vom Mönch aus Heisterbach gehört zu den bekanntesten. Der Geistliche verließ angeblich das Kloster für Hunderte von Jahren, es kam ihm aber lediglich vor wie ein Tag. Scheuren: "Diese Geschichte erzählte man sich auch andernorts. Aber im Siebengebirge blieb sie hängen, wohl weil sie gut hierhin passte."

Insofern geht es immer auch um rheinische Heimat zwischen Köln und Mainz. Um die Beziehung zwischen dem Menschen und seiner Umgebung im Speziellen. Man kann sie riechen, wenn Konditormeister Martin Heimbach regelmäßig Steinofenbrot im "Königswinterer Ofen" backt. Oder davon hören, wenn Zeitzeugen in einer Dokumentation aus den 1980er Jahren darüber berichten, wie sie sich nach dem Ersten Weltkrieg gegen Plünderungen jener Separatisten wehrten, die für eine "Rheinische Republik" kämpften.

Spitzhacken, Tuffstein und Reliefs zeugen von der langen Ausbeutung der Berge. Auf mächtigen Flößen fuhren ganze Arbeiterdörfer den Rhein entlang, eine Nachbildung aus Holz ist in einer Glasvitrine ausgestellt.

Elmar Scheuren findet, "dass zur Schönheit der Landschaft immer auch der Mensch gehört". Im 19. Jahrhundert stellt er erste Überlegungen an, die sieben Berge zu renaturieren. Der Wald auf den Kuppen, so selbstverständlich er immer da gewesen zu sein scheint, sei erst vor hundert Jahren entstanden, erzählt der Museumsleiter. Der Naturschutz spielte im 20. Jahrhundert eine zunehmend wichtige Rolle.

Er ebnete für das Siebengebirge den Weg für einen touristischen Aufschwung. Alte Ansichtskarten erinnern daran. Der Schnellfotograf Richard Kern erzählt, wie er mit seiner Kamera die Besucher ablichtete und damit Geld verdiente. Ein Automat liest die persönliche Zukunft, wenn er (euroverträglich umgerüstet) mit 20-Cent-Stücken gefüttert wird.

Es ist auch eine Ausstellung des Anfassens und des Erlebens, die dem Besucher widerfährt. Dabei schöpft das Museum aus dem Fundus der rund 500 Werke umfassenden "Sammlung RheinRomantik". Die übrigen Exponate gehören zu einem großen Teil dem Heimatverein Siebengebirge, der immer noch gelegentlich Bilder ankauft, um sie dem Museum als Leihgabe zu überlassen.

Kürzlich war es ein Werk des Bad Honnefer Mitbürgers Carlo Mense, der zu den Rheinischen Expressionisten gehörte. "Die Sammlung ist in dieser Qualität einzigartig und überregional anerkannt", sagt Elmar Scheuren. Nicht erst seit der Neueröffnung kämpft er um mehr Anerkennung für das Museum: "Ich sehe uns auf einem guten Weg."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort