Englische Telefonzelle in Ittenbach Die rote Telefonzelle am Marienplatz ist ein Bücherschrank

Königswinter · Mit ihrer roten Signalfarbe ist sie schon von Weitem zu sehen: Die englische Telefonzelle am Marienplatz in Königswinter-Ittenbach ist ein Hingucker – und ein Bücherschrank. Der Bürgerverein hat die Patenschaft für die Miniatur-Bücherei übernommen.

 Schmökert schon mal in der ehemaligen Telefonzelle: Karla Lorenz mit Hund Carlos.

Schmökert schon mal in der ehemaligen Telefonzelle: Karla Lorenz mit Hund Carlos.

Foto: Frank Homann

Gusseisernes Material, rote Signalfarbe, die Krone über der Tür aus Teakholz: Die englische Telefonzelle am Marienplatz ist ein Hingucker – und nun auch Bücherschrank. Sie wurde gefertigt nach dem Modell K 6 aus dem Jahr 1935, das damals zu Ehren von König George V. anlässlich seines silbernen Thronjubiläums entworfen worden war und daher auch den Namen „Jubilee Kiosk“ trug. König George V., übrigens Sohn von Prinz Edward, der 1857 sieben Wochen lang in Königswinter weilte, verstarb, bevor er auch nur eine der Telefonzellen dieses Typs gesehen hatte.

Drei solcher Exemplare hatten die Freunde aus der englischen Partnerstadt Cleethorpes Königswinter geschenkt. Am 4. April 1986 war das Telefonhäuschen auf dem Marienplatz als Fernsprechstelle in Betrieb genommen worden. Nun ist auch sie „Bücher-Tankstelle“ wie die beiden anderen roten Telefonzellen in der Altstadt und in Rauschendorf. Der Bürgerverein Ittenbach hatte 2019 den Antrag bei der Stadt gestellt, nachdem auch dort schon längst die Leitungen gekappt worden waren. Bürgermeister Peter Wirtz eröffnete die Mini-Bücherei, der jeder rund um die Uhr Lesestoff entnehmen kann. Der Nutzer kann die Bücher an Ort und Stelle oder zu Hause lesen, sie zurückbringen oder behalten und auch eigene Bücher einstellen. Wirtz steuerte auch selbst Literatur für den Ittenbacher Bücherschrank bei.

Vereinsvorsitzender Uwe Hupke bedankte sich bei der Stadt, dass diese neue Nutzung möglich wurde. Der gesamte Vorstand hat sich bereit erklärt, die Patenschaft zu übernehmen, den Bücherschrank zu pflegen und für Ordnung zu sorgen. Die Mitglieder Heinz-Walter und Kristina Frizen, Gert Rust, Volker Rösener und Andrea Lorenz hatten darüber hinaus die eigenen Bücherregale durchstöbert und Lesestoff herbeigeschafft. Und Ute Westerhoff brachte noch direkt zur Eröffnung einige Bände mit.

Wirtz: „Die Paten sind wichtig, sie achten darauf, dass kein Vandalismus passiert und keine Bücher drin sind, die nicht hineingehören.“ In den Regalen standen solche Exemplare wie die „Wunder der Vogelwelt“ oder die „Erben des Medicus“ und ein Buch über Alfred Herrhausen. Vereinsmitglieder hatten aber nicht nur die Regale gut gefüllt, sondern das Schmuckstück von einer Telefonzelle kräftig poliert. Und den Marienbrunnen, um den sich der Bürgerverein Ittenbach ebenfalls kümmert, war am Tag zuvor extra gesäubert worden. Hupke: „Damit dieses Ensemble schmuck aussieht.“ Das rote Telefonhäuschen ist ohnehin längst Kult und wird von Touristen oft fotografiert. Selbst in England werden die „Red Boxes“ im Handy-Zeitalter immer seltener.

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