Stadtjubiläum im Jahr 1948 Die Oberpleiser feierten eine Woche

OBERPLEIS · Eine Woche lang feierten die Oberpleiser. Erst drei Jahre zuvor war der Zweite Weltkrieg zu Ende gegangen. Die Menschen hatten noch mit den Folgen zu kämpfen. Dennoch wurde der Ort in den Tagen vom 18. bis zum 26. September 1948 zu einer einzigen Festmeile.

 Ein Modell der Probsteikirche trugen Jugendliche beim Festumzug 1948 durch die Straßen von Oberpleis.

Ein Modell der Probsteikirche trugen Jugendliche beim Festumzug 1948 durch die Straßen von Oberpleis.

Foto: Virtuelles Heimatmuseum

Oberpleis beging seine Tausendjahrfeier. Grundlage für die Feierlichkeiten war die Novalzehnturkunde aus dem Jahre 948. In den Wochen vor dem Feiermarathon gab es bereits zahlreiche Vorträge zur Geschichte des Ortes und der Kirche. Die Kriegsschäden an der Kirche Sankt Pankratius waren repariert. Die Landesregierung stiftete damals zur 1000-Jahr-Feier insgesamt 1000 Mark für die Erneuerung des Gotteshauses.

Pontifikalamt mit geistlichen und amtlichen Würdenträgern Oberpleis hatte Fahnen- und Blumenschmuck angelegt. Abends ließ Pfarrer Hans Wichert, im Jahr 1962 zum Ehrenbürger von Oberpleis ernannt, die Kirche anstrahlen. Mit einem Pontifikalamt, an dem hohe geistliche und amtliche Würdenträger teilnahmen, wurde das große Fest eröffnet.

Der Oberpleiser Dichter Werner Heinen hatte ein historisches Stück geschrieben, das von der Laienspielschar der Kolpingsfamilie unter der Regie von Helmut Reuter präsentiert wurde. Die Mimen schlüpften in die Rollen von Erzbischöfen, Rittern, Mönchen, Bauern oder Töpfern und brachten die Ereignisse um die Gründung des Klosters Oberpleis auf die Bühne. "Heinens Werk ist ein Heimatspiel von echtem Gehalt und gepflegter Form", urteilte damals ein Zeitungskritiker.

Den zahlreichen Schauspielern sei es trotz der hohen Anforderungen gelungen, die Theaterzuschauer zu fesseln. Gleich zwei Aufführungen fanden am ersten Tag statt. Noch acht Mal wiederholten die Akteure das Stück während der Festwoche im September im Saal Bellinghausen, wo sie eigens eine große Bühne errichtet hatten. Viel Arbeit und Energie hatte die Gruppe in dieses Projekt gesteckt.

Der Männergesangverein Oberpleis gab ein Festkonzert, Händler und Handwerker organisierten eine Ausstellung. Chorliederabende und Tanzabende standen auf der Liste der zahlreichen Festivitäten. Am zweiten Sonntag fand ein Kirmesmarkt rund um die Kirche statt. Und: Es formierte sich als Höhepunkt der Festzug, der von einem Herold angeführt wurde. In historischen Gewändern folgten ihm Ritter, Vögte, Bischöfe, Mönche, Burgfräulein, Bauern, Kannenbäcker und Tonstecher, die auf einem Wagen bei der Arbeit zu beobachten waren.

Auf einem anderen Festwagen war die Burg Blankenberg nachgebildet, unter deren Gerichtsbarkeit einst die Oberpleiser Gegend stand. Jugendliche trugen ein Modell der Probsteikirche in ihrer ursprünglichen Form durch die Straßen. Die Laienspieler waren in ihren Kostümen dabei. Die Deutsche Post würdigte damals das Ereignis mit einem Werbestempel "Tausend Jahre Oberpleis". Sonderbusse brachten Besucher in den Ort. Nach diesen ereignisreichen Tagen fragten sich die Oberpleiser, so schrieb es damals ein Berichterstatter, wie wohl das Ereignis 1000 Jahre später begangen werden würde.

Die Urkunde

Erzbischof Wichfried bestimmte in der Novalzehnturkunde aus dem Jahr 948 die Grenzen für die Kirche der drei Heiligen Primus, Felicianus und Lupianus und legte fest, dass die Zehnten aller neu gerodeten Äcker, die Novalien, dieser Kirche gehören soll. Die Urkunde zeigt, dass die Kirche in Oberpleis schon gewisse Pfarrrechte hatte. Sie stand auf dem Fronhof und war eine Eigenkirche des Grundherrn.

Diese Urkunde liegt nur in einer mittelalterlichen Abschrift vor. Pastor Willi Müller bemerkt in seiner kleinen Geschichte von Oberpleis, dass von ihrer Echtheit auszugehen sei, da die spätere geschichtliche Entwicklung bis in die Einzelheiten ihrem Inhalt entspreche.

Wie Oberpleiser die Tausendjahrfeier erlebten

Fast 70 Jahre sind vergangen seit dem großen Fest. Theojosef Kurenbach war damals Ritter Bruno - auf der Bühne beim Tausendjahrspiel, aber auch beim Festumzug in Ritterrüstung auf dem Pferd. "Monatelang hatten wir Proben, mehrfach in der Woche bis tief in die Nacht." Kurenbach war damals 22 Jahre alt und beim Siegkreis beschäftigt. Er sorgte auch für die Abzüge der Texte von Werner Heinen mit Matrizentechnik.

Franz Bellinghausen war zwölf Jahre und gehörte zu den Kindern, die die Ankunft des Bischofs melden sollte - durch Rufe: "Es kommt der Bischof!" Baumschulist Adolf Dahs baute die Bühne. Und Musikdirektor Kurt B. Wirtz hat noch ein kleines Stückchen vom Bühnenvorhang. Ob der Stoff noch in Reichsmark oder bereits in D-Mark bezahlt wurde, weiß er nicht. Mitten in die Vorbereitungszeit fiel schließlich die Währungsreform.

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