Krankenhausbesuchsdienst in Bad Honnef Ein offenes Ohr für jeden Patienten

Siebengebirge · Sie operieren nicht, legen keine Verbände an und sind dennoch im Cura-Krankenhaus Sankt Johannes in Bad Honnef nicht wegzudenken: die Grünen Damen. Seit 25 Jahren besteht der ehrenamtliche Krankenhausbesuchsdienst.

 Erkennbar an den grünen Kitteln: Die Grünen Damen unterstützen Patienten im Cura-Krankenhaus.

Erkennbar an den grünen Kitteln: Die Grünen Damen unterstützen Patienten im Cura-Krankenhaus.

Foto: Frank Homann

Oft, sagt Zohra Hähnlein, seien es diese „ganz kleinen Dinge, aber sie machen den Patienten eine solche Freude“: eine Besorgung, wenn man selber nicht mobil ist, ein nettes Gespräch. „Manchmal hören wir: Sie kommen so strahlend rein, das alleine hilft schon“, berichtet Lilli Fiest.

Eine Erfahrung, die sie mit Zohra Hähnlein, Brigitte Eul, Elvira Fieber und neun weiteren Frauen teilt. Sie alle gehören zum Krankenhausbesuchsdienst im Cura-Krankenhaus Sankt Johannes, der vor 25 Jahren gegründet wurde. Dieser ist ein Geben und Nehmen, wie die vier Frauen betonen. Und sie hoffen auf weitere Mitglieder.

Wie Brigitte Eul. Seit Oktober ist die 57-Jährige dabei. An diesem Vormittag ist sie auf Station zwei unterwegs, der Geriatrie. Ärzte, Schwestern und Pfleger kümmern sich dort rund um die Uhr um die Genesung älterer Patienten. Zugleich fehlt dem Fachpersonal bei der Fülle der Verpflichtungen oft die Zeit, länger zu verweilen. Dann kommen die Grünen Damen, wie die Aktiven – meist eben Frauen – auch genannt werden, ins Spiel. Sie operieren nicht, legen keine Verbände an: Ihre Beiträge zum Wohlbefinden der Patienten sind andere. Und dazu gehört vor allem ein offenes Ohr.

Brigitte Eul klopft an die Tür eines Patientenzimmers. „Guten Morgen, der Krankenhausbesuchsdienst. Wie geht es Ihnen heute, fehlt Ihnen irgend etwas?“ Mit der Frage nach dem Befinden und nach einem Wunsch beginnt jede „Visite“ der Grünen Damen. Manche Patienten lassen sich etwas besorgen: ein Stück Kuchen, die Anmeldung des Telefons oder ein Buch aus dem Fundus, der im Zimmer der Grünen Damen vorgehalten wird. „Nein, alles bestens. Aber so nette Gesichter sieht man immer gerne“, pariert ein Patient lächelnd. Ob er denn Besuch bekommt?, fragt Brigitte Eul. „Ja, und zu Ostern kann ich hoffentlich auch wieder nach Hause.“

Im Zimmer nebenan freut sich auch Winand Krupp über den Besuch. „Ach ja, die Zeitung hätte ich gerne“, sagt er. Brigitte Eul geht los, und keine fünf Minuten später hat der 80-Jährige seine Lieblingslektüre. Wie viele Patienten an diesem Tag ist auch der Heisterer voll des Lobes über den Besuchsdienst. Seine Frau komme ja jeden Nachmittag, sagt er. Dennoch sei es schön, auch zwischendurch Hilfe in Anspruch nehmen zu können. „Was soll man machen, wenn man flach liegt?“, so Winand Krupp, der auch den Plausch genießt über Dies und Das und die Kommunion des Enkelkindes, auf die er sich besonders freut.

„Unsere Hauptaufgabe ist es, zuzuhören“

Immer wochentags gehen die Grünen Damen von Zimmer zu Zimmer, erledigen kleinere Einkäufe oder Gänge zur Rezeption. Zuvor melden sie sich im Stationszimmer, fragen, ob es Besonderes zu beachten gilt. Wichtig auch: die Hygienevorschriften. Hände desinfizieren vor und nach jedem Besuch gehört dazu, zum Schutz der Patienten. Wird jemand plötzlich eingeliefert, sorgen die Grünen Damen für Wäsche und Kleidung, die immer vorgehalten wird.

„Beim Nachschub hilft die Caritas-Kleiderkammer“, so Lilli Fiest. Schließlich könne ein Notfall vorliegen, bei dem ein Patient ohne eigene Sachen in die Klinik gebracht werden muss. Und: Nicht jeder habe Familie am Ort. Was, so Brigitte Eul, auch für manche ältere Patienten gilt: „Oft leben die Kinder weiter weg. Und ältere Menschen haben zugleich Ängste, jemandem zur Last zu fallen.“ Auch dann helfen Zuwendung und Verständnis.

Initiiert wurde der Krankenhausbesuchsdienst 1992 von Karin Nasner. Nach Vorgesprächen mit der Krankenhausleitung veröffentlichte sie in der Honnefer Volkszeitung einen Aufruf. Auf den meldete sich unter anderem Lilli Fiest, eine Grüne Dame der ersten Stunde in Bad Honnef. Apropros Grüne Damen? Grüne Herren wären ebenfalls sehr willkommen. Gerade jetzt spiele ein Patient mit dem Gedanken, mitzumachen.

Kein Einzelfall: Oft waren es eigene Krankenhausaufenthalte, die den Aktiven den Besuchsdienst näherbrachten – und sie motivierten, sich darin zu engagieren. Was sie dazu gebracht hat? „Ich wäre gerne Krankenschwester geworden, aber das ging gesundheitlich nicht“, erzählt die 73-jährige Lilli Fiest. Einmal dabei, sind es die Patienten selbst, die immer wieder motivieren. „Viele sind sehr dankbar“, so Elvira Fieber. „Und es ist eben einfach ein schönes Gefühl, wenn man geholfen hat. Dann kommt oft: 'Ach, bleiben Sie doch noch'“, sagt Zohra Hähnlein (70), die nach ihrer Laufbahn als Fremdsprachenkorrespondentin dazu stieß und im Krankenhaus auch schon mehrfach dolmetschte.

Die Grünen Damen, die übrigens der Schweigepflicht unterliegen, sind auch organisatorisch bestens aufgestellt. Der Einsatzplan zeigt: Jede Station ist an jedem Wochentag betreut. Ist eine der Damen verhindert, springt eine andere ein. Und wenn ein Patient keinen Besuch will? „Das respektieren wir natürlich, immer“, so Lilli Fiest.

Einmal im Monat findet ein Erfahrungsaustausch statt, auch mit der Pflegedienstleitung. Natürlich werde man mit Problemen konfrontiert, etwa, wenn ein Patient schwer erkrankt ist und nicht weiß, wie er es den Angehörigen sagen soll. „Es gibt Dinge“, so Brigitte Eul, „die nimmt man schon mit nach Hause.“

Wichtig neben dem guten Miteinander, das mit dem medizinischen Team bestehe, seien Fortbildungen durch die Cura zu Themen wie Demenz oder Gesprächsführung am Krankenbett. Davon profitieren sollen, geht es nach dem Team, weitere neue Mitglieder. Denn: Auch beim Krankenhausbesuchsdienst scheiden aus Altersgründen immer wieder Ehrenamtliche aus. Was man für das Ehrenamt mitbringen müsse? Lilli Fiest: „Ganz einfach: Zeit, Geduld und zuhören können. Denn unsere Hauptaufgabe ist es, den Menschen zuzuhören.“

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