Flüchtlinge aus Stieldorf Die Sorgen für einen Tag auf Pützchens Markt vergessen
KÖNIGSWINTER/BONN · Einen Dolmetscher haben sie nicht gebraucht für ihren Ausflug auf die Großkirmes Pützchens Markt. Manchmal braucht es eben keine Worte. Rund 30 Flüchtlinge aus dem Stieldorfer Übergangsheim sind in Begleitung freiwilliger Helfer einer Einladung der Schausteller nach Bonn gefolgt.
Rund ein halbes Dutzend Fahrgeschäfte besuchten sie kostenlos, außerdem gab es für sie noch Pommes und Limonade, gebrannte Mandeln und Plüschtiere. Die Idee zu diesem Ausflug war spontan auf dem Willkommensfest in Stieldorf am vergangenen Sonntag in kleiner Runde aufgekommen: "Zur Integration gehört doch auch, dass man seine Kontakte richtig einsetzt", sagte Peter Clever aus Bonn.
Der stellvertretende Verwaltungsratsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit hatte in seiner früheren Tätigkeit für das Bundesarbeitsministerium einen Draht in die Schaustellerwelt von Pützchens Markt, einen ausreichend heißen offenbar.
Patricia Kinzler, Betreiberin des Breakdance, und Hubert Markmann, Zweiter Vorsitzender des Vereins Freundeskreis Pützchens Markt, sagten spontan Ja. "Soziale Integration liegt uns Schaustellern seit je im Blut, unsere Mitarbeiter - oft auch mit schwerem persönlichem Schicksal - gehören zur Familie", findet Markmann. Kinzler ergänzte, dass ihnen daran gelegen sei, die Flüchtlinge an Tradition und Brauchtum teilhaben zu lassen.
Die Tour begann am Riesenrad, auf dem sich alle einen Überblick über die Stadt verschaffen konnten. "Nicht jeder ist mitgefahren, einigen war das zu hoch, die Kleineren sind ohnehin auf die Karussells gegangen", sagte Peter Clever, der mit seiner Frau, Realschullehrerin in Oberpleis, den Tross begleitete. Clever: "Wenn man in die Gesichter gesehen hat, konnte man sehen, dass es allen gefallen hat." Und das entspreche in jeder Hinsicht dem Geist der Idee, die auf dem Willkommensfest entstanden war.
