Emmauskirche Heisterbacherrott Die besondere Technik des Glockenspiels wurde praktiziert

HEISTERBACHERROTT · Das gab es noch nie zu Ostern in Heisterbacherrott. Im Glockenturm der evangelischen Kirche wurde gebeiert - nach dem Gottesdienst in der Emmauskirche und der Festmesse in der katholischen Wallfahrtskirche Sankt Judas Thaddäus am Ostersonntag.

 Das Handwerk des Beierns beherrscht Georg Wagner im "Campanile" der Emmauskirche.

Das Handwerk des Beierns beherrscht Georg Wagner im "Campanile" der Emmauskirche.

Foto: Frank Homann

Im vergangenen Jahr hatte das Beiern im Campanile Premiere. Der Heimatverein Heisterbacherrott hatte die Idee seines Ehrenvorsitzenden Elmar Heinen aufgegriffen. Und Georg Wagner, der zur Beiergruppe von Oberpleis gehört, setzte den Gedanken in die Praxis um.

Speziell zum Tag spielte er nun das "Oster-Halleluja" und den "Ostermarsch". Monika Effelsberg gefiel mit traditionellen Beier-Motiven aus Oberpleis. Unter dem Titel "Impromptus Nr. 1" improvisierte Elisabeth Wilhelm eine schöne Klangfolge. Und Wagners Frau Ariane Toffel bot moderne Beier-Motive - nach einer hebräischen Melodie und unter dem Motto "New Quart All".

Tradition hat das Beiern in Heisterbacherrott nicht, denn erst ausgangs des 19. Jahrhunderts entstand hier eine eigene katholische Kirche. Zudem zeigte sich nun, dass im Glockenturm von Sankt Judas Thaddäus das Beiern aus technischen Gründen nicht möglich ist. Glücklicherweise stellte die evangelische Gemeinde mit Pfarrerin Pia Haase-Leh ihren Glockenturm zur Verfügung.

Viele evangelische Christen verfolgten dann auch am Ostersonntag das Beiern. Zwar hatten die Gottesdienste in beiden Häusern zeitgleich begonnen, aber in Sankt Judas Thaddäus dauerte die Messe mit anschließendem Osterlämmerverkauf länger, so dass viele katholische Christen erst eintrafen, als das Beiern bereits im Gange war. Helmut Zimmer, der Vorsitzende des Heimatvereins: "Wir müssen überlegen, ob wir nicht einen günstigeren Termin finden." Er bedankte sich bei den vier Beierleuten mit Schoko-Osterhasen.

Nach dem schönen Spiel konnte jeder Interessent das Geläut besichtigen und sich ein Bild machen von der Technik des Beierns. Georg Wagner hatte im vergangenen Jahr mit Wilfried Ludwigs, dem Baukirchmeister der Emmauskirche, einen Plan ausgetüftelt.

Beim Beiern wird die Glocke nicht wie beim Läuten hin und her geschwungen, sie verbleibt vielmehr arretiert in ihrer ruhigen Ausgangsstellung. Der Beiermann zieht den Klöppel mit einem Seil knapp an den Rand. Indem er das Seil mit der Hand (oder dem Fuß) drückt, wird der Klöppel an den Glockenrand geschlagen und die Glocke erklingt.

Georg Wagner fuhr damals eigens nach Brügge, wo er sich das Glockenspiel des Rathausturms anschaute, den Belfried. Der städtische "Baiaardier" ist täglich im Einsatz und hat 47 Glocken zu bedienen. Deshalb gibt es dort eine Klaviatur, die mit Fäusten gespielt wird. Der "Baiaardier von Heisterbacherrott" kommt indes bei den vier Glocken der Emmauskirche mit beiden Händen und Füßen aus, was hohe Konzentration erfordert.

Wer am Beiern in Heisterbacherrott interessiert ist, kann sich bei Helmut Zimmer, 02244/5625; E-Mail: helmut_zimmer@t-online.de.

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