Biblische Erzählfiguren in Heisterbacherrott Eine Sprache, die zu Herzen geht

HEISTERBACHERROTT · Sie brauchen keinen Mund, um auszudrücken, was sie fühlen – keine Augen, deren Blick Freude, Angst oder Kummer verrät. Es ist ihr Körper, der spricht.

 von links: Susanne Müller, Angela Lehmann, Jutta Bredenbach

von links: Susanne Müller, Angela Lehmann, Jutta Bredenbach

Foto: Susanne Müller, Angela Lehmann, Jutta Bredenbach

Es sind die vor das Gesicht geschlagenen Hände, der stolze, aufrechte Gang, der mühsam gebeugte Rücken oder der demütig gesenkte Kopf. Biblische Erzählfiguren sprechen eine Sprache, die jeder versteht und die direkt zu Herzen geht. Sie machen die Geschichten des Neuen und des Alten Testaments lebendig und begreifbar.

Eine eindrucksvolle Ausstellung mit den handgearbeiteten Figuren ist derzeit in der katholischen Kirche in Heisterbacherrott zu sehen. Unter dem Titel „Biblische Frauengestalten“ werden in 14 liebevoll arrangierten Szenen die zentralen Erlebnisse im Leben unterschiedlicher Frauen aus der Bibel anschaulich dargestellt.

„Nachdem in unseren letzten beiden Ausstellungen immer Männer im Vordergrund standen, wollten wir uns dieses Mal den Frauen in der Bibel widmen“, erklärt Jutta Bredenbach, die den Ökumenischen Arbeitskreis Biblische Erzählfiguren leitet. Gemeinsam mit Susanne Müller, Angela Lehmann, Andrea Keck, Marie-Theres Schiefer, Ingrid Landsberg und Toni Schanze hat sie die Ausstellung – die insgesamt vierte ihrer Art – in anderthalbjähriger Arbeit vorbereitet.

Wichtig war es den sieben Künstlerinnen dabei, nicht nur bekannte Personen wie Eva, Maria oder Elisabeth „sprechen“ zu lassen, sondern auch die Geschichten von Frauen zu erzählen, die zwar in der Bibel erwähnt werden, aber keinen Namen haben. Allen Frauengestalten gemeinsam ist, dass sie aktiv geworden sind – sie gestalten, greifen ein, helfen, retten, wehren sich oder kämpfen, sie sind mutig, träumen von Gerechtigkeit und nehmen ihre eigenen Sehnsüchte und Bedürfnisse wahr.

„Eigentlich hatte jede von uns sofort eine Frauengestalt vor Augen, die sie darstellen wollte“, berichtet Bredenbach. Bei ihr war es die Purpurhändlerin Lydia, die sie beeindruckt hat, „weil sie damals schon eine berufstätige Frau war, die ein eigenes Geschäft und sogar Angestellte hatte“. Bei Susanne Müller indes war es Eva, „die sich die Freiheit genommen hat, zwischen Gut und Böse zu wählen, auch wenn diese Entscheidung bedeutete, das Paradies aufzugeben“. Besucher der Ausstellung können grüne Ordner ausleihen, in denen neben den biblischen Texten zu den einzelnen Frauen auch meditative Gedanken und Gebete nachzulesen sind. Zudem ist ein bebildertes Begleitbuch käuflich zu erwerben.

Insgesamt kommen bei der Ausstellung 56 biblische Erzählfiguren zum Einsatz – in jeder einzelnen stecken rund neun bis zehn Stunden Arbeit. Das Besondere an den rund 30 Zentimeter großen Figuren sind die individuell geformten Hartschaumköpfe ohne Gesicht. Ein bewegliches Sisaldrahtgestell im Innern ermöglicht es, durch unterschiedliche Körperhaltung immer wieder neue Emotionen auszudrücken. Von Hand gefertigt ist auch die Kleidung, die der Mode vor 2000 bis 3000 Jahren entspricht.

Eine Menge Fantasie und Liebe zum Detail haben die sieben Künstlerinnen des Arbeitskreises auch bei der Darstellung der einzelnen Szenen walten lassen: So galt es im Vorfeld, Hintergrundbilder zu malen, Kulissen zu basteln und passende Requisiten zu suchen, um die Szenen möglichst anschaulich und authentisch darzustellen.

Lange hat Bredenbach bei der Darstellung der Szene um die Purpurhändlerin Lydia nach Schneckenhäusern gesucht, die denen der Murex-Schnecke ähneln, aus denen einst der lila Farbstoff gewonnen wurde. Esther, die Königin, wiederum kniet in einem Palast, der aus Gips und Pappmaschee angefertigt wurde. Auf einem schmalen Holztisch stehen winzige getöpferte Becher, Krüge und Schalen.

Und für die Darstellung der Eva im Paradies zum Beispiel wurden eine Schlange und leuchtend rote Äpfel aus Filz genäht. „Das Schöne an unserer Gruppe ist, dass die Begabungen so toll verteilt sind“, sagt Bredenbach. So könne die eine wunderbar malen, die andere gut nähen, wieder andere haben ein besonderes Händchen fürs Basteln. „Und Angela Lehmann hat für uns die wunderbaren Begleittexte geschrieben.“

Die Ausstellung

Die Ausstellung ist noch bis zum30. März in der katholischen Kirche St. Judas Thaddäus, Dollendorfer Straße 365, in Heisterbacherrott zu sehen. Geöffnet ist mittwochs und samstags in der Zeit von 15.30 bis 17.30 Uhr sowie sonntags von 12.30 bis 16 Uhr.

Führungen für Gruppen sind außerhalb dieser Zeiten nach Anmeldung bei Jutta Bredenbach, 0 22 44/91 21 25, per E-Mail: jutta.bredenbach@web.de, möglich. Zudem bietet Bredenbach an den Wochenenden 22./23. April sowie 4./5. November Werkkurse zur Herstellung biblischer Erzählfiguren an. Weitere Infos im Internet unter www.figurenwerkkurs.de.

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