Pfarrer Georg Kalckert Das Leben und Wirken der Zisterzienser im Kloster Heisterbach

KÖNIGSWINTER · Der Ort Heisterbacherrott hat seine Entstehung dem Kloster Heisterbach zu verdanken. Bevor die Zisterzienser sich daran machten, die Abtei Heisterbach zu gründen, mussten zunächst alle dort ansässigen Bauern ihren Platz verlassen.

 "Ruine Heisterbach im Mondschein" hat Oswald Achenbach sein Bild von 1892 überschrieben.

"Ruine Heisterbach im Mondschein" hat Oswald Achenbach sein Bild von 1892 überschrieben.

Foto: Siebengebirgsmuseum

"Der Ortsname bewahrt diesen Vorgang der Umsiedlung bei der Gründung der Abtei im Jahre 1189", sagte Georg Kalckert. Der Vorsitzende der Stiftung Abtei Heisterbach hielt im Siebengebirgsmuseum in Zusammenarbeit mit der Deutschen Stiftung für Denkmalschutz einen Vortrag und beleuchtete insbesondere das Thema: "Die Idee vom Ganzen - Leben und Wirken der Zisterzienser."

Und genau in diesem Licht ist der Wegzug der Bevölkerung zu sehen. "Die Zisterzienser haben ihr Kloster und ihren Besitz um das Kloster herum immer als Einheit, als ein Ganzes verstanden und behandelt", führte der frühere Pfarrer aus dem Königswinterer Talbereich aus. "Die außerhalb des eigentlichen Klosterbezirkes liegenden Höfe störten die Idee vom Ganzen."

Pfarrer Kalckert, Vizepräsident der Europäischen Charta der Zisterzienserklöster und -stätten und zuständig für den deutschen Raum, machte diese Idee vom Ganzen auch an einem praktischen Beispiel aus dem Leben der Mönche deutlich. So hatte die Klosterglocke auch die Funktion, die Zeiten des Chorgebetes anzukündigen - aber nicht nur im direkten Abteibereich, sondern auch den Mönchen, die außerhalb der Klostermauern tätig waren, sollte signalisiert werden, dass jetzt in der Abteikirche das Chorgebet gefeiert wird.

Die Mönche auf den Feldern und in den Grangen, den Gutshöfen der Abtei, verrichteten daraufhin ihr Gebet an ihrer Arbeitsstelle. Pfarrer Kalckert: "Sie waren also verbunden mit ihren Mitbrüdern in der Klosterkirche - eine Einheit über alle Mauern hinweg."

Es sei davon auszugehen, dass den Mönchen bereits bei der Auswahl eines Gründungsortes der Blick für das Ganze ausschlaggebend gewesen sei. "Sie hatten die Gesamtheit ihres Klosters im Blick, noch bevor eine einzige Mauer errichtet war. Und sie dachten dabei nicht nur an den Standort der Kirche, die zwar eine exponierte Lage haben sollte, aber integriert war in das Ganze."

Der Gestaltungsgedanke finde sich überall in Europa und sei dargestellt im sogenannten "Idealplan eines Zisterzienserklosters". Die Symbiose zwischen mönchischem Bauverständnis und lokaler Bautradition mache die Klöster der Zisterzienser zu spannenden Objekten; Heisterbach etwa gebe ein Zeugnis der rheinischen Baukunst ab. Der Eindruck kompakter Klarheit spreche den Besucher noch heute an, selbst wenn es sich dabei nur um Reste oder Ruinen handele.

Als Quelle einheitlichen Denkens nannte Kalckert den Einfluss und die Bestimmungen der jährlichen Generalkapitel in Citeaux, dem ersten Kloster des Ordens. Dort versammelten sich alle Zisterzienseräbte zu gemeinsamen Beratungen und Entscheidungen, die lebendige Garanten einheitlicher Bauausführung und Lebensführung darstellten. "Das Generalkapitel war das kollegiale Leitungsorgan im Orden." Dennoch könne nicht von zementierter Gleichförmigkeit die Rede sein.

Georg Kalckert beleuchtete das vielfältige Wirken der Zisterzienser, das immer wieder von der Einheit des Ganzen getragen werde, die Einheit von Gebet und Arbeit, die Kraft der Liebe als Quelle aller Reform. "Die Kraft für alle Bemühungen, Vorstellungen und Ziele ist allein die 'caritas', die Liebe." In der Charta caritatis von 1119 ist diese Grundordnung des Zisterzienserordens zu finden.

Georg Kalckert hat seinen Vortrag über "Die Idee vom Ganzen - Leben und Wirken der Zisterzienser" in einem Heftchen, 30 Seiten, in deutscher und französischer Sprache dokumentiert. Die Veröffentlichung ist gegen eine Schutzgebühr von drei Euro im Siebengebirgsmuseum und bei der Stiftung Abtei Heisterbach erhältlich.

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