Hilfe für die Opfer des Nepaler Erdbebens Eine Herzensangelegenheit

ITTENBACH · "Es ist dort jetzt alles zerstört." Nikki Subedi hat Tränen in den Augen, wenn sie über ihre Heimat spricht. Die 26-jährige Studentin ist dort geboren, wo vor knapp zwei Wochen die Erde bebte und mehr als 7000 Menschen starben: in der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu.

 Enorme Verwüstung in Kathmandu: Eine junge Frau geht an bei dem schweren Erdbeben zerstörten Häusern vorbei.

Enorme Verwüstung in Kathmandu: Eine junge Frau geht an bei dem schweren Erdbeben zerstörten Häusern vorbei.

Foto: dpa

Gemeinsam mit ihrem Mann Ralph Senkel, Inhaber des Hotels "Sängerhof" in Ittenbach, hat die junge Frau nun eine Benefizveranstaltung organisiert, um Spenden für ihre Landsleute zu sammeln. Am heutigen Freitag, 8. Mai, gibt es im Sängerhof einen nepalesischen Abend - der Erlös fließt zu 100 Prozent an die Erdbebenopfer-Hilfe der Deutsch-Nepalesischen Gesellschaft und soll konkret den Einwohnern eines kleinen Dorfes zugutekommen, bei denen die internationale Hilfe bislang noch nicht eingetroffen ist.

Kennengelernt haben sich die Studentin und der Hotelier vor einem Jahr, als die damals 25-Jährige einen Job suchte. Schnell wurde aus Freundschaft Liebe, vor sechs Monaten reisten beide dann nach Nepal, um in einer hinduistischen Zeremonie den Bund fürs Leben zu schließen - "in einem kleinen Tempel in einem Bergdorf", erinnert sich Senkel. Wie es dort heute nach der Katastrophe aussieht, vermag er sich nicht vorzustellen.

Die Nachricht von dem Beben erreichte das Paar in den Mittagsstunden zu Hause in Ittenbach: "Es war ein Riesenschreck für uns. Zuerst wussten wir ja gar nicht genau, wie schlimm die Schäden genau waren, da die Informationen so spärlich eintrudelten." Dem ersten Schreck folgte große Angst: "Wenn man die Bauweise und die engen Straßenzüge dort kennt, muss man mit dem Schlimmsten rechnen", sagt Senkel und drückt die Hand seiner Frau ganz fest. Da die Telefonleitungen unterbrochen waren, konnte Nikki erst am nächsten Tag - nach endlos vielen bangen Stunden - Kontakt zu ihrer Familie aufnehmen. Die gute Nachricht: Alle haben überlebt.

Die schlechte: Die Zerstörungen sind immens. "Mein Onkel lebt in einem kleinen Dorf. Dort gibt es jetzt kein Haus mehr", berichtet die junge Frau. Wie unzählige andere besitzt die Familie nur noch, was sie am Leib trug, als die Erde bebte. Da die Nächte in dem Land am Himalaya empfindlich kalt werden, gibt es nun viele Menschen, die frieren. Viele Angehörige von Nikki Subedi leben in Kathmandu. "Meine Mutter hat nur schnell das Nötigste in eine kleine Tasche gepackt und dann die Wohnung verlassen." Nach vielen Nächten draußen auf der Straße ist sie aber nun zurückgekehrt, "doch die Angst bleibt".

Viele Freunde in Kathmandu würden über Risse und Schäden an den Häusern berichten, doch trotz der drohenden Einsturzgefahr zieht es die Menschen in ihre Wohnungen zurück. "Man kann nicht mehr ohne Mundschutz über die Straße gehen, weil es so bestialisch stinkt", erzählt Nikki, was ihr ihre Nichte am Telefon berichtet hat. "Die Kinder können auch nicht mehr zur Schule gehen, die Einrichtungen bleiben mindestens einen Monat geschlossen."

Bereits vor einigen Tagen hat die Studentin gemeinsam mit Freundinnen aus Nepal am Bonner Friedensplatz Spenden für die Erdbebenopfer gesammelt. "Die Hilfsbereitschaft war sehr groß", berichtet sie. So entstand auch die Idee für den Benefizabend: "Wir bieten einen nepalesischen Spezialitätenteller an und um 21 Uhr gibt es einen Bildvortrag über Nepal mit vielen Hintergrundinfos", so Senkel.

In der Küche werden an diesem Abend Nikki und vier weitere nepalesische Frauen stehen. Natürlich darf das Nationalgericht Momo nicht fehlen: eine Art Maultaschen mit einer Füllung aus Geflügelhack. Koriander und Gewürzmischungen, die Nikki aus ihrer Heimat mitgebracht hat, sorgen für den typischen Geschmack. "Vorweg gibt es den traditionellen Chai-Tee, für den Teepulver, Wasser, Milch und Zucker gemeinsam aufgekocht werden", ergänzt Senkel. Er selbst wird den Vortrag halten und zahlreiche selbst aufgenommene Bilder aus Nepal zeigen - einem Reiseland, von dem zu schwärmen der Ittenbacher nicht müde wird. Die Erbebenopfer zu unterstützen ist ihm eine Herzensangelegenheit: "Es ist angesichts der vielen Millionen, die fließen, nur ein kleiner Tropfen. Aber ein kleiner Tropfen höhlt den Stein."

Der Nepal-Benefizabend beginnt am Freitag um 17 Uhr im Sängerhof, Kirchstraße 35, in Ittenbach. Der Bildvortrag findet gegen 21 Uhr statt. Der Eintritt ist frei. Es wird um eine Tischreservierung unter Tel. 0 22 23/90 61 07 gebeten.

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