Seniorenheim in Oberpleis "Die Dosis war nicht Todesursache"

OBERPLEIS · Die Staatsanwaltschaft Bonn hat die Ermittlungen gegen eine Mitarbeiterin des Seniorenheims Sankt Konstantia in Oberpleis wegen fahrlässiger Tötung endgültig eingestellt.

 Die Ermittlungen gegen eine Mitarbeiterin des Seniorenheims in Oberpleis hat die Staatsanwaltschaft mittlerweile eingestellt.

Die Ermittlungen gegen eine Mitarbeiterin des Seniorenheims in Oberpleis hat die Staatsanwaltschaft mittlerweile eingestellt.

Foto: Frank Homann

Wie die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Monika Volkhausen, am Montag mitteilte, haben die gerichtsmedizinischen Untersuchungen nicht mit der für eine Anklage erforderlichen Wahrscheinlichkeit eine Kausalität zwischen der verabreichten Medikamentenmenge und dem Tod des Seniors ergeben.

Ein schwerstkranker 88-Jähriger war im April in dem Heim gestorben. Die Heimleitung hatte anschließend selbst die Behörden informiert, nachdem der Verdacht aufgekommen war, dass der zuständigen Pflegekraft bei der Verabreichung des vom Arzt verschriebenen Morphiums ein Fehler unterlaufen war. Dies ist auch tatsächlich der Fall gewesen, jedoch, so Volkhausen, sei die verabreichte Menge nicht so hoch gewesen, dass sie toxisch gewirkt habe.

Die Oberpleiser Heimleiterin Eva-Maria Mergelsberg zeigte sich am Montag auf Anfrage des General-Anzeigers erleichtert und zufrieden damit, "dass wir jetzt rehabilitiert sind". Der Senior hatte zum Zeitpunkt seines Todes bereits mehrere Wochen im Sterben gelegen und wurde auf ärztliche Anordnung mit Morphium behandelt. Er starb in der Nacht zum Ostersamstag. Ein Arzt hatte anschließend eine natürliche Todesursache attestiert. Allerdings fiel am nächsten Morgen eine "Unklarheit" bei der verabreichten Morphiummenge auf, wie Heimleiterin Mergelsberg damals mitteilte.

Das Heim schaltete daher damals sofort die Polizei und Staatsanwaltschaft ein. "Wir haben nichts zu verheimlichen, es wird nichts verschleiert", hatte Mergelsberg betont. Alle Unterlagen, die Spritze und Ampullen wurden der Polizei übergeben. Das hob gestern auch noch einmal Volkhausen hervor: "Das Heim hat sich nach dem Tod des Mannes richtig verhalten und die entsprechenden Behörden informiert. Auch im Anschluss hat man sich dort sehr kooperativ gezeigt." Die Ermittlungsbehörden waren von Anfang an davon ausgegangen, dass es sich im Falle einer falschen Medikamentengabe um "ein Versehen" seitens der Pflegekraft gehandelt hatte.

Die Staatsanwaltschaft hatte eine Obduktion angeordnet, die Auswertung der toxikologischen Untersuchungen hatte dann allerdings einige Zeit in Anspruch genommen. Denn für die Klärung der Frage nach der Todesursache waren diese Daten entscheidend. Tatsächlich war dem Senior, so zeigten die Ergebnisse nun, "versehentlich eine Überdosis verabreicht worden", so Volkhausen. Statt ein Milligramm Morphium, wie vom Arzt verschrieben, hatte die Pflegekraft ihm zehn Milligramm verabreicht. "Die Mitarbeiterin hatte die Pflegeanweisung falsch interpretiert", so Volkhausen weiter. Bei der verabreichten Menge handle es sich aber um eine Dosis, "die einem erwachsenen Menschen auch aus therapeutischen Gründen gegeben werden kann."

Die Pflegerin, bei der es sich nach Auskunft der Heimleiterin um eine "erfahrene Fachkraft" gehandelt hat, arbeitet inzwischen wieder für das Heim, ist allerdings verstärkt im Ordensbereich tätig, so Mergelsberg. Nach dem Tod des 88-Jährigen hatte sie auch die Prüfbehörden eingeladen, sich das Heim anzusehen. "Und die haben uns auf Herz und Nieren geprüft." Zudem habe man einige Veränderungen auf den Weg gebracht, um Abläufe zu optimieren. Sie bereut die Entscheidung, offen mit dem Fall umzugehen, nicht. "Die meisten Menschen haben überrascht auf unser Vorgehen reagiert - positiv überrascht."

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