Interview mit Roman Limbach und Lutz Wagner Ein Masterplan für Königswinter

Quo vadis, Königswinter? Innerhalb eines Jahres soll es einen Masterplan für die Altstadt geben. Dieses Ziel hat ein Workshop mit Vertretern der Politik am Montag definiert. Zwei wichtige Befürworter des Projekts, Roman Limbach (CDU) und Lutz Wagner (Königswinterer Wählerinitiative), äußern sich im Interview zu Chancen und Risiken.

 Königswinter aus der Luft betrachtet: Leitlinien für die Entwicklung der Altstadt sollen innerhalb eine Jahres in einem Masterplan zusammengetragen werden.

Königswinter aus der Luft betrachtet: Leitlinien für die Entwicklung der Altstadt sollen innerhalb eine Jahres in einem Masterplan zusammengetragen werden.

Foto: Frank Homann

Die Bürger waren ausdrücklich zum Workshop Masterplan für die Altstadt eingeladen. Aber nur zwei waren da. Verliert man da als Kommunalpolitiker nicht langsam die Lust?
Roman Limbach: Die Frage habe ich mir auch gestellt. Ich war überrascht, dass selbst bei so einem Thema so wenig Resonanz kommt. Wir tun das ja nicht für uns allein.

Lutz Wagner: Ich war nicht so überrascht. Wir sind an dem Punkt, den Prozess zu organisieren. Das ist teils für die Bürger sehr schwierig zu verstehen. Ich setze aber auf eine gute Kommunikation, wenn es in den nächsten Monaten konkret um die Zukunftsthemen geht. Dann werden die Bürger sich auch beteiligen.
Limbach: Ich frage mich aber schon, ob wir damit wirklich viele hinter dem Ofen hervorlocken. Der große Ansatz, den wir wählen, ist für viele nicht überschaubar. Was wir vorher Rahmenplan genannt haben, nennen wir jetzt Masterplan.
Wagner: Wir müssen bei den Bürgern wieder Vertrauen aufbauen und die Ernsthaftigkeit des Projekts kommunizieren. Wenn es erst einmal um die Leitlinien für die weitere Entwicklung geht, wird das auch fassbarer werden. Es ist uns ja immerhin schon gelungen, die sogenannte AMP-Gruppe (Altstadt Masterplan, d.Red.) mit ins Boot zu holen. Das sind Bürger, die sich ihrerseits Gedanken gemacht haben und sich konstruktiv-kritisch beteiligen.

Woher kommt das Umdenken?
Limbach: Ich halte es immer für besser, Kritiker mit ins Boot zu holen. Das ist der Garant, dass wir in der Sache weiterkommen. Es hat mir sehr gut gefallen, wie Heimo Thomas von der Arbeitsgruppe den Workshop sachlich und objektiv moderiert hat.
Wagner: Es war sicher richtig, dass Roman Limbach und ich aktiv auf diejenigen, die sich bisher zum Teil kritisch geäußert haben, zugegangen sind. Dies tut dem Prozess sichtbar gut.
Limbach: Wenn man immer nur übereinander spricht, wird es nicht vorangehen. Diese Leute meinen es ernst. Denen liegt die Altstadt genauso am Herzen wie uns. Ich habe keinen Grund, daran Zweifel zu hegen. Auch wenn es nur wenige Leute sind, die da aktiv sind, ist es wichtig, sie einzubinden, auch wenn der Prozess dadurch etwas langwieriger werden sollte. Es ist zurzeit mehr an Miteinander als jemals zuvor.

Es gibt seit vielen Jahren einen Rahmenplan für die Altstadt. Was soll da jetzt ein Masterplan bringen?
Limbach: Wir wollen die Ziele des Rahmenplans überprüfen, ob diese nach zehn oder 15 Jahren noch zeitgemäß sind. Wir müssen dabei aber aufpassen, dass wir nicht Stillstand vereinbaren und andere Prozesse blockiert werden.
Wagner: Der Rahmenplan geht nicht so weit wie ein Masterplan. Der Rahmenplan muss überprüft, ergänzt und konkretisiert werden. Der Masterplan soll mit einem übergeordneten Leitbild die Frage beantworten, was wir sein wollen und wohin wir wollen. Daraus werden dann die städtebaulichen Ziele entwickelt.
Limbach: Der Rahmenplan ist wie ein Flickenteppich. Wir müssen aber wissen, ob das alles zusammenpasst. Der ganzheitliche Ansatz ist wichtig. Wo soll Königswinter hin? Erfüllt der Rahmenplan den Anspruch an unsere Zielsetzung für die kommende Generation.
Wagner: Es hat sich ja bei der Diskussion über das Factory Outlet Center gezeigt, dass der Rahmenplan zu kurz greift.
Limbach: ... weil das FOC ein größeres Projekt ist, als es der Rahmenplan vorsieht. Er trifft Festlegungen nur für Teilflächen, die aber für ein Großprojekt nicht unbedingt zusammenpassen.
Wagner: Auch die Diskussion über das Lemmerz-Areal hat gezeigt, dass wir dringend eine Orientierung durch einen Masterplan brauchen.
Limbach: Das FOC war ja der Anlass, neue Wege zu beschreiten. Ich weiß nicht, wo wir heute stehen würden, wenn der Investor alle Forderungen der Stadt erfüllt hätte.

