Wildniscamp in Königswinter Die Sensation trägt Pelz und eine Tauchausrüstung

Königswinter · Beim Wildniscamp im Siebengebirge entdeckten Grundschüler erstmals eine seltene Wasserspitzmaus.

Die Funktionsweise eines Bogens erklärten Förster Marc Redemann und das Team des Verschönerungsvereins für das Siebengebirge beim Wildniscamp des VVS am Forsthaus Lohrberg.

Foto: Frank Homann

Wie unterschieden sich die Larven von Erdkröte und Grasfrosch? Warum sollte man im Wald immer einen Blick nach „Oben“ werfen, bevor man sich zu einem Picknick niederlässt? Und was tun, wenn man beim Spaziergang tatsächlich einmal einem echten Wolf gegenübersteht? Es waren spannende Fragen, mit denen sich 20 kleine Naturforscher am Wochenende beim Wildniscamp des Verschönerungsvereins für das Siebengebirge (VVS) beschäftigten.

Antworten gab es nicht etwa aus dem Lehrbuch, vielmehr ging es mit Förster Marc Redemann, Biologe Daniel Geller und Pädagogin Vera Seifert auf Forschertour mitten rein in die Wildnis. Zwei Tage lang erlebten die Jungen und Mädchen im Grundschulalter bei der Kooperationsveranstaltung mit dem Landesbetrieb Wald und Holz "Natur pur" rund um das Forsthaus Lohrberg. Eine kleine Sensation gab es obendrein.

Die Sensation trägt Pelz, verfügt über einen beweglichen Rüssel mit langen Tasthaaren und ist mit einer praktischen Tauchausrüstung in Form von Füssen, die wie kleine Schwimmflossen funktionieren, und einem langen dünnen Schwanz, der als Ruder dient, ausgestattet. Obendrein ist der putzige Schwimmkünstler, den die Kinder und Biologe Geller an einem Waldtümpel entdecken, ausgesprochen wehrhaft: Er lähmt seine Beute mit einem giftigen Biss. Die kleine Wasserspitzmaus ist zudem etwas Besonderes, weil sie zu den wenigen Säugetieren zählt, die giftig sind.

Zufällige Begegnung mit der giftigen Wasserspitzmaus

Zur Sensation wurde die zufällige Begegnung mit der bedrohten Art, weil es das erste Mal war, dass eine Wasserspitzmaus an diesem Ort nachgewiesen werden konnte. „Das spricht für die Qualität des Gewässers“, freute sich Geller.

Mit Käschern, Becherlupengläsern und anderem Forscherequipment ausgestattet war die Kinder vormittags zur spannenden Amphibienexkursion aufgebrochen. Allerdings nicht ohne vorher gründlich die Schuhsohlen zu desinfizieren. „Wir möchten so verhindern, dass eine Pilzkrankheit, die Feuersalamander bedroht und bereits stark verbreitet ist, hier eingeschleppt wird“, erläutert Geller. Zum Glück sahen die Exemplare der schwarz-gelben Amphibien, die das Forscherteam zu Gesicht bekam, alle sehr gesund aus, wie Geller mit fachmännischem Blick feststellte. „Das ist ein gutes Zeichen.“

Geschützte Feuersalamander haben reichlich Nachwuchs

Das gilt auch für die Tatsache, dass die geschützten Tiere im Siebengebirge regelmäßig zu sehen sind. Auch der Nachwuchs ist bereits reichlich vorhanden: Im Tümpel konnten die Kinder kleine Larven entdecken, die bereits über kleine gelbe Punkte und Flecken auf Beinchen verfügen – und sich dadurch eindeutig von anderen Kaulquappen unterscheiden.

Von den kleinen ging es dann weiter zu den großen Tieren. Mit Förster Redemann begaben sich die jungen Abenteuer auf Spurensuche im Wald wie echte Indianer-Scouts. Dass sich Wildschwein, Reh und Wildkatze nicht in natura blicken ließen, schmälerte das Naturerlebnis nicht im Geringsten. Dafür hatte Redemann ja im Vorfeld lebensechte Figuren und auch Geweihe im Wald versteckt. Mit Pfeil und Bogen ging auf zudem die „Jagd“, wobei professionelles Anschleichen genauso wichtig war wie der treffsichere Schuss auf die Zielschiebe. So ganz nebenbei lernten die Grundschüler im Sinne der „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ auch einiges über das ökologische Zusammenspiel von Wald und Tieren und über die Auswirkungen des Klimawandels.

Um Holz und Forstwirtschaft ging es ebenso wie um das Thema Jagd, die Rückkehr des Wolfes und um die Frage, was für ein Fleisch auf dem Teller landen sollte. Gemeinsam mit Förster Redemann erörterten die Jungen und Mädchen, warum Fleisch vom heimischen Wild ökologisch hochwertiger ist, als das aus Massentierhaltung. Entsprechend gab es dann abends beim Grillen unter anderem leckere Wildbratwürstchen und Veggie-Burger.

Auch in diesem Jahr war der Andrang für das Camp groß gewesen. Mit dem Angebot, den Wald spielerisch mit allen Sinnen zu erleben und obendrein einmal in einem Pfadfinderzelt im Naturschutzgebiet übernachten zu können, traf man bei den Grundschulkids genau ins Schwarze. „Es gibt so viele Nachfragen, dass wir das Camp öfter anbieten könnten“, berichtet Redemann. Mit Blick auf den großen organisatorischen und betreuerischen Aufwand hat man aber bislang davon abgesehen. „Es steckt auch sehr viel ehrenamtliches Engagement dahinter“, so Redemann. So sorgte ein tatkräftige Helferteam aus Eike Rilinger, Ina Schlade, Jörg Bertram und Gerard Müller vom VVS für einen reibungslosen Ablauf.