Kommentar Die wahren Probleme

Kurt Tucholsky hat einmal in einer Polemik über das Wesen der Familie geschrieben, sie wisse voneinander alles: "Wann Karlchen die Masern gehabt hat, wie Inge mit ihrem Schneider zufrieden ist, wann Erna den Elektrotechniker heiraten wird."

Aber jeder weiß (auch Tucholsky wusste), es ist eben nicht nur so. Es bleibt viel unausgesprochen. Ständig tauchen neue Probleme auf: kleine wie große, leicht zu lösende und solche, die einen im Zusammenleben permanent begleiten. Vor allem aber sind da Ängste, etwas falsch zu machen.

Eltern fürchten sich, alleine mit einer Fülle an Schwierigkeiten zurechtkommen zu müssen: Die Kinder schlafen abends nicht alleine ein, das Essen schmeckt ihnen nicht. Bitte und Danke sagen klappt nur an guten Tagen, wenn überhaupt.

Das mit den "Grenzen setzen", wie es der Familientherapeut Jan-Uwe Rogge fordert, scheitert eben manchmal in der Praxis, auch aus Unwissenheit. Das seit anderthalb Jahren regelmäßig zusammenarbeitende Familienbündnis im Siebengebirge aus Beratungsstelle, Familienzentren und nun erstmals der Volkshochschule tut gut daran, solche niederschwelligen Veranstaltungen anzubieten.

Einen Fachmann einzuladen, der das Thema mit Humor betrachtet, verbindet Unterhaltung mit dem Nützlichen. Der Austausch über ein Familiennetzwerk ist aber auch darüber hinaus sinnvoll. Die Teilnehmer horchen tiefer hinein in die wirklichen Bedürfnisse von Eltern und Familien. Sie können ihre weiterhin stattfindenden Einzelangebote besser aufeinander abstimmen und sich über Erfolg und Misserfolg austauschen. Sie gewinnen an Schlagkraft für die Familien im Siebengebirge.

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