Schifferkrippe in Niederdollendorf Eine Krippe für die Schiffer und Fährleute

Niederdollendorf · Maria und Josef suchten Herberge nicht in einem Stall, sondern an Bord eines Frachtschiffes: So zumindest zeigt es die außergewöhnliche Heimatkrippe, die jetzt wieder in der Kirche Sankt Michael in Niederdollendorf zu sehen ist.

 Die Heimatkrippe in Niederdollendorf verlegt die Weihnachtsgeschichte an Bord eines Schiffes.

Die Heimatkrippe in Niederdollendorf verlegt die Weihnachtsgeschichte an Bord eines Schiffes.

Foto: Frank Homann

Die Zeiten, in denen die Rheinschifffahrt viele Menschen in Niederdollendorf in Lohn und Brot gebracht hat, sind zwar längst vorüber, doch auch heute noch spricht man hier vorm „Dorf der Schiffer und Fährleute“. Kein Wunder also, dass in Niederdollendorf keine gewöhnliche, sondern eine ganz besondere, nämlich eine „maritime“ Weihnachtskrippe bewundert werden kann.

Maria und Josef haben hier nicht etwa Obhut in einem Stall gefunden, vielmehr erblickt das Jesuskind auf einem historischen Frachtschiff das Licht der Welt. Die außergewöhnliche, handgearbeitete Schifferkrippe mit ihren unzähligen Figuren und vielen liebevollen Details wird Jahr für Jahr von Krippenbauer Paul Peter Schmidt und seinen Mitstreitern Udo Odenstein, Karl Gerdhabing, Thomas Pooth und Heinz Lütz in der katholischen Kirche Sankt Michael aufgebaut.

Idee zur Krippe entstand Ende der 1980er Jahre

Komplett zu sehen ist sie natürlich erst ab Heilig Abend, aber eine Krippenbesichtigung lohnt bereits jetzt: Zurzeit nämlich ist „Mariä Empfängnis“ als Szene dargestellt, ab dem dritten Advent begeben sich Maria und Josef dann auf Herbergssuche – um rechtzeitig am 24. Dezember an Bord des Krippenschiffs zu gehen. Es gibt also immer wieder etwas Neues zu entdecken in der Krippenlandschaft, auch wenn es zurzeit am „Ufer“ noch eher beschaulich zugeht.

Die Idee zu der Krippe hatte Ende der achtziger Jahre der Königswinterer Pfarrer Georg Kalckert, der sich mittlerweile im Ruhestand befindet. Es war sein Wunsch, die Krippe stärker in die örtliche Umgebung, also in das Dorf der Schiffer und Fährleute, einzubringen.

Für eine „Heimatkrippe“ musste ein Schiff her, und das schuf der Schreiner Peter Schützeichel aus Oberdollendorf in fast zweijähriger Bauzeit und rund 600 Arbeitsstunden. Angefertigt ist es nach dem Vorbild eines Frachtschiffs, das um 1830 in Mondorf und Schwarzrheindorf gebaut wurde und als erstes Segelschiff einst regelmäßig Fracht und Personen zwischen Amsterdam und Köln hin- und hertransportierte. Ein Modell der sogenannten „Samoreuse“ kann im Maßstab 1:25 im Kölnischen Stadtmuseum bewundert werden.

120 Meter Seil und 680 Knoten

Pünktlich zu Weihnachten 1991 schipperte der etwas kleinere, aber nicht weniger originalgetreue Nachbau aus Niederdollendorf erstmals in seinen Hafen in „Sankt Michael“ ein. Rumpf, Aufbauten und Masten sind aus Birken-, Linden und Kiefernholz angefertigt. Für das Schiff verarbeitete Schützeichel zudem 120 Meter Seil.

Viel Fingerfertigkeit und auch einiges an Seemannswissen war bei den 680 Knoten erforderlich, die originalgetreu nachgebildet wurden. Die Schreiner- und auch die Schlosserarbeiten erledigte der Oberdollendorfer Künstler, die Malerarbeiten teilten sich Johann Leyendecker und Bettina Goebel aus Bockeroth.

Während das Krippenschiff sozusagen auf Reede lag, wurden zeitgleich die Krippenfiguren, die das Geschehen erst richtig lebendig machen, in zwei Arbeitsgruppen unter Anleitung von Annemarie Ohlert aus Vinxel modelliert und angezogen. In mühevoller Kleinarbeit formten neun Frauen und zwei Männer unzählige Miniatur-Köpfe, Füße und Hände aus Plastika, Cernit und Fimo.

Zehn Stunden Arbeit für eine Figur

Für jeden Korpus wurde ein Drahtgestell mit Korken, Bambusstäbchen und Perlen angefertigt. Rund zehn Stunden Arbeit stecken in einer einzigen Figur und jede einzelne ist nicht nur ein Unikat, sondern ein richtiges Kunstwerk. Selbst die Kleidung, von der Kapitänsmütze über die gestärkten weiße Schürzen der Wäscherinnen bis hin zum schneeweißen Fellbesatz des Königsmantels und dem Matrosenoutfit, ist sämtlich von Hand gearbeitet und genäht.

Passend zum heimischen Szenario tummeln sich in der Krippenlandschaft nämlich Fischer, Schiffer und Fährleute, Wäscherinnen, Winzer, Küfer, Fassbinder und Holzfäller. Auch die damals noch übliche Großfamilie mit Eltern, Großeltern und vielen Kindern ist im weihnachtlichen Trubel am Ufer vor dem Krippenschiff zu sehen. Und natürlich werden auch rechtzeitig zum 24. Dezember wieder die Heiligen Drei Könige mitsamt Kamel den Weg ins rheinische Nazareth finden.

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