Pegelstand am Rhein Der Höchststand des Wassers ist erreicht

Region · In Königswinter und Mondorf stehen die Rheinalleen unter Wasser. Am Wochenende werden sinkende Pegelstände erwartet.

Bereits am Freitagvormittag waren weite Teile der Rheinallee in der Königswinterer Altstadt überflutet.

Bereits am Freitagvormittag waren weite Teile der Rheinallee in der Königswinterer Altstadt überflutet.

Foto: Frank Homann

Freitagnachmittag, 16.30 Uhr, zeigt der Pegel Andernach 7,39 Meter – und damit ist der prognostizierte Höchststand für dieses Sommerhochwasser mitten im Juli beinahe erreicht. In der Königswinterer Altstadt ist die Lage entspannt. Die Geschäfte an der Rheinallee sind geschlossen, Fenster und Türen mit Säcken und Verkleidungen gegen die Fluten so gut es geht geschützt.

Die Rheinfähre liegt gut vertäut am Ufer. Sie hat wie auch die Fähren in Linz, Niederdollendorf und Bad Honnef den Betrieb eingestellt. Auf der höher gelegenen Terrasse eines Weinhauses sitzen Gäste mit Aussicht auf die überschwemmte Rheinallee, auf den Stufen hoch zum Rathausplatz beißt ein Mann in sein Butterbrot, während zu seinen Füßen braunes Rheinwasser gegen den Bordstein schwappt. Die Altstadt ist gelassen.

Ab Sonntag Aufräumarbeiten in Königswinter

Einigermaßen entspannt mit Blick auf die Hochwasserlage ist auch Nico Klein, Chef des Königswinterer Ordnungsamts. „Seit dem späten Donnerstagabend ist die Rheinallee überflutet“, sagt er. „Aber die Entwicklung der Pegelstände hat sich stabilisiert. Wir gehen davon aus, dass die Scheitelwelle heute durch ist.“ Ab Sonntag, so die Hoffnung Kleins, könnten die Aufräumarbeiten an der Rheinallee beginnen. Auch Lutz Schumacher, Sprecher der Freiwilligen Feuerwehr Königswinter, schätzt die Hochwasserlage am Rhein positiv ein.

„Wir haben am Donnerstagabend mehrere Stege für die Anlieger bereitgestellt“, berichtet er. „Aufbauen müssen wir sie jetzt aber wohl nicht mehr.“ Voraussichtlich noch bis Sonntag liegt ein Einsatzschwerpunkt für die Königswinterer Wehr überdies in den vom Starkregen so katastrophal getroffenen Gebieten auf der gegenüberliegenden Rheinseite

„Voraussichtlich noch bis Sonntag unterstützen wir die Aufräumarbeiten in Swisttal“, sagt er – im Drei-Schicht-Betrieb mit jeweils 40 Einsatzkräften. Auch die Freiwillige Feuerwehr Bad Honnef schickt bis voraussichtlich Montagmorgen Einsatzkräfte, wie Löschzugführer Thomas Weiss mitteilte.

Unterführung in Rhöndorf gesperrt

Auch Klaus Linnig von der Bad Honnefer Stadtverwaltung ist mit Blick auf die Entwicklung der Pegelstände optimistisch. Die Rhöndorfer Unterführung „Am Steinchen“ ist gesperrt, seit Freitagmittag auch die Ausfahrt Rhöndorf von der B 42 aus Fahrtrichtung Bonn. „Sicherheitshalber werden wir heute auch noch den Spielplatz an der Nordspitze der Insel Grafenwerth sperren“, berichtet er.

Das sei ebenso eine Vorsichtsmaßnahme wie die vorübergehende Schließung des Bad Honnefer Freizeitbads auf der Insel Grafenwerth. „Wenn die Pegel am Wochenende fallen, gehen wir davon aus, das Freibad ab Montag wieder öffnen zu können“, so Linnig. Die aktuelle Entwicklung werde die Stadt auch am Wochenende beobachten. Linnig: „Wir sind standby und werden auf der Internetseite der Stadt über aktuelle Entwicklungen informieren.“

Eine gute Nachricht hat er noch: Am Freitagvormittag sei die Stelle, an der am Mittwoch in Rhöndorf ein Hang auf die Löwenburgstraße abgerutscht war, noch einmal begutachtet und die Straße gereinigt worden. Der Zugang zum Waldfriedhof wurde im Anschluss freigegeben.

Behelfsstege am Mondorfer Yachthafen

Wenige Kilometer weiter nördlich hat der Rhein bei Niederkassel die Hochwassermarke „Bonner Pegel“ von 7,50 Meter am Freitagnachmittag erreicht. Die Rheinallee in Mondorf steht zum Teil unter Wasser, der Fährbetrieb der Mondorfer Fähre wurde bereits vor drei Tagen eingestellt und im Yachthafen haben die Bootseigner Behelfsstege gebaut, um zu ihren Booten und in die Bootshäuser zu gelangen. Auch das beliebte Naherholungsgebiet „Eiländchen“ steht komplett unter Wasser. Die braunen Fluten, die Unmengen an Treibholz und Müll vor sich herschieben, bereiten den Fluss­anliegern keine großen Sorgen.

Auf den Straßen ist es ruhig, Hochwassertourismus wie in den Jahren zuvor gibt es nicht. Dank eines Hochwasserdamms und anderer Schutzmaßnahmen, die für ein 200-jähriges Hochwasserereignis gebaut wurden, fühlen sich die Menschen hier offensichtlich sicher.

„Nervös werde ich erst, wenn der Rhein die Acht-Meter-Marke weit überschreitet“, so ein Anwohner. Lediglich ein Wohngebäude mit zwei Restaurants direkt am Fähranleger ist zum Teil vom Wasser umschlossen, aber noch trockenen Fußes zu erreichen.

Radwege in Niederkassel und Lülsdorf gesperrt

Auch der Minigolfplatz ist noch geöffnet, aber nur noch von der Rheinallee aus zugänglich. Enten und Gänse haben ihr erweitertes Wasserrevier eingenommen und schwimmen jetzt an Toren, Tischtennisplatten und Basketballkörben vorbei.

Weiter nördlich in Rheidt ist das Naherholungsgebiet komplett überschwemmt. Teilweise sind auch hier die tiefer liegenden Radwege wie auch in Niederkassel und Lülsdorf gesperrt. „Wir sehen die derzeitige Hochwasserlage noch sehr gelassen. Bei 9,50 Meter Bonner Pegel würden wir die Situation anders beurteilen“, so Gerhard Voosen, Sprecher der Freiwilligen Feuerwehr Niederkassel.

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