Chance 7 im Siebengebirge Ein Tunnel für die Kröten

SIEBENGEBIRGE · Der Harvester leistet dieser Tage auf der Komper Heide bei Eudenbach ganze Arbeit. Die Holzerntemaschine rückt den Fichten zu Leibe, damit hier später einmal wieder eine blühende Heidelandschaft entstehen kann.

 Malerisch: Das Weingut Menzenberg wird saniert. Unweit könnten wieder Rebflächen entstehen.

Malerisch: Das Weingut Menzenberg wird saniert. Unweit könnten wieder Rebflächen entstehen.

Foto: Claudia Sülzen

Die erste Maßnahme des Naturschutzgroßprojekts im Staatswald unmittelbar an der Landesgrenze zu Rheinland-Pfalz beweist: "Chance 7" ist nach fünf Jahren endlich in der Umsetzungsphase angekommen.

  • Amphibientunnel: Bereits in den kommenden Wochen wird ein zweites Projekt gestartet. Auf der K 25, der "Krötenstraße" zwischen dem Heisterbacher Tal und Vinxel, werden Amphibientunnel gebaut. Ende des Monats ist Submissionstermin der laufenden Ausschreibung für die Baumaßnahme, auf die die Krötenfreunde rund um Vinxel seit Jahrzehnten gewartet haben. Dann endet die Zeit, in der sie die Amphibien an den Fangzäunen einsammelten und in Eimern über die Straße trugen oder die Straße gar gesperrt werden musste. "Wir wollen mit der Maßnahme noch in diesem Jahr beginnen", sagt Chance 7-Projektleiter Georg Persch. Die sechs rund 80 Zentimeter breiten Tunnel und die Bauwerke in den Böschungen, die die Kröten zu den Tunneln leiten, werden in zwei Abschnitten gebaut, zunächst in dem zur L 490 gelegenen Bereich, später dann Richtung Heisterbacher Tal. In einem dritten Bauabschnitt lässt der zuständige Landesbetrieb Straßen NRW weitere Tunnel unter der L 490 bauen.
  • Frankenforster Weiher: In Zusammenhang mit den Amphibien steht eine weitere Maßnahme, bei der der nahe gelegene Frankenforster Weiher, zu dem die Kröten zum Laichen wandern, vorübergehend leer gefischt wird, um die gefährdete Wasserpflanze "Zartes Hornblatt" zu retten.
  • Waldlandschaft südliches Siebengebirge: Anfang Oktober ist der Honnefer Stadtwald Gesprächsgegenstand bei einem Termin zwischen der Honnefer Verwaltung und der Projektleitung. "Wir werden ein Gutachten in Auftrag geben, das die wirtschaftlichen Auswirkungen für die Stadt beleuchtet", so Persch. Anschließend müsse die Politik entscheiden, ob sie die Angebote des Projektteams annimmt. Neben einem Umbau von Teilen des Stadtwaldes geht es um die Erweiterung vorhandener Biotope im Siebengebirge, der Dachsbergheide und alter Steinbrüche am Dachsberg.
  • Kulturlandschaft Rheinhänge Menzenberg: Nach einem Eigentümerwechsel möchte die Projektleitung die Gespräche über die Wiederherstellung eines Weinberges und des historischen Landschaftsbildes wieder aufnehmen.
  • Weinbergs-Pfirsichallee am Adenauerweg: Auf dem Weg zum Ulanendenkmal in Rhöndorf, wo jetzt noch Haselbüsche stehen, soll eine Allee mit Weinbergs-Pfirsichbäumen entstehen. Die Maßnahme soll bald ausgeschrieben werden. Die Dauerpflege soll der Bürger- und Ortsverein Rhöndorf übernehmen.
  • Streuobstwiesen Oberdollendorf: Ähnlich wie in Menzenberg geht es hier um die teilweise Wiederherstellung des alten Landschaftsbildes. Dabei soll auf der jahrzehntelangen engagierten Arbeit der Bürgerinitiative Naturschutz Siebengebirge (BNS) und der Biostation aufgebaut werden. "Unser Ziel ist es, einen Korridor von Oberdollendorf bis zum Jugendhof zu erreichen, wo früher Weinbergsflächen waren", sagt Persch. Zurzeit ist man noch mit der Recherche der Eigentümer beschäftigt. "Das ist kein leichtes Unterfangen, weil es hier viele Kleinstparzellen gibt", so Persch. Zurzeit kristallisiere sich bereits heraus, dass die Eigentümer eher an einem Verkauf der Flächen als an Pachtverträgen interessiert sind. "Sobald wir ein paar zusammenhängende Flächen haben, können wir loslegen", kündigt der Projektleiter an. Allerdings solle dies sehr behutsam geschehen, weil sich das Landschaftsbild zum Teil erheblich verändern wird.
  • Eisbachtal: Hier ist das Projektteam in guten Verhandlungen mit einem Landwirt, der seine Flächen für eine Gewässerrenaturierung und die Entwicklung von artenreichem Grünland zur Verfügung stellen möchte.
  • Bennerscheider Heide: Ähnlich wie auf der Komper Heide soll die alte Heidelandschaft durch Auflichten des Kiefern- und Fichtenwaldes wiederentwickelt werden. Es handelt sich um ein Gemeinschaftsprojekt mit der Forstbehörde und dem Rheinischen Amt für Bodendenkmalpflege, da sich hier einst Gruben befanden.
  • Nachtigallental: "Chance 7" hat seine Unterstützung bei der Renaturierung des Hitelbaches im Nachtigallental angeboten. Dadurch, dass neben der NRW-Stiftung und dem BUND als Eigentümern auch die Kommune, der Forst und die Wasserbehörde beteiligt sind, sind sehr viele Akteure gefragt. "Das ist ein schwieriges Thema. Wir stehen noch ganz am Anfang", sagt Persch.
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort