Kommentar Den Nachlass im Blick

KÖNIGSWINTER · Es waren harte Zeiten nach Kriegsende im Rheinland. Die Nachgeborenen können dies heute kaum ermessen, allenfalls erahnen, etwa daran, dass der damalige Kölner Kardinal den Hunger leidenden und frierenden Menschen das "Fringsen" quasi erlaubte.

Wenn man zudem bedenkt, dass ein Abriss des zerstörten Schlosses Drachenburg damals durchaus in Erwägung gezogen wurde, sollte heute niemand darüber den moralischen Zeigefinger erheben, dass aus den Ruinen alles Brauchbare mitgenommen wurde, darunter Gemälde oder Glasscheiben. Natürlich war das juristisch gesehen ein Diebstahl, keine Frage.

Die Zeiten haben sich seitdem geändert. Schloss Drachenburg hat eine neue Bestimmung bekommen. Es ist ein Wahrzeichen der Region, ein Magnet für Einheimische und Touristen. Deshalb lohnt es auch, beim Ausmisten des Kellers, beim Ausräumen des Dachbodens oder Durchsuchen eines Nachlasses genau hinzuschauen und zu prüfen, ob Gegenstände dabei sind, die einst zum Inventar des Schlosses gehörten. Denn noch immer fehlen viele Gemälde und Buntglaselemente.

Niemand muss in irgendeiner Form mit Konsequenzen rechnen. Aber er hat die Chance, zur Wiederherstellung eines besonderes Schmuckstückes der Stadt und der Region beizutragen. Und das ist auch etwas wert.

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