„Frühe Hilfen“in Königswinter Eine Kontaktbörse für Eltern

Königswinter · Die Koordinierungsstelle Frühe Hilfen in Königswinter unterstützt Eltern bei der Suche nach Gleichgesinnten. Viele frischgebackene und werdende Eltern sind pandemiebedingt isoliert.

 V.l.n.r.: Anna Malorny mit Merle, Koordinatorin Ute Berledt-Dörr, Heike Jüngling, Dezernentin der Stadt Königswinter, und Sabrina Wegge mit Felix.

V.l.n.r.: Anna Malorny mit Merle, Koordinatorin Ute Berledt-Dörr, Heike Jüngling, Dezernentin der Stadt Königswinter, und Sabrina Wegge mit Felix.

Foto: Frank Homann

Die Chemie stimmte sofort zwischen Sabrina Wegge und Anna Malorny – und das, obwohl die beiden jungen Mütter von fremder Hand sozusagen „verkuppelt“ wurden. Allerdings nicht „undercover“, sondern ganz gezielt: Beide haben Anfang des Jahres ein Baby bekommen, beide konnten aufgrund des Corona-Lockdowns an keinen Angeboten für frischgebackene Eltern teilnehmen, beide sehnten sich nach Austausch mit Gleichgesinnten. Ute Berledt-Dörr von der Koordinierungsstelle Frühe Hilfen in Königswinter brachte die beiden zusammen – eine erste erfolgreiche Kontaktvermittlung im Rahmen des neuen Angebots „Come Together“.

„In Pandemiezeiten ist es nicht leicht, neue Kontakte zu knüpfen“, weiß Berledt-Dörr. Viele Gruppenangebote rund um Babys und Kleinkinder sind weggebrochen oder finden nur online statt – „All diese wichtigen Treffen, wo man Gleichgesinnte treffen kann.“ Das gilt auch für die Angebote der Frühen Hilfen. „Unser Eltern-Kind-Café ist geschlossen, auch die Baby-Willkommensbesuche konnten nicht mehr persönlich stattfinden.“ Die Schließung der Geburtenstation im Bad Honnefer Krankenhaus mache die Situation nicht einfacher: „Aus unserer Sicht ist das sehr zu bedauern. Viele Angebote vor Ort fallen weg, bei vielen Frauen schürt das auch Ängste.“ Besonders für Erstlingseltern ist es zurzeit eine schwierige Situation. „Viele haben sich bei uns gemeldet und gefragt, wo denn Online-Kurse stattfinden.“ Die Erfahrung zeige aber, dass diese keine persönlichen Treffen ersetzen können. „Die Mütter suchen wirkliche Kontakte, Gleichgesinnte.“ So entstand gemeinsam mit Malorny die Idee, entsprechende Anfragen aufzunehmen und „Tandems“ zu bilden. „Jeder, der sich einen Kontakt zu anderen Müttern oder Vätern wünscht, kann sich melden. Wir gucken dann, ob wir Tandempaare zusammenbekommen und tauschen Adressen aus“, erklärt Berledt-Dörr. Ob daraus tatsächlich Treffen oder sogar eine Freundschaft resultieren, liegt allerdings nicht in ihrer Hand: „Wir möchten einfach den ersten Stein ins Rollen bringen.“

Bei Malorny und Wegge hat alles gepasst – vom ersten Treffen an. Mittlerweile ist eine Freundschaft zwischen den Familien aus der Altstadt und aus Willmeroth entstanden. Einmal wöchentlich besuchen sich die beiden mit ihren Kindern Merle, sechs Monate, und Felix, fünf Monate: „Wegen Corona machen wir alles draußen, wir sind immer unterwegs.“ Die beiden Mütter schreiben sich fast täglich, tauschen Tipps aus und fragen sich gegenseitig um Rat, „als Felix zum Beispiel einmal partout nicht schlafen wollte“, erzählt Wegge. Sie ist erst vor zwei Jahren mit ihrem Mann nach Königswinter gezogen und umso glücklicher über die neu entstandene Freundschaft. „Wir kannten hier ja noch kaum jemanden.“ Dass beide Frauen von Beruf Zahnarzthelferin sind, ist Zufall, war aber das Tüpfelchen auf dem i.

Berufe und andere Angaben werden bei der Aufnahme der Daten von Kontaktsuchenden nicht abgefragt. „Ich habe lange darüber nachgedacht, aber es soll ja ein niederschwelliges Angebot sein“, so Berledt-Dörr. Die Lebensgeschichte aufzählen zu müssen, könnte da abschreckend wirken. Eine Rolle spielt jedoch das Alter der Kinder, der Wohnort und ob es ein Problem darstellt, wenn ein Tandempartner im Bergbereich, der andere im Tal wohnt. Malorny und Wegge sehen dies eher als Bereicherung: „So lernt man mal was Neues kennen.“ Während Wegge Erstlingsmama ist, hat Malorny neben Tochter Merle noch zwei Kinder. Trotzdem ist der Austausch mit jemandem „auf gleicher Augenhöhe und in gleicher Lebenslage“ auch für sie wichtig. „Es ist auch beim dritten Kind alles wieder neu und es ändert sich ja auch im Laufe der Jahre vieles.“ Das „Come Together“-Angebot der Frühen Hilfen soll daher auch über Corona hinaus Bestand haben.

„Es gibt auch Frauen, für die sind Gruppen nicht das Passende“, weiß Berledt-Dörr. „Gerade nach der Geburt des ersten Kindes befinden sich Mütter oft in einer sensiblen Phase; manche scheuen Treffen.“ Neun Namen hat Berledt-Dörr zurzeit auf ihrer Liste stehen, „vier davon sind bereits vermittelt.“ Sie hofft, dass es bald noch viel mehr werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort