Bußgang von Römlinghoven nach Oberdollendorf Diesmal lässt Gregor das Handy aus

OBERDOLLENDORF · Gregor Werfel war am Samstagabend offline. "Das Handy bleibt aus. Das kommt selten vor", sagte der 16-jährige Oberdollendorfer, Schüler des Kalkuhl-Gymnasiums. "Aber hier werde ich quasi zur Ruhe gezwungen." Er nahm mit der ganzen Familie am traditionellen Bußgang in der Fastenzeit teil.

 Schweigend und im Fackelschein zogen die Gläubigen durch die Gassen zur Pfarrkirche Sankt Laurentius.

Schweigend und im Fackelschein zogen die Gläubigen durch die Gassen zur Pfarrkirche Sankt Laurentius.

Foto: Homann

Seit rund 40 Jahren organisiert die Sankt-Sebastianus-Männerbruderschaft Oberdollendorf von 1659 diese Aktion. "Seitdem wir vor zwölf Jahren hierher gezogen sind, machen wir mit. Es ist eine Möglichkeit, zur Ruhe zu kommen und nachzudenken. Sonst ist dazu wenig Zeit", sagte Gregor Werfel, der mittlerweile auch der Junggesellen-Bruderschaft angehört. Auch Martin Binot von der Männerbruderschaft reihte sich ein.

Zunächst feierten die Gläubigen den ersten Teil der Messe mit Pfarrer Dariusz Glowacki in der Heilig-Geist-Kirche in Römlinghoven, um dann bei Fackelschein zur Oberdollendorfer Kirche Sankt Laurentius zu ziehen, zur zweiten Halbzeit des Gottesdienstes. "Es ist eine schöne Sache, wenn wir uns hier in Römlinghoven treffen. Die Gemeinschaft ist mir dabei wichtig", so Binot. "Unter Präsident Hermann Hoitz hatten wir den Bußgang eingeführt", so Josef Blöser - nachdem die Pfarrgemeinden von Ober- und Niederdollendorf sowie Oberkassel den gemeinsamen Gang nach Heisterbach eingestellt hatten.

Pastor Glowacki nannte in seiner Predigt die Zeit vor Ostern "die Zeit der neuen Orientierung". Er ging auf das Johannes-Evangelium ein und zitierte: "Wer von Euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie." Und: "Mit diesem Satz entwaffnet Jesus den Angreifer, denn keiner kann behaupten, er sei ohne Sünde.

Viele Menschen sagen, sie brauchen nicht zu beichten, weil sie ohne Sünde sind. Sich an die eigene Brust zu klopfen, haben wir heute oft verlernt", betonte der Geistliche und forderte die Teilnehmer des Bußgangs auf: "Schau in Dein eigenes Herz, bring in Ordnung, was schiefgelaufen ist."

Der Bußgang bot Gelegenheit dazu. Achim Thiebes, der Hauptmann der Männer-Bruderschaft, trug das Kreuz voran. Reiner Hardieß, Karl-Josef Thiebes, Michael Lamprecht und Werner Werfel hielten Fackeln. Am Wegekreuz am Brückenhof hielt Präsident Dirk Wenzel eine kurze Andacht, dann ging es schweigend weiter zur Pfarrkirche Sankt Laurentius, wo die Gläubigen die heilige Kommunion empfingen.

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