Rheinischer Sagenabend Der Grübler aus dem Kloster Heisterbach

Königswinter · Sagen haben den Sozialpädagogen, Musiktherapeuten und Tausendsassa Peter Wendland schon immer fasziniert. Geschichten über das Siebengebirge und das Mittelrheintal erzählt er beim Rheinischen Sagenabend, der erstmals am kommenden Mittwoch im Haus Heisterbach stattfinden soll.

 Legenden gibt es genug im Siebengebirge: Eine rankt sich um das frühere Kloster Heisterbach, an das nur noch eine Ruine erinnert.

Legenden gibt es genug im Siebengebirge: Eine rankt sich um das frühere Kloster Heisterbach, an das nur noch eine Ruine erinnert.

Foto: Frank Homann

Herr Wendland, welche Sagen wollen Sie denn auspacken an diesem rheinischen Abend?
Peter Wendland: Es gibt viele sagenumwobene Geschichten, die in unserer Region spielen. Etwa die des Mönchs von Heisterbach. Er soll vor sich hin grübelnd das Kloster für 300 Jahre verlassen haben, ohne es zu merken.

Das ist eine lange Zeit.
Wendland: Ihm kam es aber lediglich vor wie ein Tag. Er hörte die Vesperglocke, kam zurück, ohne dass ihn jemand erkannte. Er starb dann ziemlich schnell in den vier Wänden des Klosters.

Eine traurige Geschichte. So richtig lustig geht es bei Sagen in der Regel nicht zu, oder täuscht das?
Wendland: Ach ja, die Geschichten der Loreley oder die Rolandssage, die die Leute immer wieder gerne hören, sind natürlich tragisch. Aber die Sage vom Räuber Dusch zum Beispiel, der im Siebengebirge sein Unwesen getrieben haben soll, ist durchaus unterhaltsam und humorvoll.

War der so eine Art Hotzenplotz wie bei Otfried Preußler?
Wendland: Ja, kann man schon sagen. Der Dusch hat Tunnel gegraben, um den Bürgern Obst und Gemüse aus dem Garten zu klauen. Übrigens gab es so einen ähnlichen Halunken in den 1960er Jahren tatsächlich mal. Dieter Frese hieß der, er versteckte sich zeitweilig in den Ofenkaulen. Zeitungen haben darüber geschrieben. Bei meinen Führungen bin ich aber auch immer bemüht, den ein oder anderen humorvollen Seitenhieb einzuführen. Bei der Drachen-Jungfrauen-Sage lass ich die Jungfrauen immer aus Remagen kommen. Das steht zwar in keinem Buch, kommt aber bei den Zuhörern gut an. Im Kern thematisiert diese Jungfrauengeschichte aus dem Mittelalter ja die Christianisierung des Rheinlandes.

Was uns zu einem interessanten Punkt bringt: Wie erzählt man eine Sage? Woher beziehen Sie Ihr Wissen um Geschichten?
Wendland: Manches steht in alten Büchern niedergeschrieben. Aber eine wichtige Quelle sind die Menschen, die diese Sagen noch erzählt bekommen haben. Meine Tante kommt aus Ittenbach. Sie kennt die Geschichten noch von ihren Eltern. Gemeinsam mit den Schriftquellen kann man sich so manches zusammenreimen. So leben die Sagen weiter.

Sie sind Hardrockfan und in der Einladung zum rheinromantischen Abend steht etwas von musikalischer Untermalung. Gibt's die Loreley gerockt?
Wendland: Nee, ich plane einige Stücke auf der Konzertgitarre zu spielen. "Ich weiß nicht, was soll es bedeuten" von Heinrich Heine zum Beispiel oder "Einmal am Rhein" von Willi Ostermann.

Zur Person

Peter Wendland wurde 1969 in Koblenz geboren. Er lebt in Ittenbach. Der Sozialpädagoge spielt auch Gitarre. Seine Begeisterung für Sagen und Geister hat er bereits bei Führungen auf Schloss Drachenburg, bei Nachtwanderungen und der "Geisterstunde auf Schloss Drachenburg", gezeigt. Am 17. April bietet Schloss Drachenburg unter seiner Führung eine Familiennachtwanderung "mit Schlossgeist" an. Buchungen, auch für den Rheinischen Sagenabend am 21. Januar (17.30 bis 19 Uhr, begrenzte Platzzahl, Karten für Erwachsene kosten 15 Euro, für Kinder fünf) über Schloss Drachenburg, Rufnummer 02223/92360.

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