Bürgermeistertanz in Königswinter Das „Dilledöppchen“ macht Fortschritte

Thomasberg · Vizebürgermeisterin Cornelia Mazur-Flöer ist beim Bürgermeistertanz an Weiberfastnacht seit zehn Jahren dabei. Auch in diesem Jahr verspricht der Auftritt der Politiker in den Sälen ein großer Erfolg zu werden.

 In voller Aktion: Cornelia Mazur-Flöer (l.) mit Andrea Milz und Peter Wirtz vor drei Jahren beim Gangnam Style.

In voller Aktion: Cornelia Mazur-Flöer (l.) mit Andrea Milz und Peter Wirtz vor drei Jahren beim Gangnam Style.

Foto: Frank Homann

Die Wochen vor Karneval sind im Hause Mazur-Flöer in Thomasberg schon einmal stressig. Ehemann Rolf und die Töchter Cara und Zoé müssen dann als Jury für die tänzerischen und choreografischen Fortschritte der Frau und Mutter herhalten. Was die Sozialdemokratin an vielen Abenden in ihrem Büro im Keller geübt hat, wird dann im Wohnzimmer zur Welturaufführung gebracht – „zur Begeisterung der Familie“, wie Mazur-Flöer ironisch anmerkt.

Wenn man die Königswinterer Frauen an Weiberfastnacht beim Bürgermeistertanz zum Kreischen bringen will, muss einem eben jedes Mittel recht sein. Dabei spielt Cornelia Mazur-Flöer nicht einmal die Hauptrolle in dem Stück, das seit fast anderthalb Jahrzehnten an den tollen Tagen der Renner in den Sälen der Stadt ist.

Die 54-jährige Vizebürgermeisterin von der SPD muss nur tanzen, die Hauptrolle übernimmt – wie im wirklichen Leben – Bürgermeister Peter Wirtz. Besonders bei seinen Auftritten in Frauenkleidern oder wie im vergangenen Jahr als Dr. Frank N. Furter, dem Transvestiten aus der Rocky Horror Picture Show, war das Gejohle riesengroß. Nur einmal musste Mazur-Flöer als Tanzoffizierin den zentralen Part neben Wirtz spielen – als sich Andrea Milz 2007 bereits beim ersten Auftritt in der Altstadt verletzte.

Bestgehütetes Geheimnis

Noch schwieriger als das Jury-Urteil mag es den Familienmitgliedern fallen, das wohl best gehütete Geheimnis in der Stadt bis Weiberfastnacht zu bewahren. Und in diesem Jahr ist das Geheimnis noch ein wenig geheimer als in den vergangenen 15 Jahren, in denen Mazur-Flöer immerhin zehn Mal mit dabei war. Nur einmal fiel der Auftritt aus – 2011 nach dem Tod des Pflegekindes Anna.

„Dieses Jahr visieren wir etwas ganz Besonderes an“, sagt Mazur-Flöer. Mehr verrät sie nicht. Wie in jedem Jahr liegt die Choreografie wieder in den Händen der Landtagsabgeordneten Andrea Milz, die den Tanz auch an den vier bis fünf Probeabenden mit der Crew einstudiert. „Sie macht das wirklich mit Herzblut. Dazu gehören auch gelegentliche Nervenzusammenbrüche.“ Oder Proben um 7.30 Uhr in Haus Bachem wie am vergangenen Montag. Das musste sein, weil bei Andrea Milz in der ganzen Woche kein anderer Termin mehr frei war.

Voraussetzung für das Amt

Als Cornelia Mazur-Flöer 2004 Vizebürgermeisterin wurde, lernte sie schnell ihre erste und wichtigste Lektion. Dieses Amt kann man in Königswinter nur bekleiden, wenn man tanzen kann. Bis auf einen Kursus zu Schulzeiten und ein bisschen Cha-cha-cha hatte sie in diesem Sport zwar noch nicht reüssiert, war aber zu jeder Schandtat bereit.

Dabei musste sie als gebürtige Frankfurterin, die von ihrem achten bis zum 40. Lebensjahr in Mainz lebte („Bei Mainz bleibt Mainz vergieße ich immer noch ein paar Tränchen“), erst einmal lernen, was es mit der Weiberfastnacht im Rheinland so auf sich hat. „Bei unserem ersten Auftritt damals, als wir einen Cancan tanzten, musste mir Peter Wirtz die ganzen rheinischen Lieder bei der Sitzung übersetzen. Das war für mich nur Chinesisch. Der kölsche Dialekt ist schon ein Erlebnis für jemanden, der ihn nicht kennt“, sagt sie.

Die rheinische Mundart hat sie inzwischen so gut gelernt, dass sie dieser Tage bei einem Kölsch-Test in Facebook auf 15 Fragen 15 richtige Antworten gab. Auch wenn es sich dabei wahrscheinlich nur um einem Test für Immigranten handelte, doch ein durchaus beachtliches Ergebnis.

Lampenfieber vor der Premiere

Bürgermeister Peter Wirtz wurde auch noch in anderer Hinsicht als Betreuungsperson für seine Stellvertreterin gebraucht. „Ich war doch so nervös“, erinnert sich Mazur-Flöer. „Peter Wirtz hat mich immer nur als Dilledöppchen bezeichnet.“ Dass damit ein Aufziehkreisel oder ein lebhaftes Kind gemeint ist, erschloss sich ihr allerdings erst einige Jahre später.

Bei aller Routine nach zehn Jahren weiß die Thomasbergerin bereits heute, dass sie sich auch in diesem Jahr bei ihrem ersten Auftritt an Weiberfastnacht im Saal Lichtenberg in Heisterbacherrott wieder in einem Tunnel befinden wird. „Am Anfang ist man so konzentriert. Beim letzten Auftritt in Thomasberg kann man dann schon mal ein paar Späßchen wagen.“ Zumal die Weiber im Franz-Unterstell-Saal in der Regel nicht mehr ganz nüchtern sind.

Nach dem allerletzten Auftritt am Samstag in Bockeroth stelle sich stets eine gewisse Traurigkeit ein, dass der Bürgermeistertanz wieder für ein Jahr vorbei ist. Cornelia Mazur-Flöer ist sich ganz sicher, dass manch andere Stadt Königswinter um diese Auftritte beneidet. „Dass hier so etwas möglich ist, zeichnet uns aus“, sagt sie. Auf den Stadtrat würde die parteiübergreifende Aktion hingegen weniger abfärben. „Da sitzen ja fast nur Männer, und die sehen uns leider nicht.“

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