Ist das FOC gescheitert?
Limbach: So weit würde ich nicht gehen. Es stellt sich immer noch die Frage, ob der Investor und die Stadt Königswinter zusammenfinden. Uns stellt sich aber auch die Frage, ob wir es uns erlauben können, die Pattsituation in den Verhandlungen auf unabsehbare Zeit einfach laufen zu lassen. Wir haben uns dafür entschieden, alternativ die Möglichkeiten für alle drei Flächen, die ein FOC beanspruchen würde, zu erörtern. Aus der Verwaltung kommt schließlich zu Recht der Vorwurf, dass die Politik ihr keine klaren Leitlinien geben würde. Ich erhoffe mir für die Altstadt nun eine offene Diskussion mit den Bürgern, wie wir den Stadtteil für die nächste Generation aufstellen. Dabei geht es um Fragen wie: Ist Königswinter mehr eine Einkaufs- oder eine Erlebnisstadt? Welche Rolle spielen Natur und Kultur? Diese Diskussion müssen wir jetzt zu Ende führen. Wir sollten dann schnell den Rahmen setzen, um möglichst bald die Teilprojekte anzugehen.

Welche Projekte sind das?
Wagner: Die Areale, wo große Defizite bestehen und wo wir handeln können. Das ist das Lemmerzgelände und das Fassbender-Tenten-Gelände.
Limbach: ... wenn Fassbender-Tenten auf die Vorstellungen der Stadt einginge und bereit wäre, auf die andere Seite der Bahnhofstraße umzuziehen, dann würde diese Fläche für großflächigen Einzelhandel zur Verfügung stehen, ohne dass wir den Regionalplan ändern müssten. Auf dem Lemmerzgelände kann ich mir eine Kombination aus Gewerbebetrieben und Kultur vorstellen. Man sollte sicher nicht alle Hallen abreißen.

Was ist mit dem Bobby- und Rheingoldgelände?
Limbach: Das sind unsere Filetgrundstücke, wobei wir natürlich auf die Bahn und die Beseitigung der Schranke angewiesen sind. Da kann ich mir kleine Hotels, Cafés oder ein Kino vorstellen. Wir wollen an der im Bebauungsplan "Östliche Drachenfelsstraße/ Winzerstraße" festgelegten Dreiteilung mit einer Grünanlage am Volkswohlgebäude, einem Parkhaus und einer Bebauung festhalten. Das war damals durchaus weitsichtig.

Was passiert mit der Hauptstraße?
Limbach: Da tue ich mich schwer, eine klare Aussage zu treffen. Ich weiß auch nicht, was man den Geschäftsleuten empfehlen kann.
Wagner: Wir müssen zugeben, dass wir da den Stein der Weisen noch nicht gefunden haben und vielleicht auch nicht finden werden. 80 Prozent der Läden haben weniger als 100 Quadratmeter Verkaufsfläche, was ganz schwierige Voraussetzungen sind. Das wird dazu führen, dass wir auf der Hauptstraße in Zukunft mehr Wohnnutzung als heute haben werden.

Wie geht es jetzt weiter?
Limbach: Es gibt eine Verwaltungsvorlage für die Planungsausschusssitzung am 3. Juni mit dem Projektauftrag der Erstellung eines Masterplans. Wir müssen jetzt sehen, wie wir das finanzieren.
Wagner: Ich kann da nur erneut für die Landesentwicklungsgesellschaft NRW.Urban als Moderator oder für weiter gehende Dienstleistungen werben. Die Verwaltung muss darstellen, welche Ressourcen sie selber zur Verfügung stellen kann.
Limbach: Die Arbeitsgruppe wird dann sicher im Monatsrhythmus zusammenkommen, um den Masterplan binnen eines Jahres aufzustellen.

Setzen Sie darauf große Hoffnungen?
Wagner: Es ist ja nicht so, dass in den vergangenen zehn Jahren in der Altstadt nichts passiert wäre. Es gibt die Leuchtturmprojekte mit der Neugestaltung des Drachenfelsplateaus an der Spitze. Nicht gelungen ist es aber, die einzelnen Grundstückseigentümer und Gewerbetreibenden mitzunehmen.
Limbach: Es gibt auch Flächen, wo Fortschritte gemacht wurden wie den Marktplatz oder den Park der Villa Leonhart.
Wagner: Wir haben natürlich mehr erwartet als wir vor rund zehn Jahren das Sanierungsgebiet Altstadt beschlossen haben. Ich glaube aber, dass wir jetzt auf einem guten Weg sind. Wir sollten es jetzt endlich schaffen, die Bürger mit ins Boot zu holen.
Limbach: Wichtig ist, dass es auf den drei großen Flächen vorangeht. Dann verspreche ich mir eine Initialzündung für Investitionen an anderer Stelle und im Kleinen.

Zu den Personen

Lutz Wagner, 51, seit 2009 Fraktionsvorsitzender der Köwis, 1990 bis 2009 Fraktionschef von Bündnis 90/Die Grünen, seit 1984 mit einjähriger Unterbrechung im Stadtrat, Diplom-Landwirt, Unternehmensberater, wohnt in Uthweiler.

Roman Limbach, 59, stellvertretender Vorsitzender und planungspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, Stadtverbandsvorsitzender, seit 1998 im Stadtrat, Geodät, Beamter im Bundesverkehrsministerium, wohnt in Oberpleis.

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