Interview mit Ulrich Harz "Die Botschaft gilt seit 150 Jahren"

KÖNIGSWINTER · Theater verbessert die Unternehmenskommunikation, davon ist Ulrich Harz fest überzeugt. Der Regisseur des Bonner Unternehmenstheaters "Faust Drei" inszeniert Aufführungen von Charles Dickens' "Der Geist der Weihnacht" auf Schloss Drachenburg.

 Bewährte Zusammenarbeit: Auch für das Sommertheater "Die Grimms" zeichnete Regisseur Ulrich Harz (vorne) verantwortlich, der Charles Dickens' Geschichte für den Weihnachtsmarkt auf Schloss Drachenburg inszeniert.

Bewährte Zusammenarbeit: Auch für das Sommertheater "Die Grimms" zeichnete Regisseur Ulrich Harz (vorne) verantwortlich, der Charles Dickens' Geschichte für den Weihnachtsmarkt auf Schloss Drachenburg inszeniert.

Foto: Archiv: Frank Homann

Das Stück ist Teil des Rahmenprogramms der "Einzigartigen Weihnachtszeit", die ab Ende November an drei Adventssonntagen stattfindet. Philipp Königs sprach mit ihm über die Geschichte des Ekelpakets Ebenezer Scrooge und Parallelen zur heutigen Geschäftswelt.

Herr Harz, Ebenezer Scrooge ist ein ziemlicher Kotzbrocken. Stellen Sie sich Unternehmer in Führungspositionen heute noch so vor?
Ulrich Harz: Die Unternehmerwelt spannt sich ja vom Sozialrevolutionär bis zum Kleinstadt-Mafioso. So wie Scrooge zunächst ein ganz übles Gesicht des Frühkapitalismus ist, haben wir heute noch üblere Gestalten des Spätkapitalismus. Die Lehre und Botschaft aus Dickens' Weihnachtsgeschichte ist aber seit über 150 Jahren, dass die Weihnachtstage eine gute Gelegenheit für Einkehr und Umkehr darstellen. Für uns alle.

Worauf legen erfolgreiche Manager im Jahr 2014 nach Ihrer Erfahrung besonders wert?
Harz: Jede einzelne Führungskraft soll unternehmerisch denken: "Meine Einheit gehört zum Unternehmen." Diese Denke soll sich bestenfalls im Bewusstsein jedes Angestellten festsetzen.

Das Ganze wird dann im Zweifelsfall in einer Powerpoint-Präsentation zusammengefasst und als Motivations-Vortrag ausgeführt...
Harz: Das Unternehmenstheater will da einen anderen Weg gehen. Wir glauben, dass die alte Form des Theaters viel besser rüberbringen kann, worum es in den Beziehungen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer geht.

Können Sie ein Beispiel dafür nennen?
Harz: Einer unserer Auftraggeber hatte Unternehmensleitsätze für die Mitarbeiter formuliert, fragte sich aber, ob die philosophisch angehauchten Sätze überhaupt verstanden würden. Solche Leitideen lassen sich als Theaterstück umsetzen.

Wie werden Sie das Stück "Der Geist der Weihnacht" auf Schloss Drachenburg inszenieren?
Harz: Die Darsteller tragen Kostüme aus dem viktorianischen Zeitalter. Die Besucher werden auch außerhalb der Inszenierung Schauspieler und Statisten zu sehen bekommen, die gekleidet sind, wie es damals üblich war. Sie können historische Figuren wie Charles Darwin, Florence Nightingale oder Jack the Ripper treffen. Die Besucher befinden sich also fest in der Hand des 19. Jahrhunderts. Das entspricht der Grundidee dieses entschleunigten Weihnachtsmarktes, der ja ohne Musik und großes Tamtam auskommt, "Slow Christmas" sozusagen. Allerdings auf eine ganze andere Art als die bekannten Mittelaltermärkte.

Inwiefern nutzen Sie den historischen Ort als Kulisse?
Harz: Gespielt wird zwischen Wagenhaus und Terrasse. Wie das Set genau aussehen wird, zeigen die kommenden Tage, in denen ein Ausstatter aus Amsterdam sich damit befassen wird. Die Schauspieler üben derzeit noch ohne Kostüme und ohne die echte Bühne, auf der sie später agieren werden. Das Ambiente passt aber natürlich zur Zeit. Am Schloss haben bereits unsere Inszenierungen von Grimms Märchen stattgefunden, allerdings fielen die in die Sommerzeit. Wilhelm Grimm war ja seinerzeit auch wandernd im Siebengebirge unterwegs. In der Anmutung werden sich die Schauspieler beider Inszenierungen aber zumindest ähneln.

Wie lange dauert die Aufführung, die Zuschauer müssen dabei ja immerhin stehen?
Harz: So wie es die gesamte Geschichte von Charles Dickens hergibt, bräuchte man etwa zwei Stunden. Wir spielen nur eine Stunde lang, so dass den Besuchern genug Zeit für den Markt bleibt.

Zeiten und Preise

Zum Programm des Weihnachtsmarkts "Einzigartige Weihnachtszeit" an den ersten drei Adventswochenenden 29./30. November, 6./7. und 13./14. Dezember gehören die einstündigen Aufführungen von Dickens' "Der Geist der Weihnacht". Beginn ist jeweils um 13, 15 und 17 Uhr.

Der Eintritt zum Markt inklusive Theater sowie Hin- und Rückfahrt mit der Drachenfelsbahn kostet 10 Euro für Erwachsene, 6 Euro für Kinder ab sechs Jahren.

Wer die Bahn nicht nutzen will, zahlt die üblichen Eintrittspreise für Schloss Drachenburg: Erwachsene 6 Euro, Ermäßigungskarten 4 Euro, Familienticket für bis zu zwei Erwachsene und zwei Kinder 13 Euro.

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