NRW-Stiftung investiert im Kreis "Die Bürger sollen Natur erleben"

SIEBENGEBIRGE · In den vergangenen 30 Jahren hat die NRW-Stiftung in 80 Projekte im Rhein-Sieg-Kreis investiert. Das Schloss Drachenburg gilt als eines der Leuchtturmprojekte, die jährlichen Verluste gleicht die Stiftung aus. Damit ist es ab kommenden Jahr vorbei.

 Eines der Vorzeigeprojekte der NRW-Stiftung: Geschäftsführerin Martina Grote und Vizepräsident Wolfgang Schumacher vor dem Schloss Drachenburg in Königswinter.

Eines der Vorzeigeprojekte der NRW-Stiftung: Geschäftsführerin Martina Grote und Vizepräsident Wolfgang Schumacher vor dem Schloss Drachenburg in Königswinter.

Foto: Frank Homann

Wenn es die NRW-Stiftung nicht schon gäbe, müsste sie erfunden werden, meint Wolfgang Schumacher. Seit fast 30 Jahren sitzt der mittlerweile emeritierte Bonner Professor für Geobotanik und Naturschutz im Stiftungsvorstand, vor zehn Jahren hat er das Amt als Vizepräsident übernommen.

In beinahe drei Jahrzehnten hat die Stiftung alleine 30 Millionen Euro in 80 Projekte im Rhein-Sieg-Kreis gesteckt. "Damit steht der Kreis einsam an der Spitze in Nordrhein-Westfalen," sagt Schumacher.

Das Engagement im Siebengebirge mit der aufwendigen Sanierung von Schloss Drachenburg (24 Millionen Euro), dem Ankauf von Teilen des Nachtigallentals und der Übernahme von Wäldern auf dem Petersberg begründet er "mit den vielen Anträgen aus der Region und mit der besonderen Bedeutung in Natur und Kultur". Besonderes Augenmerk lege die Stiftung auf Nachhaltigkeit: Es sei, sagt Schumacher, nichts ärgerlicher, als in ein Projekt zu investieren, das nach fünf oder zehn Jahren wieder in der Versenkung verschwinde.

Vor fünf Jahren eröffnete das Schloss Drachenburg, eines der ersten Leuchtturmprojekte der Stiftung. Die Patronatserklärung zur Übernahme etwaiger Betriebsdefizite durch die Stiftung läuft Ende des Jahres aus. Wie berichtet, sucht die Stiftung auf Kreis- und kommunaler Ebene nach Unterstützern. Derzeit macht der Betrieb auf Schloss Drachenburg ein Minus von jährlich etwa 200.000 Euro, obwohl die vorsichtigen Besucherprognosen der Stiftung Anfang der 80er Jahre von etwa 100.000 bis 120.000 Besuchern pro Jahr bei weitem übertroffen werden. Im vergangenen Jahr besuchten 150.000 Gäste das Schloss.

[kein Linktext vorhanden]"Es gibt darüber hinaus 200 Veranstaltungen wie Hochzeiten und das Weihnachtsfest. Wir erschließen weiter neue Touristengruppen aus dem Ausland, aber es stellt sich immer auch die Frage, wie viel ein denkmalgeschütztes Haus vertragen kann", erklären die beiden Geschäftsführer der Schloss Drachenburg gGmbH, Martina Grote und Joachim Odenthal. Alleine die Instandhaltung koste pro Jahr 200.000 Euro, die Gebäudeversicherung verschlingt weitere 50.000 Euro. Schumacher: "Wir gehen davon aus, dass sowohl der Kreis als auch die Stadt Königswinter einer Mitfinanzierung zustimmen werden, wenn sie einen Blick auf die lange Liste der Stiftungsinvestitionen der letzten Jahre werfen werden."

Alleine in Königswinter sind 31 Projekte bewilligt worden - von der Publikation eines Handbuchs über Naturschutzbeauftragte bis zur Förderung für das Archiv, Forum und Museum zur Geschichte des Naturschutzes oder die Instandsetzung des Forsthauses Lohrberg des Verschönerungsvereins für das Siebengebirge; in Bad Honnef ist eine Million Euro investiert worden, beispielsweise in den Sicherheitszaun unterhalb des Siegfriedfelsens oder in die Dauerausstellung im Bundeskanzler-Adenauer-Haus.

Der Naturschutz spielt neben der Kultur eine wichtige Rolle in der Stiftung. "Wir wollen die Bürger nicht fernhalten, sondern erreichen, dass sie die Natur erleben können", sagt Schumacher. Die Bürger müssten vielleicht nicht bis ins Storchennest gebracht werden, aber um ihnen die Bedeutung von Natur zu vermitteln, müsse man sie daran teilhaben lassen. Deshalb trete die Stiftung bei Projekten wie dem Nachtigallental und dem Petersberg als Eigentümerin auf. Ziel sei es, die Wege zu erhalten, aber auch die Verkehrssicherheit zu gewährleisten.

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