Naturschutz in Königswinter Die "Bedränger" müssen weg

KÖNIGSWINTER · Wer derzeit im Wald zwischen dem Ittenbacher Hardtweg und der L 331 unterwegs ist, wird auf vielen Bäumen bunte Markierungen entdecken: gelbe und rote Striche oder weiße Kreise.

 Hier verläuft künftig die Rückegasse, wo die gefällten Bäume vor dem Abtransport gelagert werden.

Hier verläuft künftig die Rückegasse, wo die gefällten Bäume vor dem Abtransport gelagert werden.

Foto: Frank Homann

Sie dienen der Vorbereitung für die geplante Durchforstung des Gebiets, die nach Auskunft von Fachgebietsleiter Stephan Schütte beim Forstamt Rhein-Sieg-Erft der Pflege des Waldes dient. In einem ersten Schritt werden derzeit die sogenannten Rückegassen angelegt, die benötigt werden, um später die gefällten Bäume aus dem Wald zu ziehen. Die eigentlich Fällungen sollen ab Spätsommer in Angriff genommen werden.

"Die Waldpflege erfolgt nach den Grundsätzen der naturnahen Waldwirtschaft", betont Schütte. Dies bedeute den generellen Verzicht auf Kahlschläge. Stattdessen würden die Wälder regelmäßig alle fünf bis sieben Jahre durchforstet, um durch mehr Licht den Stoffkreislauf im Wald zu verbessern und das Wachstum junger Bäume zu fördern. Dadurch, so hoffen die Förster, entsteht ein gesunder, naturnaher und strukturreicher Wald.

Vor der eigentlichen Durchforstung ist der Ittenbacher Revierförster Florian Haufler in dem Gebiet unterwegs. Sein wichtigstes Arbeitsutensil in diesen Tagen: Spraydosen. Mit ihnen markiert er die Bäume. Die schönsten und wertvollsten unter ihnen heißen in der Forstsprache "Zukunftsbäume" und werden mit einem weißen Ring gekennzeichnet. Um zu garantieren, dass sie auch künftig gut wachsen, so Schütte, werden ihre weniger wertvolle Nachbarn - die sogenannten "Bedränger" - gefällt - sie werden von Haufler derzeit mit einem roten Strich markiert.

Um die gefällten Bäume aus dem Wald zu ziehen, werden Rücke-gassen angelegt, wie Schütte erläutert. Sie durchziehen den Wald im Abstand von etwa 40 Metern. "Von dort werden die Stämme dann mit einem Rückefahrzeug mit breiten Reifen oder Tragbändern aus dem Wald an den festen Hauptweg transportiert", so Schütte weiter. Eine Rückegasse verlaufe parallel zum Hardtweg, damit die Forstmaschinen zum einen die asphaltierte Straße nicht beschädigen oder verschmutzen. Zum anderen bleibe die Straße so für den Verkehr befahrbar.

Dass man im Siebengebirge im Naturschutzgebiet unterwegs ist, ändere nichts an der Notwendigkeit der Arbeiten, so Schütte, im Gegenteil: "Auch hier ist die Pflege des Waldes notwendig, um die Entwicklung in Richtung eines naturnahen und artenreichen Waldes steuern." Allerdings gibt es Einschränkungen: "Aus Gründen des Vogelschutzes sind Durchforstungen in Laubwaldbeständen nur zwischen dem 1. Oktober und 31. März erlaubt." Nadelhölzer hingegen dürften das ganze Jahr über gefällt werden. Zudem werde bei den jetzt ausgeführten Arbeiten auf die Wanderung der Kröten Rücksicht genommen: In Abstimmung mit dem Bund für Umwelt- und Naturschutz bleibe der Waldbereich, in dem sich der Krötenschutzzaun befindet, von Maßnahmen ausgenommen. Schütte: "Wir hoffen, dass die Bürger für die Einschränkungen durch die Arbeiten Verständnis haben."

Gespräch mit Revierförster Florian Haufler

Er ist der Mann mit der Sprühdose: Revierförster Florian Haufler hat die Bäume gekennzeichnet. Und beginnt die sogenannte Durchforstung. Darüber sprach mit ihm Katrin Janßen.

Was bedeutet "durchforsten" und warum ist es notwendig?

Florian Haufler: Waldbäume benötigen mit zunehmendem Alter immer mehr Wuchsraum. In einem jungen Wald stehen bis zu 10 000 kleine Bäume je Hektar, in einem alten Wald nur noch rund 50 bis 100 Bäume auf derselben Fläche. Damit Wälder stabil aufwachsen können, ist es erforderlich, den Wald regelmäßig zu durchforsten, also den guten und vitalen Bäumen mehr Wuchsraum zu geben, indem man die anderen fällt. Außerdem gelangen im Zuge von Durchforstungen mehr Sonnenstrahlen und damit Wärme auf den Waldboden, was den Nährstoffkreislauf im Wald fördert. Undurchforstete Wälder werden instabil und einschichtig.

Wie groß ist die Fläche, die diesmal durchforstet wird?

Haufler: Wir werden am Hardtweg eine Fläche von etwa eineinhalb Hektar durchforsten. Dabei wird nachhaltig gewirtschaftet, das heißt, es wird weniger Holz entnommen als im Wald wieder nachwächst. Der Holzzuwachs - ermittelt durch regelmäßige Waldinventuren - liegt bei etwa 7,0 Festmeter je Hektar und Jahr. Tatsächlich werden aber nur rund 4,0 Kubikmeter genutzt, so dass der Holzvorrat im Wald stetig weiter ansteigt.

Bei den Arbeiten fahren schwere Maschinen durch den Wald. Wären Pferde nicht besser?

Haufler: Die Holzernte ist eine der gefährlichsten Arbeiten überhaupt. Moderne Forstmaschinen machen die Arbeit weniger gefährlich. Sie sind zudem sehr effektiv und verkürzen den Zeitraum der Arbeiten und der damit verbundenen Belästigung erheblich. Auf geringen Bodendruck, umweltfreundliche Hydrauliköle und möglichst leise Motoren legen wir besonderen Wert. Bei schwierigen Bodenverhältnissen und nicht zu dicken Stämmen werden auch hin und wieder Pferde zum Herausziehen eingesetzt.

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