Bürgerstiftung in Königswinter Der Stiftung fehlen die Stifter

Königswinter · 121.549 Euro und 50 Cent brachten die 23 Gründungsmitglieder der Bürgerstiftung in Königswinter innerhalb kurzer Zeit auf.

 Mit einem Zuschuss in Höhe von 1500 Euro unterstützte die Bürgerstiftung 2011/2012 das Schulhofprojekt an der Lemmerzschule.

Mit einem Zuschuss in Höhe von 1500 Euro unterstützte die Bürgerstiftung 2011/2012 das Schulhofprojekt an der Lemmerzschule.

Foto: Lemmerzschule

Die Frauen und Männer der ersten Stunde, unter ihnen Bürgermeister Peter Wirtz und die Ratsmitglieder Peter Gola, Franz Joachim Thür, Hilke Andreae-Hinrichs, Iris Grupp, Günther Herr und Sebastian Schuster, wählten damals Gola, Schuster und Helmut Rings zum ersten Vorstand. Die Geschäftsführung lag von Anfang an in den Händen der Königswinterer Stadtverwaltung.

Die Aufbruchstimmung der ersten Zeit ging anschließend jedoch verloren. Nach zehn Jahren sind aus 121.000 Euro gerade mal 150.000 Euro geworden. Der Kreis der 23 Gründungsstifter ist seitdem kaum gewachsen. „Bedauerlicherweise hat es in den vergangenen Jahren keine Zustiftungen mehr gegeben“, sagt der Vorsitzende Peter Gola. Auch größere Nachlässe wie bei anderen Stiftungen flossen der Bürgerstiftung bisher noch nicht zu.

Dabei sei von Anfang an klar gewesen, dass das Stiftungsvermögen nicht ausreichen würde, um Projekte wie zum Beispiel die Erweiterung des Siebengebirgsmuseums zu finanzieren, wie es die beiden anderen bekannten Stiftungen in der Stadt – die Stiftung der Familie Lemmerz und die Professor-Rhein-Stiftung – taten. Die Bürgerstiftung sei eine Stiftung von Bürgern für Bürger. „Wir wollen die Initiative von Bürgern unterstützen, die selbst tätig werden“, so Gola. Etwas neidisch schaut man aber doch über die Stadtgrenzen nach Bad Honnef und Bonn, wo man sich da erheblich leichter tut.

Zweck der Stiftung war und ist die Förderung des Sports, der Kultur, der Jugendhilfe, der Aus- und Fortbildung sowie mildtätiger Projekte. So wurden bisher die Kunsttage ebenso unterstützt wie Vereine bei der Anschaffung von Sportgeräten und Musikinstrumenten oder Aktivitäten im Rahmen der Städtepartnerschaften mit North East Lincolnshire und Cognac.

Auch bei der Anschaffung des Gemäldes „Radfahrer“ von Carlo Mense, das der Heimatverein Siebengebirge dem Siebengebirgsmuseum als Dauerleihgabe übergab, war die Stiftung behilflich. In Eigenregie führte die Stiftung bisher zwei Jugend-Literaturwettbewerbe unter dem Titel „Tatort Siebengebirge“ und „Geheimnis vom Siebengebirge“ durch. Ein weiterer Wettbewerb ist in diesem Jahr geplant.

Rund 10 000 Euro wurden in einer Dekade ausgeschüttet. Die niedrigen Zinsen taten dabei ein Übriges. Gemessen an der Eduard-Rhein-Stiftung und der Stiftung der Familie Lemmerz ist die Bürgerstiftung doch recht klein. Etwas mehr Geld hätte man aber dennoch gerne. Um neuen Schwung in die gute Sache zu bringen, ist am 9. April auf Schloss Drachenburg aus Anlass des zehnjährigen Jubiläums ein Benefizdinner mit Sterneköchen und dem Chanson-Kabarett Grün & Huth geplant.

Vom stolzen Eintrittspreis in Höhe von 250 Euro soll ein Teil ins Vermögen der Stiftung fließen. Ebenso hofft der Vorstand, auf diesem Wege neue Zustifter aus Politik und Wirtschaft gewinnen zu können. „Wir wollen den Leuten zeigen, dass es die Stiftung gibt und sie sich beteiligen können“, sagt Gola. Er selbst möchte auf absehbare Zeit nicht mehr kandidieren. „Es wäre natürlich schön, wenn sich als mein Nachfolger jemand aus der Wirtschaft findet“, sagt er.

Andere Stiftungen

Die beiden bekanntesten Königswinterer Stiftungen sind die Professor-Rhein-Stiftung und die Stiftung der Familie Lemmerz. Die Professor-Rhein-Stiftung wurde 1987 durch Eduard Rhein gegründet. Sie verfügt über ein Stiftungsvermögen von 1,86 Millionen Euro. Seit der Gründung wurden 95 Stipendien in Höhe von rund 470.000 Euro vergeben.

Die Stiftung der Familie Lemmerz wurde 1999 gegründet. Sie verfolgt mit einem Stiftungskapital von einer Million Euro die Förderung der Kunst, von Kulturwerten und der Denkmalpflege.

Das Stiftungskapital der 2004 gegründeten Bürgerstiftung Bad Honnef ist bis Ende 2014 auf 770.000 Euro angewachsen. Die Stiftung Rheinviertel in Bad Godesberg, die 2005 mit 50.000 Euro anfing, ist mit einem Stiftungskapital von sieben Millionen Euro eine der größten Bürgerstiftungen in Deutschland. Sie gibt jedes Jahr 450.000 Euro aus, von denen sie zwei Drittel mittels Spenden einwirbt. mel

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