Ausstellung "1000 Jahre Königswinter" Ein Festtagskuchen aus Steinzeug

KÖNIGSWINTER · Seit jeher gehört der Weinanbau zu Königswinter. Bereits die früheste bekannte urkundliche Erwähnung des Drachenfelsortes am 25. Februar des Jahres 1015 als "Winetre" kündet von der Bedeutung des Winzertums für die rheinischen Gefilde.

Winetre hatte allerdings noch längst nicht die Ausmaße des heutigen Königswinter, sondern war ein kleines Dorf, errichtet von Untertanen des Kaisers Heinrich II. Dennoch handelt es sich bei dem vor genau 1000 Jahren erstmals erwähnten Winetre zweifelsohne um den Vorläufer des Gemeinwesens, das im Jahr 1889 die Stadtrechte erhielt und heute den Namen Königswinter trägt.

Um diesen Geburtstag zu feiern, hat die Gemeinschaft Königswinterer Künstler (GKK) in Kooperation mit der Stadt eine außergewöhnliche Ausstellung auf die Beine gestellt: Unter dem Titel "1000 Jahre Königswinter" haben 17 Kunstschaffende ihrer Fantasie freien Lauf gelassen und Assoziationen wie Impressionen rund um ihre Heimat kreativ umgesetzt. Mit einer Vernissage wurde die farbenfrohe Schau im Siebengebirgsmuseum am Mittwochabend offiziell eröffnet.

In jeder Ecke gibt es etwas Neues zu entdecken. Nicht umsonst lobte Bürgermeister Peter Wirtz in seiner Begrüßungsansprache: "Hier ist die komplette Bandbreite der Kunst zu sehen; an jeder Wand kann man sich in eine andere Stilrichtung vertiefen." Abstraktes ist ebenso vertreten wie Minimalistisches, Realistisches ebenso wie Träumerisches. Da ist etwa Tony Childs Arrangement "1000 Pieces of Glass", auf dem prägnante lokale Motive wie zu einem feingliedrigen Bleiglasfenster zusammengesetzt scheinen, während Rotweinkenner in den minimalistischen Porzellanplättchen von Heinz Theo Dietz' "villa vinetre" unschwer seine Liebeserklärung an die Königswinterer Weinreben erkennen.

Das Drachenmotiv hat es den Künstlern ganz besonders angetan: Zahlreiche feuerspeiende Echsen prangen an den Wänden der Galerie und öffnen der Fantasie Tür und Tor. Valerie Sandmann ist vom Lindwurm sichtlich angetan: Geradezu lebendig wirkt ihr Ölgemälde "Auf dem Drachenfels II", in dem sich eine Drachensilhouette majestätisch vor dem tieforange gefärbten Himmel des Siebengebirges erhebt und flugbereit seine Schwingen ausstreckt.#

Dem Mystischen hat sich auch Mietek Krzyzanowski verschrieben: Auf seinem Werk mit dem Titel "Wie in alten Zeiten" schwelgen etliche Sagengestalten in kunterbunter Acryloptik vor der romantischen Kulisse des Drachenfels. Hans Josef Peters mag es hingegen etwas realistischer und hält mit seinem Werk "1015" in sanften Pastellfarben fest, wie der Schiffsverkehr auf dem Rhein bei Winetre anno dazumal hätte aussehen können.

"1000 Jahre sind ins Land gegangen", so lautet der Titel von Annelore Borscheids Email-Kupfer-Acryl-Collage: Die vier Ziffern des Jubiläumsjahres ziehen als königliche Gefolgschaft durchs Siebengebirge - stets auf Trab, auf zu neuen Ufern. Denn wer hätte damals gedacht, dass aus dem abgeschiedenen Dörfchen Winetre einmal eine Stadt werden würde, deren idyllisches Panorama jedes Jahr etliche Besucher anlockt? Die künstlerische Besinnung auf die bescheidenen Anfänge erzielt vor allem eines: "Sie bringt die Königswinterer zusammen", resümiert Wirtz.

Geradezu symbolisch wirken da die Geburtstagsglückwünsche von Veronika Dietz: Ihr selbstgebackener Festtagskuchen aus Steinzeugkeramik - das heimliche Highlight der Ausstellung -, dürfte bei sachgerechter Verwahrung sogar das kommende Millennium unbeschadet überdauern. Wie Königswinter dann heißen und aussehen wird, davon lässt sich zunächst aber nur träumen.

Die Ausstellung "1000 Jahre Königswinter" ist noch bis Sonntag, 26. April, im Siebengebirgsmuseum, Kellerstraße 16, zu sehen. Geöffnet ist dienstags bis freitags von 14 bis 17 Uhr, samstags von 14 bis 18 Uhr und sonntags von 11 bis 18 Uhr.

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