Schulen in Königswinter Die Nachfrage nach OGS-Plätzen steigt

Königswinter · Immer mehr Kinder gehen in Königswinter in Offene Ganztagsschulen. Die Verwaltung prüft Erweiterungen in Heisterbacherrott und Stieldorf. Ab 2026 gibt es einen Rechtsanspruch für Grundschüler.

Insgesamt 925 Jungen und Mädchen besuchen im laufenden Schuljahr in Königswinter eine OGS.

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Der Boom der Offenen Ganztagsschulen in Königswinter ist ungebrochen. Im kommenden Schuljahr werden voraussichtlich 976 Kinder eine OGS besuchen. Das sind fast zwei Drittel der rund 1500 Grundschüler an den acht Schulstandorten in der Stadt. In den vergangenen Jahren sind fast alle Ganztagsschulen erweitert worden oder werden zurzeit erweitert wie in Oberpleis mit einem Anbau an das Vereins- und Betreuungshaus des TuS Oberpleis. Konkret hat die Verwaltung zudem Prüfaufträge zur Erweiterung der Ganztagsschulen in Heisterbacherrott und Stieldorf. 

Ab 2026 gibt es einen Rechtsanspruch auf ein Ganztagsangebot für Grundschulkinder. Der Bundestag hat am vergangenen Freitag dem Gesetzentwurf der Bundesregierung zugestimmt (siehe Infokasten). Bundesweit nutzt bisher etwa die Hälfte aller Grundschulkinder das Ganztagsangebot. Das Bundesfamilienministerium geht aber von einem deutlich höheren Bedarf von 75 bis 80 Prozent aus. Nachdem jüngere Kinder seit 2013 einen Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz haben, stellt der Übergang von der Kindertagesbetreuung zur Grundschule viele Familien vor Herausforderungen. Bisher erlischt mit dem Schuleintritt der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz, obwohl der Unterricht oft bereits mittags endet.

Die Königswinterer OGS-Zahlen für das kommende Schuljahr teilte die Verwaltung jetzt im Ausschuss für Schule, Kultur und Städtepartnerschaft mit. Die Angaben zum Schuljahr 2021/2022 sind allerdings noch unvollständig, da die echten Schülerzahlen nicht vorliegen, sondern nur auf dem Antrag für OGS-Landesmittel beruhen. Sie können sich bis zum 15. Oktober ändern. Dennoch wird es eine Steigerung geben, nachdem im laufenden Schuljahr 926 Kinder eine OGS besuchen. Dazu kommen 146 in der Betreuenden Grundschule (BGS). Vor zwei Jahren besuchten 823 Kinder in Königswinter eine OGS.

In der Ausschusssitzung erhielt die Verwaltung von der Politik zwei Prüfaufträge. Zum einen soll sie untersuchen, ob die OGS Stieldorf kurzfristig erweitert werden kann. Außerdem soll sie bis spätestens 2023 zusätzliche Möglichkeiten zur Kapazitätserhöhung in Heisterbacherrott prüfen, damit dem Ganztagsanspruch ab dem Jahr 2025 Rechnung getragen werden kann. In Heisterbacherrott wird bereits im kommenden Schuljahr eine achte OGS-Gruppe in einem Fachraum eingerichtet. Der Ausschuss stimmte dem Antrag des Vereins der Freunde und Förderer der Stenzelbergschule, der Träger der OGS in Heisterbacherrott ist, zu. Laut der OGS-Leitung würden ohne die Aufstockung um eine weitere Gruppe 28 Kinder keinen Platz bekommen. Die Zahl der OGS-Plätze steigt damit auf 200 – bei rund 265 Grundschülern insgesamt. Erst im Schuljahr 2019/2020 war die OGS um eine siebte Gruppe erweitert worden.

Der Förderverein hat in seinem Antrag darauf hingewiesen, dass die Schule mittelfristig einen anderen Fachunterrichtsraum benötige. Angesichts der steigenden Schülerzahlen sei in diesem Schuljahr bereits eine jahrgangsgemischte Eingangsklasse eingerichtet worden. Die Klassenanzahl erhöhe sich im kommenden Schuljahr weiter auf zwölf Klassen. „Mit Blick auf den Rechtsanspruch auf einen OGS-Platz ab 2025 schätzen wir den zukünftigen Bedarf an OGS-Plätzen auf mindestens zehn, höchstens zwölf Gruppen ein“, so der Vorsitzende Stefan Düsterholt. Er bat daher darum, dringend und zeitnah zu prüfen, inwieweit sich zum Beispiel eine Aufstockung des Nordtraktes auf dem vorhandenen Gebäude realisieren ließe. Die Verwaltung hält zur Klärung dieser Frage eine Machbarkeitsstudie für geboten, weist aber zugleich darauf hin, dass im Gebäudemanagement derzeit dafür die Kapazitäten fehlen. 

In Stieldorf ist die Situation ebenfalls angespannt, nachdem der Ausschuss im Dezember eine Erweiterung unter Einbeziehung der Trauerhalle abgelehnt hatte. Nach einer aktuellen Abfrage der Verwaltung nimmt die Schule zum kommenden Schuljahr 39 Erstklässler und ein Kind aus dem zweiten Schuljahr neu in die OGS auf. Neun Kinder stehen noch auf der Warteliste, wie Geschäftsbereichsleiter Hans-Peter Giesen berichtete. Diesen sei angeboten worden, als Zwischenlösung die BGS, in der die Kinder von 8 bis 13 Uhr betreut werden, zu besuchen. Die Eltern von fünf Kindern wollen dieses Angebot annehmen. Lieber wären allen Eltern jedoch eine Ganztagsbetreuung.

Die Schule würde nach Angaben der Verwaltung gerne die OGS-Kapazitäten durch eine Containerlösung oder die Anmietung eines unmittelbar an das Schulgelände angrenzenden Standorts aufstocken. Dadurch könnte auch die Unterbringung von Teilen der OGS im Schulgebäude entfallen. Mögliche Standorte könnten die Gebäude des ehemaligen Kinderhorts der VR-Bank sein. Alternativ käme eine Containerlösung an vier möglichen Standorten in Frage. Dies soll nun bis zur nächsten Schulausschusssitzung untersucht werden. Aber auch hier könnte spätestens bei der Planung und Umsetzung das fehlende Personal im städtischen Gebäudemanagement zum Problem werden. Wenn die Realisierung von der Politik gewünscht werden sollte, müssten andere Projekte angehalten werden.