Einmalig in Nordrhein-Westfalen Ehrenamtliche betreiben Bibliothek Königswinter-Oberpleis seit 25 Jahren

Oberpleis · Der Freundeskreis der Bibliothek Königswinter-Oberpleis kümmert sich seit 25 Jahren um die Bücherei. Weil die Ausleihzahlen rückläufig sind und die Pandemie an der Bibliothek nicht spurlos vorübergegangen ist, hat der Verein zum Geburtstag vor allem einen Wunsch.

 Andrea Milz (Zweite von rechts), Staatssekretärin fürs Ehrenamt, besucht die Bibliothek Königswinter-Oberpleis.

Andrea Milz (Zweite von rechts), Staatssekretärin fürs Ehrenamt, besucht die Bibliothek Königswinter-Oberpleis.

Foto: Gabriela Quarg

Was anfangs niemand für möglich gehalten hat, funktioniert – und das seit nunmehr 25 Jahren: eine große öffentliche Bibliothek, geführt auf rein ehrenamtlicher Basis. 1996 schlossen die Stadt Königswinter und der neu gegründete Freundeskreis der Bibliothek Oberpleis einen Vertrag, der den Fortbestand der damaligen Stadtbücherei möglich machen sollte. Seitdem ist das Bücherparadies im Schulzentrum nach eigenen Angaben die einzige ausschließlich auf bürgerschaftliches Engagement bauende Bibliothek in Nordrhein-Westfalen.

Sämtliche anfallende Arbeiten werden ehrenamtlich vom Vorstand und dem 35-köpfigen Bibliotheksteam erledigt – und da kommt so einiges zusammen: 2100 Mitglieder leihen im Jahr rund 33 000-mal Bücher, Zeitschriften, CDs, DVDs und Spiele aus. Wählen können sie aus insgesamt 22 500 Medien – vom Bilderbuch für die Kleinsten über Bestseller-Schmöker, Ratgeber und Sachbücher bis hin zum „Spiel des Jahres“ und zum Kinoklassiker. Neuste Errungenschaft sind „Tonies“ – kleine Spielfiguren, die ein Hörspiel erzählen, wenn man sie auf eine bestimmte Apparatur setzt.

Mehr Austritte als Neueintritte

Groß war damals das Entsetzen gewesen, als der Stadtrat am 18. März 1996 den Beschluss traf, die Stadtbücherei, deren Ursprünge bis ins Jahr 1959 zurückreichen, aufgrund knapper Kassen zu schließen. Im „pädagogischen Arbeitskreis“ des Gymnasiums entstand durch Initiative von Eltern und Lehrern die Idee, die Bibliothek in Trägerschaft eines Vereins weiterzuführen. Die Stadt erklärte sich bereit, dem Verein den vorhandenen Buchbestand zu übereignen und die Räume im Schulzentrum kostenfrei zur Verfügung zu stellen. Im Juni 1996 wurde dann der „Freundeskreis der Bibliothek Königswinter-Oberpleis“ gegründet, der den Büchereibetrieb seitdem managed.

Der Verein hat zum Geburtstag vor allem einen Wunsch: wieder mehr in den Fokus der Menschen in Oberpleis und Umgebung zu rücken. Denn die Pandemie ist auch an der Bibliothek nicht spurlos vorübergegangen. „Wir mussten leider feststellen, dass mehr Mitglieder ausgetreten als neu eingetreten sind“, bedauert Vorsitzender Alfred Dülge.

Schüler kommen seltener als vor Corona

Und nicht nur die Mitgliederzahlen, sondern auch die Ausleihzahlen sind rückläufig. Dies ist entspricht zwar einem bundesweiten Trend, bereitet der aus Mitgliedsbeiträgen und Ausleihgebühren finanzierte Bibliothek aber zunehmend Sorgen. Als besonders „eklatant“ bezeichnet es das Bibliotheksteam, dass viel weniger Schüler als vor der Pandemie den Weg in die Bücherei finden.

Aufgrund der Corona-Vorschriften gab es für den Verein auch kaum Möglichkeiten, persönlich in den Klassen auf das Angebot aufmerksam zu machen. „Wir haben so tolle Bücher hier, eine so große Auswahl für alle Altersgruppen, da ist es doch einfach nur schade, wenn die Leute das nicht nutzen“, findet Bibliotheks-Mitarbeiterin Dorothea Ainouz. Umso mehr freute man sich über den Besuch der Landtagsabgeordneten Andrea Milz, die sich auch Zeit für Gespräche mit dem Büchereiteam nahm.

Keine Fördermittel

Wenn der Verein auch froh und stolz darauf ist, den Betrieb der Bibliothek komplett ehrenamtlich zu stemmen, so hat genau dies auch seine Schattenseiten: „Bei der Vergabe von Fördermitteln fallen wir immer durchs Raster“, so Dülge. Finanzielle Zuschüsse durch das Land gibt es nur, wenn eine oder ein hauptamtlicher Beschäftigter mitarbeitet, da ist bei der Oberpleiser Bibliothek nicht der Fall und soll auch so bleiben. „Wir sind alle Ehrenamtler. Wenn nun einer bezahlt würde, gäbe das nur Unfrieden und über kurz oder lang würde das ganze System nicht mehr funktionieren“, befürchtet Dülge.

Auch von digitalen Angeboten wie der „Onleihe“, über die E-Books ausgeliehen werden können, ist der gemeinnützige Verein ausgeschlossen. Da die Bücherei auch keine kirchliche Einrichtung ist, gibt es von dieser Seite ebenfalls keine Unterstützung. „Wir sitzen sozusagen überall zwischen den Stühlen.“ Dass das „Unternehmen Bibliothek“ dennoch so gut funktioniert, liegt nach Ansicht des Teams daran, dass die Motivation auch nach all den Jahren immer noch sehr hoch ist.

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