Drachenfels in Königswinter Die elektrische Zahnradbahn wird 50
KÖNIGSWINTER · "Elektrisch den Berg hinan" titelte das "Echo des Siebengebirges". Die "Honnefer Volkszeitung" stellte die Beschleunigung der Drachenfelsbahn von zehn auf 18 Stundenkilometer in den Mittelpunkt ihrer Berichterstattung. Tatsächlich vollzog sich vor genau 50 Jahren, als am Drachenfels von Dampf- auf Elektrobetrieb umgestellt wurde, der wohl bedeutendste Wandel in der Geschichte der Drachenfelsbahn.
Es war ein Freitag, der 13. Juni 1953, als sich um elf Uhr an der Talstation der erste elektrische Triebwagen auf den Weg zum Gipfel machte. 70 Jahre lang hatte bis dahin eine Dampflokomotive die Fahrgäste der 1883 eröffneten Bahn auf den berühmten Berg und wieder hinab gebracht.
Trotz der Innovation fand die alte Dampflok nicht sofort den Weg aufs Abstellgleis. Zur Entlastung des Triebwagenverkehrs blieben sie weitere fünf Jahre in Betrieb, der jedoch mit dem verheerenden Unglück am 14. September 1958 ein jähes Ende fand, als ein Zug auf dem Weg nach unten entgleiste und 17 Menschen den Tod fanden. Eine Lokomotive erinnert vor der Talstation heute als Denkmal an diese Zeit.
Mittlerweile benötigt die moderne Ausführung keine Unterstützung mehr aus dem Museum: Mit insgesamt fünf Triebwagen ist die Bahn gut ausgestattet und kann auch die stets erforderliche Wartung gut kompensieren. 15 feste Mitarbeiter um Jürgen Limper, den Vorstand der Bergbahnen im Siebengebirge AG, sorgen für den reibungslosen Betrieb.
Als studierter Maschinenbauingenieur, der sich in seiner Ausbildung außerdem in den ökonomischen Fächern umtat, war Limper der richtige Mann am richtigen Ort, als der Chefposten 1979 vakant wurde. Vorher hatte der heute 63-Jährige mehrere Bergbahnen rund um Freiburg betreut.
Das Unternehmen - seit 1912 als private Aktiengesellschaft im Besitz der Familie Mülhens - ist laut Limper wirtschaftlich gesund: "Auch unsere Bilanzen stehen und fallen natürlich mit den Fahrgastzahlen", sagt Limper. Die allerdings seien seit einigen Jahren stabil und haben sich nunmehr bei rund 400 000 jährlich eingependelt.
Mit den "goldenen 70er Jahren", in denen sich jährlich rund 700 000 Gäste auf den Drachenfels kutschieren ließen, sind diese Zahlen freilich nicht vergleichbar - für das Gleichgewicht des Unternehmens reichen sie jedoch offenbar aus: Selbst die umfassende Modernisierung Ende der 90er Jahre, als sämtliche Triebwagen auf den neuesten Stand der Technik gebracht wurden, konnte die Firma ohne Subventionen meistern. "Einzig die Aktionäre mussten vier Jahre lang auf ihre Dividende verzichten", sagt Limper.
"Allerdings", gibt der Vorstand zu bedenken, "wollen wir die Möglichkeiten zur Gewinnsteigerung natürlich im Auge behalten". In der Tat hat Limper in Sachen Marketing schon oft Erfindungsreichtum bewiesen. "Die Witterungsabhängigkeit unseres Betriebes und seine hochwertige Konkurrenz im Freizeitangebot der Region erfordert besondere Ideen", sagt der Unternehmer.
So erinnert er sich gern an den Erfolg einer Werbeaktion, bei der er fahrende Tante-Emma-Läden in der Eifel mit Rabattgutscheinen bestückt hatte. Auch die "Natur-Tour" im vergangenen Jahr habe zum Renommee und zur Beliebtheit des Betriebes beigetragen. Ebenso tummelt sich die Drachenfelsbahn regelmäßig auf Tourismusmessen, bündelt ihren Auftritt dort aber zumeist mit dem der örtlichen und regionalen Tourismusmanager.
In der Öffentlichkeit, sagt Limper ernst, werde die Zahnradbahn hin und wieder auch heute noch mit dem Unglück vom September 1958 in Verbindung gebracht. Erinnerungen an den schwärzesten Tag des Unternehmens entgegnet Limper heute mit dem Hinweis auf die rigide technische Überwachung, die den Mitarbeitern teils tägliche, teils wöchentliche und monatliche Prüfungen abverlangen.
Froh ist Limper über die rege öffentliche Diskussion um das Erscheinungsbild von Drachenfels und dem an der Bergstation thronenden Hotelbau: "Wir können beste Ökonomen sein - doch wir mühen uns vergebens, so lange das Gesamtbild erneuerungsbedürftig ist. Und daran müssen alle mit vereinten Kräften arbeiten."