Drachen als Bewacher Ein kunstvolles Orakel als Herzstück

OBERPLEIS · Unter dem Titel "Innenwelten" zeigt Veronika Dietz Keramiken beim Ökumenischen Hospizdienst "Ölberg".

 in Orakel in Herzform zeigt Veronika Dietz. FOTO: HOMANN

in Orakel in Herzform zeigt Veronika Dietz. FOTO: HOMANN

Foto: Frank Homann

Loslassen. Liebe. Verantwortung. Oder vielleicht Humor? Ein Griff in das Herz-Drachen-Orakel verrät jedem sein ganz persönliches Tagesmotto. Mit liebevoller Handschrift hat Künstlerin Veronika Dietz die einzelnen Begriffe in die kleinen, beigefarbenen Dracheneier aus Ton geritzt - 52 Stück sind es an der Zahl.

"Bewacht" werden sie von zwei Drachen, die ebenfalls aus Keramik gearbeitet sind und deren grazile Körper gemeinsam ein Herz formen. Für Dietz ist das kunstvolle Orakel im wahrsten Sinne des Wortes das Herzstück ihrer Ausstellung "Innenwelten", die am Sonntag in den Räumen des Ökumenischen Hospizdienstes "Ölberg" in Oberpleis eröffnet wurde.

Für den Hospizverein ist wiederum die Ausstellung eine besondere Herzensangelegenheit. "Wir möchten eine neue Tür öffnen, um das Thema Sterben ins Leben zu holen", erklärt Monika Schwertner, Koordinatorin des Hospizdienstes und gleichzeitig Kuratorin der Ausstellung.

Neben der Trauer- und Sterbebegleitung ist es ein großes Anliegen des Vereins, die Themen Tod und Trauer in all ihrer Vielfältigkeit wieder mehr ins Bewusstsein der Menschen zu rücken und sie dadurch auch etwas von dem mit ihnen verbundenen Schrecken verlieren zu lassen. Das neue Kunstprojekt des Vereins, zu dem die Keramik-Ausstellung der Auftakt ist, soll hierzu einen wichtigen Beitrag leisten.

Künstler aus der Umgebung sind eingeladen, sich mit der Endlichkeit des Lebens auseinanderzusetzen und ihre Arbeiten dazu in den neuen Räumen des Hospizdienstes zu präsentieren. Die Hospizmitarbeiter sind überzeugt, dass "Kunst den Menschen einen individuellen und alternativen Zugang zu Themen ermöglicht, für die sie sonst vielleicht weniger zugänglich wären". Themen, wie eben Sterben und Tod, die für viele immer noch ein Tabuthema sind.

Es ist eine wahrhaft herzliche Atmosphäre, die die Besucher in den Räumen des Hospizdienstes derzeit umgibt. Dafür sorgen die zahlreichen Windlichter, Leuchten und Gefäße in Herzform, die einem in warmen Rot- und Gelbtönen an vielen Stellen entgegenleuchten. "Lange Zeit waren Herzen für mich der Inbegriff von Kitsch", sagt Dietz und schmunzelt.

Dies habe sich nach dem Besuch eines Seminars zum Thema "Bedingungslose Liebe" geändert. Ihr künstlerisches Schaffen sei für sie ein Weg, "das, was in mir passiert und was mich bewegt", auszudrücken. Neben den Herzen tauchen auch Drachen in ihren Arbeiten immer wieder auf. "Es sind mystische Wesen, die mich auf einer spirituellen Ebene leiten", sagt Dietz.

Eine eigene Trauererfahrung hat für sie zudem die Tür zu neuem künstlerischen Schaffen geöffnet: In Zusammenarbeit mit Hinterbliebenen fertigt die Königswintererin auch individuelle Grablichter, Pflanzschalen und Urnen an. Klaus Mense, Vorsitzender des Hospizvereins, freute sich, bei der Vernissage viele neue Gesichter begrüßen zu können. "Wir möchten unsere eigene Präsenz und Sichtbarkeit verstärkt auf die Tagesordnung setzen."

Sichtbarer Ausdruck dafür ist das große Banner, das außen am Büro an der Dollendorfer Straße angebracht ist, und auf dem die Mitarbeiter "Gesicht zeigen". Auch die Ausstellung ist ein Weg, die Türen für neue Besucher zu öffnen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen.

Menses Wunsch: "Wenn es uns gelungen ist, sie heute ein wenig berühren zu können, dann erzählen sie auch anderen von uns, damit unsere Gedanken und Anliegen weiter getragen werden."

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