Heimatverein Oberdollendorf und Römlinghoven Der Chronist von der Bachstraße

OBERDOLLENDORF · Seine Schmiede befand sich in dem Fachwerkhaus an der Ecke Bachstraße/ Mühlenstraße. Jakob Keppelstraß konnte aber nicht nur gut mit Hammer und Amboss umgehen: Der am 6. Februar 1864 in Oberdollendorf geborene Zeugschmied hielt auch Wissenswertes aus seinem Heimatort schriftlich in zwei Kladden fest. Anfang nächsten Jahres wird der Heimatverein Oberdollendorf und Römlinghoven ein Buch mit diesem wertvollen Nachlass herausgeben.

 Stellten beim Heimatabend im Saal Lichtenberg das Buch vor: (links) Lothar Vreden, Johannes Herzog, Ernst Thiebes und Peter Wilhelm Kummerhoff. FOTO: FRANK HOMANN

Stellten beim Heimatabend im Saal Lichtenberg das Buch vor: (links) Lothar Vreden, Johannes Herzog, Ernst Thiebes und Peter Wilhelm Kummerhoff. FOTO: FRANK HOMANN

Foto: Frank Homann

Beim Heimatabend im Saal Lichtenberg stimmten sich die Mitglieder schon einmal auf das Werk des Chronisten von der Bachstraße ein. Drei ehemalige Vorsitzende - Johannes Herzog, Ernst Thiebes und Lothar Vreden - haben sich um dieses Projekt gekümmert. Zwei Kladden hatte Keppelstraß gefüllt mit Ereignissen aus dem Ort und mit Geschichten über Originale. Seine beste Quelle war der "Stabel". Nach Feierabend saß er mit den Vorfahren auf den "Schlafkisten" der Kinder; dann erzählten die Alten über vergangene Zeiten, während in den Kisten mit Luftlöchern die Kleinen schlummerten.

Johannes Herzog hatte eine Kladde von einem Nachfahren des Schmiedes erhalten und erfuhr dann auch von der Existenz einer weiteren. Bereits Heimatdichter Jean Assenmacher hatte sich einst mit den Aufzeichnungen befasst, mit der Absicht, einige Geschichten zu veröffentlichen. Dazu war es nicht gekommen. Der Heimatverein holt dies nun nach. Herzog fand Unterstützung bei Ernst Thiebes und Lothar Vreden - vor allem auch bei der "Übersetzung" von mundartlichen Ausdrücken und bei Straßen- und Flurnamen.

Jakob Keppelstraß war ein heimatverbundener Mann. Er lauschte aber schon als Kind nicht nur den "Stabel-Erzählungen" und schrieb sie nieder, sondern verfasste auch Gedichte zu Ortsfesten. Der 1930 verstorbene Keppelstraß steuerte beispielsweise 1923 zum 50-jährigen Bestehen des Winzervereins einen Festprolog bei, der 1948 für den Kirchenchor in abgewandelter Form erneut zu Ehren kam.

Lothar Vreden rezitierte diese Zeilen beim Heimatabend, während Johannes Herzog einige Geschichten vorlas. Zum Beispiel jene vom Nachen-Unglück 1825 auf dem Rhein mit 23 Opfern. Zu hören bekamen die Besucher auch die Geschichte von "Tel Wollte", der vor Kraft und Kühnheit strotzte. Er hatte den Militär-Werbern ein Schnippchen geschlagen und sich selbst in Düsseldorf zum Dienst gemeldet.

Nach seiner Heimkehr fünf Jahre später hatte er die "Hecksen- und Gespensterfurcht abgestreift". Er gab seinen "Mittbürgern" Unterweisungen, wie sie sich "in jeder Lage zu ferteidigen haben". Die Geschichten machten Lust auf das neue Buch, in dem auch Originalseiten in Faksimile abgedruckt werden. Beim anschließenden Quiz gab es gleich Fragen dazu. Karl Schumacher schnitt am besten ab. Vom Vorsitzenden Peter Wilhelm Kummerhoff gab's neben einem Weinpräsent auch gleich noch einen Gutschein für das Keppelstraß-Buch.

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